Wiesbaden(nh). Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Dr. Daniela Sommer, hat die Landesregierung im Rahmen einer Kleinen Anfrage um Auskunft zu den Praxiseinheiten im Medizinstudium gebeten. Mit Blick auf die nun erfolgte Antwort der Landesregierung sagte Sommer: „Im Medizinstudium haben Studierende bereits früh die Möglichkeit, Einblicke in den ärztlichen Arbeitsalltag zu erhalten. Dies erfolgt durch praktische Einheiten im klinischen und auch vorklinischen Studienabschnitt sowie im abschließenden Praktischen Jahr (PJ). Dass diese Einblicke in verschiedenen Einrichtungen und auf unterschiedlichen Versorgungsebenen (Klinik, Ambulanz, Lehrkrankenhäuser, Lehrpraxen, Skills Lab/Simulations-Zentren) stattfinden, ist gut so und daher auch in der Approbationsordnung festgeschrieben. Minister Rhein sieht zwar keinen Handlungsbedarf, doch die Forderungen der Medizinstudierenden machen den Wunsch nach größerer Praxisnähe deutlich. Als hessischer Wissenschaftsminister auf die Praxisnähe des Studiums nicht weiter eingehen zu wollen ist wirklich bedauerlich – zumal das Thema zentral für die Reformbemühungen des Studiums auf Bundesebene ist.“ Dr. Sommer berichtete von einer weiteren Anfrage zum Praktischen Jahr (PJ), bei der die Erfahrungsberichte der Studierenden mit der Antwort des Ministers schwerlich vereinbar seien. Dort heißt es in Bezug auf die PJ-Seminare zum Beispiel in Frankfurt: „Veränderungsbedarf wurde nicht mitgeteilt”. „Dabei haben gerade die Frankfurter Medizinstudierenden erst kürzlich genau wegen dieser Aspekte zu einer großen Demonstration aufgerufen und im Zuge dessen PJ-Seminare als einen zentralen Punkt adressiert. Insgesamt werden den Beschwerden der Studierenden zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht“, sagt Sommer, die sich wünscht, dass Problemhinweise nicht einfach nivelliert werden. Viele der Antworten auf die Anfrage zum Praktischen Jahr fielen kurz und technokratisch aus. Eine politische Stellungnahme zu dem von den Studierenden geforderten Höchstsatz der Aufwandsentschädigung bleibe das Ministerium für Wissenschaft und Kunst schuldig. „Studierende wünschen sich mehr Praxis im Studium und einen Studientag im PJ. Dieser wurde in Frankfurt bereits 2013 auf 5 Stunden pro Woche reduziert und muss zudem im Krankenhaus verbracht werden. In den Krankenhäusern fehlen jedoch zum überwiegenden Teil die Möglichkeiten zum Lernen und Nachbereiten. Das fängt beim Fehlen von adäquaten Räumlichkeiten an und hört bei fehlenden Recherchemöglichkeiten (Fachliteratur, benutzbare PCs) nicht auf. Hier muss sich auf jeden Fall etwas tun. Dass dies geht, zeigen viele gute Beispiele, allen voran die Universitäten Gießen und Marburg, bei denen der Studientag bereits gelebte Praxis ist“, so Daniela Sommer. Als billige Arbeitskraft dürften Studierende grundsätzlich nicht ausgenutzt werden, dem wirkten aber auch die verbindlichen PJ-Logbücher und die systematische Anwendung der Qualitätskriterien bereits entgegen, so Minister Rhein. Einige Stationen aber sind regelrecht von der zusätzlichen Arbeitskraft der Medizinstudierenden im PJ abhängig, sodass Studientage außerhalb der Kliniken teilweise nicht gewährt werden. „Es gibt Handlungsbedarf – Minister Rhein sollte gemeinsam mit den Universitäten Verbesserungen anstreben“, sagte Sommer.