Mehr psychologische Hilfen bei Einsatznachsorge notwendig
Seeheim-Jugenheim(nh). „Das ehrenamtliche, flächendeckende System im Brand- und Katastrophenschutz genießt in Hessen eine hohe Anerkennung durch die Bevölkerung. Schnelle Hilfe für jeden Menschen, unabhängig von Nationalität, Herkunft, Religion oder Geschlecht, ist dabei das Credo der Feuerwehren und wird landesweit über 70.000 Mal im Jahr gelebt. Doch immer neue Bedrohungslagen, etwa durch Terror und Naturkatastrophen, machen es notwendig, dass die Feuerwehren weiterhin und nachhaltig unterstützt werden, um die heutigen
Anforderungen umfassend bewältigen zu können.“ Dieses machte der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Hessen (LFV Hessen) Ralf Ackermann (Rodgau) in Seeheim-Jugenheim (Landkreis Darmstadt-Dieburg) im Rahmen der 63. Verbandsversammlung seiner Organisation deutlich, die landesweit 75.000 aktive Einsatzkräfte, rund 500.000 fördernde Mitglieder in 2.600 freiwilligen Feuerwehren, 27.000 Jugendfeuerwehrangehörige in 2.100 örtlichen Gruppen, sowie 57 Werkfeuerwehren und sechs Berufsfeuerwehren vertritt. Angesichts der zunehmenden schwierigen Gefahrenlagen, wie dies etwa auch bei Einsätzen mit terroristischem oder radikalem Hintergrund deutlich werde, sind die Rettungskräfte oft selbst den Gefahren und psychischen Belastungen ausgesetzt. Hinzu kommen zusätzlich beispielsweise tätliche Angriffe im Einsatz, massive Behinderungen am Unfallort und verbale Beschimpfungen (Beispiel Rettungsgasse). „Hier dürfen die hochprofessionellen Einsatzkräfte nicht allein gelassen werden und es muss eine Einsatznachsorge erfolgen. Dies steht auf dem Programm des Landesfeuerwehrverbandes. Ein Pilotprojekt soll dafür sorgen, Hilfen und Beratungsangebote zur Stärkung der Einsatzkräfte zu erhalten. Denn nur so wird man weiterhin gemeinsam stark sein”, betonte Ackermann.
Finanzierung des Brandschutzes und des Bundeskatastrophenschutzes Bei der Finanzierung des Brandschutzes sieht der LFV Hessen zudem einige Defizite, „denn neue Einsatzfahrzeuge sind unerlässlich für ein funktionierendes Gefahrenabwehrsystem.“ Kritisiert werden zu langwierige Antragswege und Bewilligungsbescheide und ein aktueller „Antragsstau beim Land von derzeit über 60 Fahrzeugen. Die Kommunen als Träger des örtlichen Brandschutzes benötigen hier mehr Planungssicherheit.“ Absolut untragbar, so Ackermann, ist die Situation beim Bundeskatastrophenschutz. Längst fällige Ersatzbeschaffungen bei den Löschfahrzeugen des Bundes, die wiederholt versprochen wurden, sind bis heute nicht umgesetzt. Hessen hat kein Bundeslöschfahrzeug in den letzten Jahren erhalten, Altfahrzeuge sind ersatzlos wegfallen und schwächen den Bundeskatastrophenschutz. Bei der flächendeckenden Einführung des Digitalfunks sieht der LFV Hessen insgesamt eine positive Bilanz, „auch wenn noch einige weiße Flecken im Funkversorgungsnetz bestehen. Hier ist die Funkversorgung für die Sicherheit der Bevölkerung schnellstmöglich noch zu verbessern.“ Landesfeuerwehrschule und Jugendfeuerwehr-Ausbildungszentrum Der LFV Hessen unterstützt die neuen Ausbildungskonzepte an der Hessischen Landesfeuerwehrschule in Kassel, macht aber gleichfalls deutlich, dass „dies nicht zu Lasten der Qualifizierung der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen geschehen darf. Dabei muss auch gewährleistet sein, dass genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen.“ Nach dem Beschluss der Landesregierung, in Marburg-Cappel ein neues Jugendfeuerwehr-
Ausbildungszentrum zu bauen, forderte Ackermann erneut eine schnelle Umsetzung der Planungen bei der Stadt Marburg und dem Land, „die offenbar derzeit aus verschiedenen Gründen stockt.“ Auch das Thema „Feuerwehr und Schule“ konnte nach der zwischen dem LFV Hessen
und dem Hessischen Kultusministerium – und unter Mitwirkung des Innenministeriums – getroffenen Kooperationsvereinbarung weiter entwickelt werden. „Hier fehlen jedoch klare Vorgaben des Landes, um einen ähnlichen Status wie die Verkehrserziehung in den Schulen zu erhalten. Dies trifft übrigens auch auf die Brandschutzerziehung zu. Der Landesfeuerwehrverband fordert die Gleichstellung mit der Verkehrserziehung mit allen Konsequenzen.“
LFV-Präsident Ackermann rief alle politischen Kräfte, insbesondere die Landespolitik, die Parteien aber auch die Kommunen auf, weiterhin den intensiven Dialog zur Feuerwehr zu pflegen und echte Kooperationen zu praktizieren, denn „insgesamt ist die öffentliche Anerkennung, Wertschätzung und Akzeptanz der Feuerwehren in Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft noch ausbaufähig.