Schulkrankenschwester: Der ländliche Raum kommt mal wieder zu kurz

Symbolbild

 

 Wiesbaden(nh). Der 118. Deutsche Ärztetag forderte die Bundesregierung auf, die strukturellen und ökonomischen Voraussetzungen für den Einsatz von Schulgesundheitsschwestern zu schaffen. Die Einführung des Modellprojektes ist in Hessen zum Beginn des Schuljahres 2016/2017 geplant, berichtet Dr. Daniela Sommer, gesundheits- und pflegepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Ein Schwerpunkt sei auf Schulen mit einem Ganztagsangebot gelegt, um dort Akutversorgung von erkrankten und verletzten Personen auf dem Schulgelände, Betreuung chronisch kranker und behinderter Schülerinnen und Schüler, Früherkennung von Gesundheits- und Entwicklungsstörungen, Planung und Durchführung von Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen, unterrichtsbegleitende Unterstützung sowie die Beratung des Schulpersonals zu gesundheitsrelevanten Themen zu etablieren. Die Schulkrankenschwester nehme darüber hinaus die Funktion als Ansprech- und Vertrauensperson für alle Schülerinnen und Schüler, aber auch die Initiierung von Maßnahmen zur Umsetzung eines gesunden Schullebens durch interdisziplinäre Zusammenarbeit wahr.

Sommer erläutert, seit vielen Jahrzehnten seien vor allem in angloamerikanischen und skandinavischen Ländern spezialisierte Pflegekräfte in Schulen tätig, die als sogenannte School (Health) Nurses die Kinder und Jugendlichen in allen gesundheitlichen Angelegenheiten betreuen. Sie verweist auf Großbritannien und Israel, wo Schulkrankenschwestern fest zum Personalstamm von Schulen gehören. Sie freut sich, dass nun auch in Deutschland – so in Hessen Initiativen starten. Schulen, die bereits Schulkrankenschwestern etabliert haben, berichten, dass sich die Situation und das Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen an der Schule verbessert haben. Zudem haben die Eltern die Gewissheit, dass die Kinder während der Schulzeit auch medizinisch/pflegerisch betreut werden können, dies führe zu einer entsprechenden Entlastung von Eltern und Lehrkräften. Aus gesundheitspolitischer Perspektive verbinde Sommer die Hoffnung, über die Implementierung einer Schulkrankenschwester einen besseren Zugang zu sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen im Bildungs- und Gesundheitssystem herstellen zu können.  „Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche so früh wie möglich an gesunde Ernährung, Bewegung und einen gesunden Lebensstil herangeführt werden: Prävention gestern, erspart hohe Kosten der Kranken- und Pflegekassen morgen.“, sagt die gesundheits- und pflegepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Daniela Sommer. Sie moniert allerdings, dass die Modellprojekte lediglich in Frankfurt und Offenbach durchgeführt werden. Kultusminister Lorz (CDU) hatte in einer mündlichen Frage geantwortet, dass die Anzahl der Schulträger gering gehalten werden soll, eine räumliche Nähe aufweisen und Schulen mit mindesten 600 Schülerinnen und Schülern in Frage kämen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende ärgert sich: „Auch im ländlichen Raum haben wir Schulen mit einer Zahl von mehr als 600 Schülerinnen und Schülern. Die Argumente sind nur Ausreden. Um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen positiv zu unterstützen, braucht es nicht nur Modellprojektchen, sondern eine flächendeckende Umsetzung, so dass alle Schulen und somit alle Schülerinnen und Schüler von Schulgesundheitsfachkräften profitieren können.“

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