Frankenberg(rr/nh). Drei Monate nach Start des Programms „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ ist im Kreiskrankenhaus Frankenberg eine erste Bilanz gezogen worden. Anlass war eine Fortbildung für die Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses, an der auch Vertreter der weiteren Projektbeteiligten teilnahmen: für den Landkreis Waldeck-Frankenberg die Frauenbeauftragte Beate Friedrich und Monika Lacher vom Runden Tisch „Gemeinsam gegen häusliche Gewalt“. Jede Vergewaltigung ist ein medizinischer Notfall. Im Kreiskrankenhaus in Frankenberg erhalten Frauen vertraulich und unbürokratisch Hilfe. Diese reicht von der medizinischen Akutversorgung über die „Pille danach“ bis zur Sicherung von Spuren. Dr. med. Volker Aßmann, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe im Kreiskrankenhaus, stellte während der Fortbildung klar: „Die ganzheitliche medizinische Versorgung der Frauen steht im Mittelpunkt, nicht nur die Spurensicherung.“ Gleichwohl stärke das Programm die traumatisierten Frauen durch das Angebot der Spurensicherung, etwa von DNA-Material. „Sie können zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob sie rechtliche Schritte einleiten wollen.“ Entscheidet sich die Frau im Kreiskrankenhaus in Frankenberg für eine Spurensicherung, werden diese ein Jahr lang im Institut für Rechtsmedizin in Gießen verwahrt. In Waldeck-Frankenberg wurden im vergangenen Jahr 24 Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht, 2014 waren es 44. Die Dunkelziffer ist jedoch vermutlich hoch. Mit dem Programm soll der schnelle Zugang zu qualifizierten Hilfsangeboten nach einer Vergewaltigung sichergestellt werden. Und es wandten sich auch bereits vergewaltigte Frauen zur medizinischen Versorgung und Spurensicherungan das Kreiskrankenhaus. Im Sommer hatte das Kreiskrankenhaus die Mitarbeiter der Aufnahme sowie der Gynäkologischen Ambulanz mit der „Medizinischen Soforthilfe nach Vergewaltigungen“ und dem standardisierten Spurensicherungsverfahren vertraut gemacht. Nun tauschten sich die Mitarbeiter in einer zweiten Fortbildung mit der Gynäkologin Sonja Pilz vom Klinikum Frankfurt aus – seit 2013 ist das Programm „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung” dort etabliert. Sie berichtete von ihren Erfahrungen mit traumatisierten Frauen und erläuterte die wesentlichen Schritte des Untersuchungs- und Spurensicherungsverfahrens. An der Schulung nahmen nicht nur Ärztinnen und Ärzte der Klinik für Gynäkologie & Geburtshilfe, sondern auch Mitarbeiter der Aufnahme des Kreiskrankenhauses teil. „Unsere Mitarbeiter treten den Frauen, denen sexuelle Gewalt angetan wurde, mit höchster Sensibilität und Vertraulichkeit entgegen. Denn häufig fällt es ihnen schwer, überhaupt Hilfe zu suchen“, sagt Fachärztin Kathrin Mika, die das Programm im Kreiskrankenhaus koordiniert. Ausführliche Informationen zum Programm „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ stehen auf der Homepage des Kreiskrankenhauses unter www.krankenhaus-frankenberg.de und auf der Internetseite des Landkreises www.landkreis-waldeck-frankenberg.de bereit.