12 Jahre Forschung im Nationalpark Kellerwald-Edersee: Pilze und Xylobionten
Bad Wildungen(nh). Am Mittwoch, den 28. und am Donnerstag, den 29. September 2016 richtet der Nationalpark Kellerwald-Edersee in der Bad Wildunger Wandelhalle, Georg-Viktor-Quelle 3, sein erstes Forschungssymposium „Wildnis und Wald“ aus. Die Tagung als Auftakt einer Reihe startet mit den Themenschwerpunkten „Naturwaldforschung und Xylobionten“ sowie „Pilzforschung“. Die Veranstaltung ist auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Deshalb ist keine Anmeldung erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos. Frau Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Umweltministerium, wird Vorort sein und die besondere Bedeutung des Nationalparks Kellerwald-Edersee für den Naturschutz in Hessen unterstreichen sowie seinen Stellenwert für die Biodiversität herausheben. Im Mittelpunkt des Symposiums stehen 12 Jahre Naturwaldforschung und die an Totholz gebundenen Lebensgemeinschaften (Xylobionten) einschließlich der Pilze. Dafür konnten überregional anerkannte und internationale Fachreferenten zu spannenden Themen gewonnen werden. Der zweite Tag mit dem Schwerpunkt Pilzforschung findet teilweise in englischer Sprache mit Referenten aus der Tschechischen Republik und der Ukraine statt.
Mittwoch, 28. September, 10 Uhr – 18 Uhr
Zum Auftakt der Tagung resümiert Achim Frede, Forschungsleiter des Nationalparks Kellerwald-Edersee, den Stand der bisherigen Forschung im Großschutzgebiet unter besonderem Fokus auf die Naturwaldforschung und Xylobionten. PD Dr. Susanne Winter vom WWF Deutschland führt in die Habitatstrukturen reifer Buchenwälder und deren Bedeutung für den Naturschutz ein. Sie ist federführende Verfasserin des neuen Praxishandbuches „Naturschutz im Buchenwald“, das in Fach- und Praktikerkreisen überregionale Beachtung gefunden hat. Als bundesweiter Experte fasst Dr. Markus Dietz vom Institut für Tierökologie und Naturbildung die Ergebnisse aus 15 Jahren Fledermausforschung im heutigen Nationalparkgebiet als wichtige Strukturindikatoren in Wäldern zusammen. Mit Dr. Heinz Bußler und Dr. Ulrich Schaffrath beleuchten zwei anerkannte Spezialisten die holzbewohnenden Käfer und ihre speziellen Anpassungen und Zeigerfunktionen aus überregionaler wie regionaler Sicht. Die xylobionten Käfer gelten traditionell als Schlüsselorganismen der Naturwald- und Totholzforschung. Dr. Carsten Morkel präsentiert die bereits auf einem internationalen Expertenkongress in China behandelte Erforschung der spezialisierten Rindenwanzen am Beispiel des Kellerwaldes. Gunnar Waesch erläutert das mit vielen anderen Forschern in Kooperation der beiden Welterbe-Buchenwald-Nationalparks Kellerwald und Hainich entwickelte Moos- und Flechtenmonitoring. Diese standardisierte Methode wurde auch von anderen Waldnationalparks wie der Eifel übernommen.
Donnerstag, 29. September, 9 Uhr -17 Uhr
Der zweite Tag des Symposiums (tlw. in Englisch) stellt die faszinierende und teils verborgene Welt der Pilze als Schlüsselgruppe für alte Wälder und Totholz in den Fokus. Unter fachlicher Einführung und Moderation von Prof. Dr. Ewald Langer von der Universität Kassel, berichten Dr. Jan Holec vom Nationalmuseum Prag und Daniel Dvořak von der Masaryk Universität Brünn über die Pilze tschechischer Naturwaldreservate. Dr. Jan Holec geht dabei auf die Habitatanpassung und Naturnähezeiger-Funktion der Pilze in der berühmten Urwaldinsel „Kubany (Boubinsky prales)“ ein. Daniel Dvořak beleuchtet die Bedeutung alter Wälder für die Großpilz-Diversität am Beispiel des Reservats „Zofinsky prales“ Bedrohte Flechten aus dem weltweit größten verbliebenen Urwald „Uholka“ im ukrainischen Karpaten-Biosphärenreservat thematisiert PD Olga Nadyeina für die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft aus der Schweiz. Uholka ist Partnergebiet des Nationalparks Kellerwald-Edersee im länderübergreifenden UNESCO-Weltnaturerbe-Verbund der „Urwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“. Unter Leitung von Prof. Dr. Ewald Langer und Achim Frede geht es am Nachmittag des zweiten Tagungstages auf eine Fachexkursion in den Nationalpark. Deutschlands letzte kleine Reste von Primärwäldern, dynamische Entwicklungen in nutzungsfreien Wäldern und deren Pilz- und Totholzlebensgemeinschaften bieten Gelegenheit zur wissenschaftlichen Diskussion vor Ort.
Programm:
Mittwoch, 28. September 2016
10.00 Uhr Begrüßung Manfred Bauer, Nationalpark Kellerwald-Edersee; Volker Zimmermann, Bürgermeister Bad Wildungen
10.15 Uhr 12 Jahre Forschung im NLP Kellerwald-Edersee: Naturwald- und Xylobiontenforschung, Achim Frede, Nationalpark Kellerwald-Edersee
10.45Uhr Habitatstrukturen reifer Buchenwälder und ihre Bedeutung für den Naturschutz, PD Dr. Susanne Winter, WWF Deutschland
11.25 Uhr Fledermäuse im Nationalpark (Habitat- und Strukturindikatoren), Dr. Markus Dietz, Institut für Tierökologie und Naturbildung, Gonterskirchen
12.00 Uhr Rede der Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
12.15 Uhr Mittagspause
13.10 Uhr Holzkäfer: Totholzschwellenwerte und Indikatorfunktion, Dr. Heinz Bußler, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft
13.50 Uhr Xylobionte Käfer im Nationalpark Kellerwald-Edersee, Dr. Ulrich Schaffrath, Kassel
14.30 Uhr Kaffeepause
15.00 Uhr Rindenwanzen im Nationalpark Kellerwald-Edersee, Dr. Carsten Morkel, Beverungen
15.40 Uhr Moos- und Flechtenmonitoring in Buchenwäldern, Gunnar Waesch, Gütersloh
16.20 Uhr Abschlussdiskussion, Moderation Manfred Bauer, Nationalparkleiter
17.00 Uhr Ende
Donnerstag, 29. September 2016
9.00 Uhr Einführung Prof. Dr. Ewald Langer, Universität Kassel; Manfred Bauer, Nationalpark Kellerwald-Edersee
09.15 Uhr Fungi of Boubinsky prales, Dr. Jan Holec, National Museum Praha/Tschechien
10.00Uhr Fungi of Zofinsky prales, Daniel Dvořak, Masaryk University Brno/Tschechien
10.45 Uhr Lichens of Uholka primeval forest, PhD Olga Nadyeina, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
11.30 Uhr Abschlussdiskussion
12.00Uhr Mittagspause
13.00 Uhr Exkursion in den Nationalpark Kellerwald-Edersee, Prof. Dr. Ewald Langer und Achim Frede
17.00Uhr Tagungsende