Naturschutzverbände begrüßen Naturwälder

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Rechtliche Sicherung aber unzureichend – weitere Gebiete notwendig

Wetzlar / Frankfurt(nh). Weitere Landeswälder werden nach einer neuen Entscheidung des hessischen Umweltministeriums aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. Sie gelten nun als „Kernflächen“ und stehen fortan für Natur- und Artenschutz und der Bevölkerung für die Erholung zur Verfügung. Die nun erfolgte Erweiterung beträgt 5.800 Hektar, so dass die Holznutzung in Hessen nun auf drei Prozent der Waldfläche eingestellt wurde. Die Naturschutzorganisationen Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), WWF Deutschland, Greenpeace und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) begrüßen diese Erweiterung.

Als positiv sehen sie, dass sich auch einige größere Waldgebiete über 500 Hektar zu Naturwäldern entwickeln können. Allerdings fordern die Verbände von der Landesregierung, dass sie die Wälder bis zum Ende der Legislaturperiode (2019) noch als Naturschutzgebiete absichert. Die Landesregierung soll zudem in den nächsten Jahren noch weitere Waldschutzgebiete von rund 16.000 Hektar auswählen, damit sie das eigene Ziel erreicht, fünf Prozent der Waldfläche sich natürlich entwickeln zu lassen. In den Waldschutzgebieten könnten die Bäume ihr natürliches Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. Im Wirtschaftswald würden hingegen die meisten Bäume schon „im jugendlichen Alter“ mit 120 bis 140 Jahren gefällt.

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BUND, Greenpeace, NABU, WWF und die ZGF hatten dem Umweltministerium im Zuge des Auswahlprozesses konkrete Vorschläge für 14 große zusammenhängende Waldschutz-Gebiete vorgelegt. „Hier könnte sich in Zukunft ein ‚Urwald von morgen‘ entwickeln“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU. Damit hätten die Menschen künftig die Chance, spektakuläre Wälder mit alten Baumriesen und seltenen Arten zu erleben. Einige der Vorschläge wurden nun vom Land aufgegriffen. „Besonders freuen wir uns über 1.000 Hektar im Hinterlandswald im schönen Wisper-Taunus“, so Manuel Schweiger, Wildnisreferent der ZGF. Ein weiteres großes Naturwaldgebiet wird im Kreis Hersfeld-Rotenburg der Landecker Berg (600 Hektar). Als vertane Chance sehen die Naturschützer, dass das Land an den Steilhängen nördlich des Edersees die Möglichkeit zur Bildung eines zusammenhängenden Waldwildnis-Gebietes nicht genutzt hat. Hier wachsen Wälder, die ohnehin kaum zu bewirtschaften waren und die als Wildniswälder eine tolle Ergänzung des Natur-Tourismus Angebots sein könnten. „Gerade wegen der Bewirtschaftungserschwernis konnten in den Steillagen mit hoher Sonneneinstrahlung seltene Arten überleben“, erläutert Gesche Jürgens von Greenpeace. Nach Ansicht der Verbände wäre hier ein 1250 Hektar großes Schutzgebiet möglich. Ab 1000 Hektar spricht man von „Wildnisgebiet“.

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Als unzureichend bewerten die Umweltverbände vor allem, dass der Verzicht auf Holznutzung nur in der sogenannten Forsteinrichtung verankert werden soll. Diese wird alle 10 Jahre neu geschrieben. Spätestens dann stünden die Flächen wieder zur Disposition. „Das passt nicht zu einem Ewigkeitsprojekt. Urwälder von morgen für unsere Kinder und Enkel müssen dauerhaft als Naturschutzgebiet gesichert werden“, so Albert Wotke vom WWF. Als Naturschutzgebiet wären die Gebiete auch viel attraktiver für die Bevölkerung, die mit dem Begriff „Kernfläche“ nichts anfangen könne. Die Naturschutzverbände erwarten, dass alle Kernflächen auch einen naturschutzrechtlichen Schutz bekommen. „Mit den großen sollte begonnen werden: Alle Gebiete über 100 Hektar Größe sollten bis Ende des kommenden Jahres als Naturschutzgebiet gesichert sein“, fordert Jörg Nitsch, Vorstandssprecher des BUND.

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Leider gebe es in manchen vom Landesbetrieb Hessen-Forst ausgewählten Wäldern auch kaum noch alte Bäume. Eine 200 Hektar große Fläche im Reinhardswald sei auf 70% nur noch 20-60jähriger Jungwald, so der NABU. Auch dies sei eine vertane Chance, weil es noch über 100 Jahre dauern werde, bis dieser Wald einen besonderen naturschutzfachlichen Wert entwickelt. „Die schönen Wälder werden gefällt, die abgeernteten geschützt“, so Eppler. Die hessische Biodiversitätsstrategie verfolgt das Ziel, eine natürliche Waldentwicklung in fünf Prozent des hessischen Waldes zu ermöglichen. Erreicht werden nun nur drei Prozent. „Ein Schritt in die richtige Richtung, aber weitere müssen folgen“, betont Rudolf Fippl, stellvertretender Vorsitzender der HGON. Da zur Erreichung des 5%-Ziels noch 16.000 Hektar Wald fehlen, hätte sich für die jetzt nicht berücksichtigen Verbändevorschläge ein vorübergehender Holzeinschlagsstopp (sogenanntes Moratorium) angeboten. Die Landesregierung hat diesen Vorschlag leider abgelehnt. Nun ist laut Fippl zu befürchten, dass die dortigen wertvollen Altholzbestände innerhalb kürzester Zeit verloren sind.

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