Biber kehrt nach mehreren hundert Jahren an Mittelrhein zurück
Wetzlar/Eltville(nh). Im Rhein nahe Eltville wurde letzte Woche ein Biber fotografiert. Damit konnte der Nachweis des ersten Bibers im Rheingau-Taunus-Kreis seit mehreren hundert Jahren erbracht werden. „Wir begrüßen die fortschreitende Ausbreitung des Bibers in Hessen. Der geschickte Landschaftsgestalter zeigt uns, wie natürliche Flüsse und Bäche aussehen müssen“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Beobachtet wurde das Tier am Donnerstag bei Hattenheim. Hier unterhält die NABU-Stiftung Hessisches Naturerbe auf der „Grünaue“ seit zehn Jahren ein 21 Hektar großes Schutzgebiet. Auf der Fläche entsteht ein wertvoller Hartholz-Auwald. „Der Biber kann in der Grünaue genug zu fressen finden. Er gehört zur Aue wie der Fisch zum Bach“, erklärt der Biologe Eppler. Dem NABU wäre ein Biber im Schutzgebiet der NABU-Stiftung am Rheinufer sehr willkommen – auch wenn er einige der kürzlich gepflanzte Bäume fällen würde. Mit dem Bau von Dämmen, Burgen und Biber-Seen bringt er Dynamik in die Landschaft und lässt Auen neu entstehen.
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Rätselhaft ist noch, woher der Biber bei Eltville stammt. Für seine Herkunft gibt es zwei Möglichkeiten: Zum einen kann er vom Oberrhein hergeschwommen sein, zum Beispiel aus Hessens größtem Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue im Kreis Groß-Gerau. Dann müsste das Tier die Städte Mainz und Wiesbaden durchquert haben. Dies sei durchaus möglich, so der NABU Hessen. Biber nutzen auch große Ströme wie Rhein, Rhone und Elbe zur Ausbreitung. Es zieht sie dann aber meist rasch in kleine Zuflüsse oder Altarme, wo kein Schiffsverkehr stört. Auch im städtischen Raum kommen Biber durchaus zurecht. So leben etwa in der Stadt Wien mittlerweile 250 Biber. Die zweite mögliche Herkunft ist der Fluss Nahe in Rheinland-Pfalz. Dort gibt es bei Bad Kreuznach ein Bibervorkommen. Biber bauen ihre Wohnröhren in die Ufer der Gewässer. Ist es zu flach, werden Zweige zu einer Burg aufgetürmt. Das Bauen ist an den mit Steinen befestigten Rhein-Ufern sehr schwierig. Daher werden gern die Zuflüsse der großen Flüsse besiedelt. Hier komme es nun darauf an, den Lebensraum für den Biber vorzubereiten. Uferflächen müssen ins öffentliche Eigentum gebracht und die Entwicklung von Gehölzen zugelassen werden. Nur so können Konflikte mit der landwirtschaftlichen Nutzung vermieden werden. Ufergehölze können gleichzeitig die Biberausbreitung lenken, da sie den Tieren Nahrung und Schutz bieten.
Exkursion „Grünaue“: Wenn Sie das NABU-Schutzgebiet „Grünaue“ bei Eltville besuchen möchten, führt sie gern unser NABU-Schutzgebietsbetreuer Hermann Fleck, Tel. 06123-709797.