Frankfurt am Main/Korbach(nh). Bereits zum achten Mal hat der Arbeitgeberverband der hessischen Metall- und Elektro-Industrie HESSENMETALL erfolgreich den Innovationswettbewerb „MEINE ZUKUNFT“ ausgerichtet. 20 Teams – Azubis und dual Studierende – aus 16 der 550 Mitgliedsunternehmen haben in Kategorien Produkte, Produktion, Verwaltung und Dual Studierende, Projekte eingereicht. Prämiert werden kreative Ideen, die helfen neue Auszubildende zu gewinnen, die Arbeitsabläufe optimieren, die Arbeitssicherheit verbessern oder auch zu neuen Produkten und Dienstleistungen führen. In jeder Kategorie haben sich zwei Projektteams mit besonders innovativen Ansätzen gegen die starke Konkurrenz durchgesetzt: die Teams von Bombardier Transportation, Carl Cloos, GKN Driveline, Hexagon, horizont group, Neuschäfer Elektronik, Samson, und Viessmann Werke bestreiten am 23. Februar das Finale für Hessens größte Industrie im Haus der Wirtschaft Hessen in Frankfurt.
Kategorie Administration und Personalmanagement
Mit dem Projekt Intelligente Elektroschaltwand punkteten für die Carl-Cloos-Schweißtechnik GmbH, Haiger, die Auszubildenden Samuel Eizenhöfer, Jan-David Nioduschewski, Paul Gudelius, Felix Hoch, gecoacht von Dunja Fiedler. Eine Elektroschaltwand ist aus vielen Ausbildungsgängen nicht mehr wegzudenken. Sie dient als Basis, um den Umgang mit Elektroboards zu erlernen. Die Elektroschaltwand der Firma Cloos überzeugte die Jury „als modernes, multifunktionales und flexibles Lerninstrument. Sie bietet Optionen für ständige Weiterentwicklung und macht Ausbildung zu einem handlungs- und praxisorientierten Erfolgsmodell“. Mit dem Projekt OPPORTUNITEAM überzeugten für Samson AG, Frankfurt, Maren Gilzinger, Thomas May, Emmanuel Rosenkranz, Lisa Schleifenbaum, betreut von Kathrin Leske und Helmut Klamer. Die Auszubildenden gründeten eine Firma, deren Erträge in die Ausbildung von Jugendlichen in Entwicklungsländern fließen und laut Business-Plan 20.000 Euro durch den Verkauf verschiedener Produkte erwirtschaftet werden sollen. Diese sollen vom Team in Eigenregie entwickelt, hergestellt und über unterschiedlichste Wege vertrieben werden. Der Erlös soll helfen, ein Ausbildungszentrum zu finanzieren. „Mit der Gründung der Firma OPPORTUNITEAM wird moderne und zukunftsweisende Ausbildung sichtbar. Sie verknüpft theoretische und praktische Inhalte verschiedener Ausbildungsberufe mit unternehmerischem Denken und gesellschaftlicher Verantwortung“, kommentierte die Jury.
Kategorie Produktionsablauf und Logistik
Mit dem Projekt „Aus heiß mach kalt – Energieoptimierung im Produktionsprozess“ setzten sich für die horizont group gmbh, Korbach, Fabian Martin, Werner Bodnar, Miriam Goldbach, Maike Becker und Guido Kesting durch. Bei der Bakenproduktion wird Rohmaterial mittels elektrischer Energie erst erhitzt und dann gekühlt. Diesen Prozess zu optimieren, ist das Ziel des Azubiteams. Hierfür sollen zwei Energieverbraucher so aneinandergekoppelt werden, dass möglichst wenig Energie verloren geht. Gelingen soll dies durch die spezielle Wärmerückgewinnungsmaßnahme einer Absorptionskältemaschine. Das Einsparpotenzial dieser Optimierungsmaßnahme wird auf rund 10.000 Euro jährlich eingeschätzt. Eine Umsetzung ist noch 2016 geplant. Die Jury überzeugte die „Nachhaltigkeit des Ansatzes, mit dem das Team die Energie im Kreislauf hält und die durchgängige Messung der Co2-Reduktion“. Smart Maintenance ist das Projektziel der Viessmann Werke GmbH & Co. KG, Allendorf (Eder), das Alexander Philipp Müller, Christian Ernst, Tristan Brieden, Isabel Giebel präsentierten, betreut von Thomas Buttler. Ziel des Projekts war es, den bislang wartungsintensiven und fehleranfälligen Prüfstand in der Lernfabrik zu optimieren. Zusätzlich eingebaute Sensoren sollen die kontinuierliche Erhebung von Daten ermöglichen. Wobei diese den Anlagenzustand erfassen und somit Probleme erkennen, bevor sie entstehen. So können Ausfallzeiten vermieden und die Effektivität erhöht werden. „Digitale Intelligenz in der Instandhaltung ist ein hochinnovatives Zukunftsthema. Es reduziert Wartungsausfälle durch die Maschine-Mensch-Kommunikation der Industrie 4.0 über Sensoren. Das Pilotprojekt an einem Prüfstand ist ausrollbar auf den gesamten Wartungsbereich“, urteilte die Jury.
Kategorie Einzelne Produkte und Dienstleistungen
Einen Drehmomentaufsatz für die Bohrmaschine zeigten für die Bombardier Transportation GmbH, Kassel, Janis Umbach, Ann-Kathrin Heinel, betreut von Lothar Slama. Bei Bombardier wird viel geschraubt. Um diesen Vorgang zu optimieren wurde innerhalb von vier Wochen ein einstellbarer Drehmomentaufsatz für Akkuschrauber entwickelt. Damit soll beim Schraubvorgang das bisher nötige Nachziehen mit einem Drehmomentschlüssel entfallen. Möglich macht dies ein Aufsatz, der direkt im Spannfutter eines Akkuschraubers einzuspannen ist und einen Vierkant aufweist, um direkt Nüsse aufzustecken. Dazu hat die Komponente eine Stellschraube, mit der sich das genaue Drehmoment quasi direkt am Akkuschrauber einstellen lässt. Aktuell läuft eine Patentprüfung. „Den Erfolgsweg von der Idee bis zum fertigen Produkt zeigt der vorgestellte Drehmomentaufsatz. Er hilft, betriebliche Abläufe zu optimieren und stärkt das Innovationspotenzial des Unternehmens“, bewertete die Jury. Mit dem Projekt Fino Lino 1512 der Neuschäfer Elektronik GmbH, Frankenberg, überzeugten Nick Spohr, Alexandros Tsiouplis, gecoacht von Wilfried Neuschäfer. Die Auszubildenden erweiterten das Produktangebot des Unternehmens durch die innovative Lampe Fino Lino 1512. Diese ist besonders flexibel durch zwei integrierte USB-Buchsen und ein um 180 Grad schwenkbares Kugelgelenk, dank dem die Lampe auch als Deckenfluter einsetzbar ist. Außerdem ist Fino Lino 1512 energiesparend und durch die Möglichkeit einer persönlichen Fräsung individuell gestaltbar. Das Team übernahm von der Entwicklung bis zur Werbung alle nötigen Arbeitsschritte und brachte sie zur Serienreife. Die Jury meinte: „Mit der Entwicklung und dem Bau einer Designerlampe zeigt die Azubi-Gruppe der Neuschäfer Elektronik GmbH, wie eigenständige Ideen neue Anwendungsperspektiven für innovative Märkte schaffen können.“
Kategorie Dual Studierende
„Innovation in der Räumerei“ hieß das überzeugende Konzept der GKN Driveline Deutschland GmbH, Offenbach, vorgetragen von Lena Joana Berger, Manuel Hopfchen, Jan-Hendrik Kunz, gecoacht von Danijela Boric. Der Räumprozess ist eine Art der spangebenden Metallbearbeitung, die zum Beispiel bei der Fertigung von Kugelbahnen für Gelenke und Antriebswellen angewandt wird. In jüngerer Zeit investiert das Unternehmen vorrangig in Fräsmaschinen, die das Räumen bei den Kugelbahnen ablösen sollen. Diese Entwicklung haben die dual studierenden Maschinenbauer/innen kritisch hinterfragt und festgestellt, dass eine Produktionskostensenkung langfristig besser mit modernen Räummaschinen möglich ist. Die Jury überzeugte, dass das „Team mit einem differenzierten Vergleich zwischen modernen Fräs- und Räum-Maschinen zu einer klaren Investitionsempfehlung mit erheblichen Einsparpotenzialen kam.“ Einen Messtechnikparkour entwickelten für die Hexagon Metrology GmbH, Wetzlar, Angelika Ciupa, Lukas Kaps, Daniel Potiska, Dominik Schneider – betreut von Alexander Jakob. Der Parkour soll neue Auszubildende oder Studierende schnell mit allen Abteilungen des Unternehmens vertraut machen und Kontakte fördern. So werden neue Beschäftigte schnell integriert, über alle Belange des Unternehmens informiert und Networking über Abteilungen und Generationen angeregt. Dass das Team den Parkour „entlang der Wertschöpfungskette und der Informationsflüsse anlegte, dabei besonderen Wert auf das Netzwerken im Betrieb legte und auch noch den Transfer zu weiteren Unternehmen der Region in den Blick nahm“, führte die Jury zur positiven Bewertung.
Nachwuchs mit erfrischenden Ideen
Sämtliche Finalisten konnten mit wohlüberlegten und gründlich ausgearbeiteten Einreichungen überzeugen. Der Erfindungsreichtum der Teilnehmer war insgesamt sehr beeindruckend. Die beiden Jury-Vorsitzenden zeigten sich angetan „von der enormen Qualität der Arbeiten und dem Potenzial der Ideen“. Dr. Dirk Hohn, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Mittelhessen, fand, dass im Zuge der Projekte in den jeweiligen Unternehmen erhebliche Verbesserungen erreicht und nicht selten auch große Einsparungen erzielt werden können. Friedrich Avenarius, Geschäftsführer der Bezirksgruppe Rhein-Main-Taunus, beeindruckte zudem die hohe Motivation der Jugendlichen, die nächste Generation an Fachkräften für das eigene Unternehmen zu werben. Darüber hinaus hätten auch die Nachwuchskräfte profitiert. Die Arbeit in den fachübergreifenden Teams wurde von vielen Teilnehmern als wertvolle Erfahrung eingeschätzt „Mit einem solchen Nachwuchs und derart professionell ausbildenden Unternehmen ist das ‚Herz der Wirtschaft‘ für die Zukunft bestens gerüstet“, zog Jurymitglied Dr. Ulrich Kirsch, Geschäftsführer Kommunikation von Hessenmetall, ein positives Fazit.
Impulsgeber für die Industrie
Der Wettbewerb „MEINE ZUKUNFT“ wird jährlich von HESSENMETALL ausgerichtet, um das Innovationspotential und die Kreativität von hessischen Nachwuchskräften zu fördern. Außerdem bietet der Wettbewerb eine Plattform, um die besten Ideen in Hessens größter Industrie dem Fachpublikum zu präsentieren und damit auch kreative Impulse in die Unternehmen zu tragen. Der Wettbewerb soll Anregung und Ansporn sein, vorgestellte Ideen zu übernehmen und neue zu entwickeln. Denn Ideen sind auch in der hessischen Metall- und Elektro-Industrie die wichtigste Währung der Zukunft.