Erste Bilanz von NVV und KHB fällt nach 100 Tagen positiv aus
Waldeck-Frankenberg/Kassel(nh). Für den Nordhessischen Verkehrsverbund (NVV) und die Kurhessen Bahn (KHB) fällt die Bewertung der ersten 100 Tage zur reaktivierten Strecke zwischen Korbach und Frankenberg auf der Regionalbahnlinie 42 durchweg positiv aus. Nach ersten Zählungen sind auf der Linie pro Tag durchschnittlich 400 und zu Spitzenzeiten wie am Wochenende des Mittelalterlichen Marktes in Korbach über 700 Fahrgäste unterwegs.
Aber auch die durchschnittliche Besetzung von montags bis freitags liegt über den ursprünglichen Erwartungen. Mit über 400 Reisenden liegt der Wert deutlich höher als der Prognosewert von 250, der als langfristiger Entwicklungshorizont der Fahrgastzahlen bei der Strecke angenommen wurde. „ Wir sind als NVV sehr zufrieden mit dieser ersten Momentaufnahme nach 100 Tagen. Wichtig ist, dass sich die Nachfrage weiter verfestigt und verstetigt. Wir wissen, dass belastbare Zahlen erst nach ca. zwei Jahren wirklich aussagekräftig sind und freuen uns daher weiter über jeden Fahrgast, der die neue Strecke nutzt, um damit im Alltagsverkehr oder auch zur Freizeitgestaltung unterwegs zu sein“, so die Einschätzung des NVV- Geschäftsführers Wolfgang Rausch. Der Chef der Kurhessenbahn Joachim Kuhn zieht ebenfalls ein positives Resümee: „Die Kurhessenbahn ist mit der bisherigen Fahrgastentwicklung auf der Strecke sehr zufrieden. Beim Start zu Betriebsbeginn aufgetretene Anlaufschwierigkeiten konnten zwischenzeitlich beseitigt werden, sodass wir davon überzeugt sind, dass die Qualität auf der Strecke künftig die Kundenwünsche voll erfüllen wird und sich damit die Reisendenzahlen weiter stetig steigern werden“.
Insgesamt gehen NVV und KHB davon aus, dass in den ersten 100 Tagen ca. 41. 000 Fahrgäste die Strecke genutzt haben und 150.000 Fahrgäste im Jahr erreicht werden können. Dabei sind die am meisten frequentierten Haltestellen Korbach und Frankenberg mit je 170 bis 200 Ein- und Aussteigern sowie der Nationalparkbahnhof Vöhl-Herzhausen mit über 50. Alle anderen Stationen dazwischen liegen zusammen bei 200 bis 250 Reisenden. Besonders attraktiv für die Fahrgäste waren bisher die Wochenenden mit 400 bis knapp 800 Nutzerinnen und Nutzern pro Tag zwischen Korbach und Frankenberg, sodass damit auch deutlich wird, dass die Beliebtheit der Strecke zurzeit vor allem im touristischen Verkehr liegt. Ziel von KHB und NVV ist es daher, das Freizeitsegment als wichtigen Pfeiler der touristischen Entwicklung des Landkreises Waldeck-Frankenberg weiter mit Marketingmaßnahmen und Kooperationen mit den Partnern vor Ort auszubauen und gleichzeitig den Alltagsverkehr in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Darüber hinaus erwartet der NVV eine weitere Nachfragesteigerung, wenn mit dem Bau des Kreuzungsbahnhofes die Verbindungen von und nach Dortmund und damit ins Ruhrgebiet weiter verbessert werden können. Bis auf einige Störungen, die seit Betriebsbeginn aufgetreten sind und auf signaltechnische, fahrzeugtechnische, weichentechnische Probleme sowie witterungsbedingte Störungen zurückzuführen waren, sind die Betriebserfahrungen gut. Der Betrieb läuft zurzeit stabil, die Züge sind zu 85 Prozent pünktlich, eine weitere Verbesserung der Betriebsqualität ist mit zunehmender Routine zu erwarten. Für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste sind die Fahrzeuge mit einer zusätzlichen Rampe ausgestattet worden, sodass der Höhenunterschied zwischen den modernisierten Bahnsteigen und dem Fahrzeug damit bewältigt werden kann. Die KHB bittet jedoch diese Fahrgäste darum, ihre Fahrten unter der NVV-Servicenummer 0800 939 0800 vorher telefonisch anzumelden. Der NVV plant im nächsten Jahr weitere Marketing-Aktivitäten, um das ÖPNV-Angebot noch bekannter zu machen und weitere Fahrgäste zu gewinnen. Auch für die zukünftige Fahrplangestaltung wird der NVV die Entwicklung der Fahrgäste im Auge behalten und in diesem Jahr noch weitere Zählungen durchführen.
Hintergrundinformation zur reaktivierten Strecke:
Auf Basis einer Infrastruktur- und Betriebskonzeption ertüchtigte die Kurhessenbahn als Infrastrukturbetreiber die Strecke so, dass seit September 2015 von Marburg über Frankenberg und Korbach durchgehend Züge nach Brilon Stadt verkehren können. Damit wird die Lücke im Schienennetz zwischen Korbach und Frankenberg dauerhaft geschlossen. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg erhält so eine Anbindung nach Mittel-und Südhessen sowie an den Hochsauerlandkreis und ins Ruhrgebiet. Darüber hinaus erschließt die neue Verbindung den nördlichen Kreisteil inklusive der Stadt Korbach.
Weitere Details zur Strecke:
– 30 km lange Strecke
– Seit 1987 stillgelegt
– Rückbau von Weichen in Schreufa, Ederbringhausen und Herzhausen, die nicht mehr benötigt werden
– Erneuerung je einer Brücke zwischen Korbach-Süd und Vöhl-Dorfitter sowie in Vöhl-Thalitter
– Instandsetzung weiterer Brücken entlang der Strecke
– Sanierung des mehr als 100 Jahre alten kleinen Itter-Tunnels (93 Meter) und großen Itter-Tunnels (200 Meter)
– Instandsetzung verschiedener Stützbauwerke und Durchlässe entlang der Strecke
– Bau von neuen bzw. Modernisierung von fünf Haltepunkten inkl. Park&Ride- bzw. Bike&Ride-Anlagen und teilweise E-Bike-Ladestationen
– Neue Buswendeschleifen in Vöhl-Herzhausen, -Schmittlotheim und -Ederbringhausen
– Neubau von technische Sicherungen an 9 Bahnübergängen
– Erneuerung und Anpassung von Signalanlagen
– Neubau von 5 Funkstandorten für Zugfunk
– Gesamtkosten : 22,9 Mio. €. Davon trägt das Land Hessen 16,7 Mio. EUR, der Landkreis 4,6 Mio. EUR, die Kurhessenbahn 1,5 Mio. EUR und der NVV 0,1 Mio. EUR der Herstellungskosten der Strecke, Stationen, Haltestellen und P+R- und B+R-Anlagen.
Fahrplaninformationen:
· Die Bahnlinie R42 bietet nun durchgehende Fahrten auf der Strecke Marburg (Lahn) – Frankenberg (Eder) – Vöhl-Herzhausen – Korbach – Brilon Wald (– Brilon Stadt/Bestwig).
· Ab Brilon Wald bestehen Direktfahrten oder abgestimmte Anschlüsse von und nach Brilon Stadt bzw. Bestwig.
· Die Linie R42 fährt stündlich auf dem Abschnitt Marburg (Lahn) – Frankenberg (Eder) und zweistündlich auf dem Abschnitt Frankenberg (Eder) – Korbach – Brilon Wald.
· Die Fahrt zwischen Korbach und Frankenberg (Eder) dauert nur 38 Minuten. Unterwegs hält die Linie R42 in Frankenberg-Goßberg, -Viermünden, Vöhl-Ederbringhausen, -Schmittlotheim, –Herzhausen, -Thalitter und Korbach Süd.
· In Korbach besteht zur vollen Stunde Anschluss an die Bahnlinie R4 von und nach Kassel.
· In Marburg (Lahn) bestehen Bahnanschlüsse in Richtung Gießen und Frankfurt am Main.
· In Brilon Wald bestehen Umsteigemöglichkeiten zu Zügen in und aus Richtung Dortmund.
· Ab Vöhl-Herzhausen bietet die Buslinie 503 direkte Weiterfahrten entlang des Edersees in Richtung Waldeck und Sperrmauer sowie an Wochenenden zum NationalparkZentrum Kellerwald-Edersee.