Korbach(nh/od). Das Gleichgewicht der Natur im Kreis herstellen und schützen, dass ist zentrale Aufgabe des Fachdienstes Natur- und Landschaftsschutz in Waldeck-Frankenberg. Konkrete Projekte haben sich jetzt der Ausschuss für Landwirtschaft, Verbraucherschutz, Touristik, Umwelt, Bauen und Energie und der Erste Kreisbeigeordnete Jens Deutschendorf(Grüne) vor Ort angesehen. Dabei informierte sich der Ausschuss nicht nur über die aktuellen Vorhaben der Unteren Naturschutzbehörde, sondern erhielten auch einen Einblick in das Aufgabengebiet des Fachdienstes.
Dazu gehören unter anderem die Pflege und Instandhaltung der 284 Naturdenkmäler im Kreis wie zum Beispiel alte Bäume, Waldteile, Gewässer oder Heiden. Darüber hinaus spielen der Schutz von Arten und Landschaftsgebieten, Ausgleichsmaßnahmen bei Bauprojekten aber auch die Einhaltung des Bundesnaturschutzgesetzes sowie die entsprechende Ahndung bei Verstößen dagegen eine zentrale Rolle. „Ziel des Termins war es, die Projekte der Unteren Naturschutzbehörde darzustellen, die für den Landschafts- und Naturschutz im Kreis zuständig ist“, so der Erste Kreisbeigeordnete und Naturschutzdezernent Jens Deutschendorf. Dazu gehört beispielsweise auch die Pflege des Naturdenkmals „Hommershäuser Heide“, die sich die Ausschussmitglieder als erste Station der Kreisbereisung anschauten. Diese Flachlandheide bietet als alte Kulturlandschaft einen vielfältigen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten – und ist heute ein vielgestaltiger Biotopkomplex mit selten gewordenen von Menschen geprägten Lebensräumen. Die Pflege durch die Beweidung der Heideflächen erfolgt durch die Schaf- und Ziegenherde des Schäfereibetriebs Andreas Starklauf aus Röddenau.
Auch die zweite Station bei der „Weidegemeinschaft Goldbachtal“ bei Wangershausen ist als Projekt der Kulturlandschaftspflege ein beispielhaft umgesetztes Vorhaben im Bereich des Naturschutzes. „Um die Ausbreitung von Sträuchern und Bäumen in dem engen Tal zu vermeiden, wird hier eine spezielle Art der Beweidung eingesetzt“, erklärt Fachdienstleiter Hartmut Kaiser. Das Projekt vor Ort stellten die Mitglieder der Weidegemeinschaft Günther Faust und Frank Seumer vor – von der Entwicklung bis zum laufenden Betrieb. Das Tal kann aufgrund der landschaftlichen Beschaffenheit nicht gemäht werden. Durch die Haltung der Rinderrasse Rotes Höhenvieh wird die Fläche beweidet und gepflegt – und erhält gleichzeitig die gefährdete Haustierrasse, die früher in den Mittelgebirgen heimisch war.
Als dritte und letzte Station stand die Vorstellung eines Gewässer-Renaturierungsprojekts an der Eder auf dem Programm, bei dem die naturnahe Entwicklung der oberen Eder und damit die Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen im Fokus stehen. „Indem künstliche Uferbefestigungen beseitigt wurden, wurde die natürliche Dynamik des Gewässers wiederhergestellt – und der Flussabschnitt so in einen naturnahen Zustand zurückversetzt“, erläutert Kaiser. Auf diese Weise werden die Ederauen zum neuen Lebensraum für im Kreis eigentlich ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten. Da die meisten Ederabschnitte in der Vergangenheit begradigt und strukturell stark verändert wurden, soll mit dieser Maßnahme die Entwicklung einer verzweigten Wildflussstrecke gefördert werden. Neben gewässerökologischen und naturschutzfachlichen Zwecken verfolgt das Vorhaben aber auch wasserwirtschaftliche Ziele. So konnte durch das Projekt auch zusätzlicher Retentionsraum – also Flächen, auf denen sich bei Hochwasser das Wasser ausbreiten kann – in der Ederaue gewonnen werden. Somit leistet das Projekt auch einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.
„Die gezeigten Projekte stehen nur beispielhaft für die Arbeit des Natur- und Landschaftsschutzes im Landkreis Waldeck-Frankenberg“, sagt Jens Deutschendorf. „Mit dem Termin wollten wir den Ausschussmitgliedern die praktische Arbeit vorstellen, mit ihnen ins Gespräch kommen und uns austauschen – und so auch die Politik für diese Themen sensibilisieren.“