Willingen(ds/nh). „Nach dem Weltcup ist vor dem Weltcup.“ Mit diesen Worten begrüßte Ski-Club-Präsident und OK-Chef Jürgen Hensel die 25 Abteilungsleiter zur Weltcup-Nachlese der vor vier Wochen durchgeführten internationalen Wintersportveranstaltung auf der Mühlenkopfschanze im Wald Hotel Willingen. Neben Zahlen, Daten, Fakten gibt es bei dieser Zusammenkunft auch jede Menge zu lachen, denn hier kommt nach der für alle stressigen Veranstaltung die eine oder andere Weltcup-Anekdote auf den Tisch. So nutzen die weltbesten Skispringer beispielsweise die Toiletten im Sub-Pressezentrum mit, und Deutschlands Top-Adler Severin Freund fragte das Presseteam ob der verschlossenen Tür freundlich nach dem Toilettenschlüssen, um sein Geschäft verrichten zu können. Das WC war gerade besetzt. Die Bestandsaufnahme aus den unterschiedlichen Bereichen ist stets die Grundlage, um den nächsten Weltcup vorzubereiten. Und der kommt bekanntlich so sicher wie das Amen in der Kirche. Der FIS Skisprung Weltcup 2016 soll vom 4. bis 6. März in Willingen stattfinden, so spät wie noch nie in der über 20jährigen Geschichte.
Rennleiter Volkmar Hirsch beleuchtete die Auswirkungen des neuen Springerdorfes und Servicebereichs inmitten der Zuschauermassen im Auslauf der Weltcup-Anlage. „Das war eine große logistische Herausforderung, die wir gut gemeistert haben“, so Hirsch. Allerdings verursache diese Veränderung nicht nur mehr Kosten, sondern verknappe auch die räumlichen Möglichkeiten für andere Angebote in diesem Bereich. „Aber wenn die FIS und der DSV zufrieden sind, dann sind wir es auch.“ Schanzenchef Wolfgang Schlüter machte deutlich, dass kurzfristig veränderte Kamerapositionen im zentralen Schanzenareal ein großes Problem gewesen seien, das die Arbeiten an mehreren Stellen verzögert und erschwert hätten. „Hier muss ich Verlässlichkeit der TV-Besprechungen mit den übertragenden Sendern einfordern, wenn wir bei schweren Witterungsbedingungen wie zuletzt eine perfekt präparierte Schanze bieten wollen“, sprach der erfahrene „Chief oft he hill“ Klartext. Auch Jörn Kesper als Chef des Tretkommandos schlug in diese Kerbe. Karolin Röhling berichtete als Leiterin Akkreditierung, dass die Vergabe der Arbeitsausweise und Berechtigungskarten an die insgesamt 2075 akkreditierten Helfer („Free Willis“), Sportler, Trainer, Betreuer und Offiziellen, Medienvertreter und Ehrengäste „fast reibungslos geklappt“ hat. Da viele der freiwilligen SCW-Helferinnen junge Mütter sind, wird für das kommende Jahr über die Möglichkeit eines „Weltcup-Kinderhortes“ im Besucherzentrum nachgedacht. Auch der Fahrdienst mit Uwe Donath-Görlich und Thomas Behle zog eine erfreuliche Bilanz: „Alle Aufträge zur Zufriedenheit ausgeführt, keine größeren Schäden oder Unfälle und 50.000 Weltcup-Kilometer abgespult.“ Das sind deutlich mehr gefahrene Kilometer in nur wenigen Tagen als einmal um den gesamten Äquator (rund 42.000 Kilometer). Derzeit machen sich die SCW-Verantwortlichen intensive Gedanken um eine Verbesserung des Weltcup-Shuttles für skisprungbegeisterte Besucher mit Behinderungen und arbeiten an einem Konzept für dieses wichtige Angebot. Jürgen Querl berichtete als Gemeindebrandinspektor und Leiter des gemeindlichen Bauhofes über die gelungenen Abläufe bei der Feuerwehr und der Parkplatzsituation. „Es ist Jahr für Jahr hilfreich, wenn die Witterung mit Frost das Parken auf den geräumten Wiesen zulässt“, so Querl. Im nächsten Jahr, wenn der Weltcup vier Wochen später Anfang März stattfinde, müsse man schauen, was in Sachen Parken geht oder eben nicht geht und sich Alternativen überlegen. Dies gelte aber genauso für die starken Skiwochenenden vor Ort. Ein Running Gag des Abends war das Thema Funkgeräte. Insgesamt sind 120 Stück während des Weltcup-Skispringens am Mühlenkopf im Einsatz, allein 50 davon beansprucht der Fahrdienst. Scheinbar reicht diese große Anzahl an Funkgeräten aber immer noch nicht, wie sich in der heiteren Diskussion herausstellte. „Vielleicht hat aber auch der eine oder andere Helfer ein Funkgerät, der es nicht unbedingt benötigt“, zeigte Hensel auf. Die Ausgabe der für die Kommunikation der Abteilungen wichtigen Funkgeräte soll deshalb „beim nächsten Mal Chefsache“ sein. Geschäftsstellenleiterin Christine Hensel erläuterte die Abläufe in den letzten hektischen Tagen vor der Großveranstaltung und gab der Versammlung Anregung zur Optimierung der internen Abläufe. Dirk Grebe sprach für die Weitenmesser und Ulrich Engelbracht für „seine Mannschaft“, die sich mit der Einlasskontrolle und der Platzzuweisung befasst. „Wir brauchen auf jeden Fall einen roten Faden bei allen Kontrollen“, forderte er in Bezug auf die Sicherheitskontrollen beim Weltcup. Rennsekretär Markus Kesper untermauerte die Bedeutung des zum zweiten Mal genutzten neuen Kampfrichterturms. Der „Hessen Skijumping Tower“ biete „exzellente Arbeitsbedingungen, bei denen keine Wünsche offenblieben.“
Nach dem kurzzeitigen Ausfall der Standseilbahn sei „der Fahrdienst sofort zur Stelle gewesen, um die Sportler zum Anlauf zu fahren“, lobte Kesper. Für die Bewirtung gab Jörg Virnich als Chef seinen Bericht ab. Auch im 3000 Besucher fassenden Festzelt und in den VIP- und Ehrengastbereichen sei „nahezu alles nach Plan“ abgelaufen. Allerdings gebe es nichts, was sich nicht noch verbessern ließe, brachte Virnich das Motto und den Anspruch des Ski-Clubs auf den Punkt. Dem schloss sich auch Thomas Vonhof als Verantwortlicher für die VIP-Bereiche „Aufwind“ und „Ettelsberg“ an. Das Thema Müll und Müllentsorgung erzürnte Oliver Bader von der SCW-Geschäftsstelle. „Vor lauter Müll sieht so mancher Helfer den Container vor Augen nicht“, versuchte er es mit Ironie. Seine viel beachtete Premiere als Schanzensprecher gab SCW-Eigengewächs Gunnar Puk, der als „Infotainment-Team“ mit Toni Kaufmann und Jürgen Bangert von den NRW Lokalradios und seinem Assistenten Matthias Schulze einen guten Job machte und die vielen tausend Skisprung-Fans an allen Weltcuptagen bestens informierte und unterhielt. „Der Daumen von Skisprung-Renndirektor Walter Hofer ging nach oben“, berichtete SCW-Präsident Thomas Behle bei seiner Bestandsaufnahme in diesem Zusammenhang. Behle ist beim Skispringen als „Zeremonienmeister“ für das Rahmenprogramm und den genauen Zeitplan verantwortlich. Besonders eine stimmungsvolle Eröffnungsfeier liegt ihm stets am Herzen. „Die Vorstellung der Athleten am Freitag, der Auftritt von DJ Antoine und das emotionale Höhenfeuerwerk waren bunt und rund“, zeigte sich Behle zufrieden. Schon in der kommenden Woche steht im Korbacher Kreishaus eine Besprechung zum Sicherheitskonzept 2016 mit den Vertretern des Landkreises auf dem Programm für die weiteren Planungen. Nach dem Weltcup ist vor dem Weltcup. Bis zum guten Schluss alle Abteilungen zu Wort gekommen waren, vergingen geschlagene dreieinhalb Stunden. Da war das schmackhafte Menü mit kleinen kunstvollen gestalteten Gängen von süß bis sauer von Jörg Virnich und seinem Team im Wald Hotel wie die gereichten Erfrischungsgetränke eine willkommene Belohnung. Dennoch war es für alle Beteiligten eine kurzweilige Arbeitssitzung mit vielen guten Anregungen und Verbesserungsvorschlägen. Das Schlusswort sprach Pressechefin Friederike Göbel kurz und knapp: „Ich wünsche allen noch einen schönen Abend.“ Dafür gab es Beifall.