Nächsten Sonntag: Familienwanderung in den Nationalpark Kellerwald-Edersee

 Auf dem Weg in die Weltnaturerbeflächen im Ruhlauber kommen die Teilnehmer an der Quernst-Kapelle vorbei. Auch Hunde - vorausgesetzt, diese werden ständig an der Leine geführt- sind gerngesehene Gäste während der Familienwanderung. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Gemeinsam das UNESCO-Weltnaturerbe entdecken

Frankenau(nh). Am Sonntag, den 15. Februar, lädt Ranger Uwe Liehr zu einer vierstündigen Exkursion in die Schatzkammern des Nationalparks ein. Gemeinsam mit den Teilnehmern wird er den Ruhlauber entdecken, einen ausgewählten Bereich des Nationalparks, der zum UNESCO-Weltnaturerbe geadelt wurden. Treffpunkt ist um 10 Uhr der Wanderparkplatz Euler oberhalb der KellerwaldUhr bei Frankenau. Es ist keine Anmeldung erforderlich, die Teilnahme kostenfrei. Das Mindestalter für Kinder beträgt sechs Jahre. Die Tour verläuft teilweise über Stock und Stein, ist nicht barrierefrei und daher nicht für Kinderwagen geeignet. Teilnehmer denken bitte an festes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung sowie Rucksackverpflegung und Erfrischungsgetränke.

Buchenwälder erscheinen Einwohnern Deutschlands und besonders Bewohnern des waldreichen Hessens als etwas ganz Alltägliches. Vor vier Jahren wurden fünf Buchenwaldgebiete in Deutschland als UNESCO-Weltnaturerbe geadelt, auch Teilbereiche des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Diese ausgewählten Buchenwälder bilden gemeinsam mit sechs Gebieten in der Ukraine und vier in der Slowakei das transnationale UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“. Was ist das Besondere an diesen Buchenwäldern, so dass die ganze Welt auf sie schaut? Welche Rolle spielte die Rotbuche in der Geschichte Mitteleuropas? Was unterscheidet den Kellerwald von den Wäldern der anderen Welterbegebiete? Diese und zahlreiche weitere spannende Fragen können die Teilnehmer gemeinsam mit Ranger Uwe Liehr lösen, der während der Tour zahlreiche Spiele und Überraschungen für Groß und Klein bereithält. Die Strecke verläuft meist auf Wildnis-Pfaden über Stock und Stein, zunächst entlang des Quernst-Pfades. Die Teilnehmer sehen immer noch Spuren, die der Sturm Kyrill hinterließ. Hier gibt es zahlreiche geworfene Fichten und Buchen, die den Sturmböen damals nicht standhalten konnten. Auf diesen Windwurfflächen entsteht eine neue Struktur: stehendes oder liegendes Totholz und unterschiedliche Lichtverhältnisse schaffen ganz neue Lebensräume. Die Natur besitzt eine faszinierende Dynamik. Ein wilder Wald voller Schönheit entsteht. Und auch die Wildkatze, eine der seltensten Säugetierarten Deutschlands und seit 1934 streng geschützt, fühlt sich hier wohl. Nach über 60 Jahren ist dieser kleine graue Jäger auf leisen Pfoten in den Kellerwald zurückgekehrt. Im Anschluss gelangen die Wanderer zur Quernst-Kapelle. Bei gutem Wetter werden sie mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Im Norden lässt sich die Waldecker Tafel, auf der die Stadt Korbach erbaut wurde, entdecken. Die Berge des Kellerwaldes erstrecken sich im Osten, im Westen schauen die Teilnehmer bis zu den Höhenzügen des Rothaargebirges. Der Route folgend, tauchen die Wanderer in den Ruhlauber ein. Dort bekommen sie einen Einblick in das UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“, zu dem mit ausgewählten Bereichen auch der einzige hessische Nationalpark gehört. An der Wolfsgrube können sie Spannendes über die grauen Gesellen erfahren. Über den Dreiherrenstein geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Mit etwas Glück können die Teilnehmer den derzeit weißen Winterwald auch noch im Schnee erleben, z.B. auf dem Quernst-Pfad während der Familienwanderung mit Ranger Uwe Liehr am 15. Februar. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Hintergrund

„Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“

Das Welterbekomitee der UNESCO hat am 25. Juni 2011 auf seiner 35. Sitzung in Paris entschieden, die „Alten Buchenwälder Deutschlands“ in die Liste des Welterbes einzuschreiben. Sie ergänzen hervorragend das seit 2007 bestehende UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten“, mit denen die deutschen Gebiete nun eine gemeinsame Stätte bilden.

Sommergrüne Laubwälder erstrecken sich fast ausschließlich auf die nördliche Halbkugel. Die Rotbuche, Fagus sylvatica, kommt jedoch ausschließlich in Europa vor. Es ist weltweit ein einzigartiger Vorgang, dass die Rotbuche als einzelne Baumart im Zuge eines sogar noch andauernden (!) ökologischen Prozesses die Wald- und Ökosystembildung weiter Teile eines ganzen Kontinents bestimmt. Diese Dominanz hat sich seit der letzten Eiszeit innerhalb von wenigen Jahrtausenden entwickelt – einer geologisch wie evolutionär gesehen extrem kurzen Zeitspanne. Gegenwärtig zeigt insbesondere Deutschland innerhalb Europas markant den ungebrochenen Prozess, der einen Kontinent prägt.

Weitere hervorragende europäische Buchenwaldgebiete sollen im Rahmen einer seriellen Erweiterung folgen. Damit soll das Abbild des andauernden ökologischen Prozesses und der außergewöhnlichen biologischen Vielfalt der europäischen Buchenwälder in den unterschiedlichen biogeografischen Regionen vervollständigt werden.

Zu den „Alten Buchenwälder Deutschlands“ zählen ausgewählte Bereiche der Nationalparks Jasmund und Müritz in Mecklenburg-Vorpommern, des Nationalparks Hainich in Thüringen, des Nationalparks Kellerwald-Edersee in Hessen und der Grumsin im brandenburgischen UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. Sie bilden die unterschiedlichen Buchenwaldtypen Deutschlands ab – von den Mittelgebirgen bis zur Küste. Außerdem beherbergen sie zusammen mehr als zwei Drittel derjenigen Waldpflanzenarten, deren Weltverbreitung auf Europa konzentriert ist.

Der Kellerwald weist die besten und ausgedehntesten bodensaurern Buchenwälder des Mittelgebirges über Schiefer und Grauwacke auf. Seine Wälder zeichnen sich durch ihre Naturnähe und einen überdurchschnittlich hohen Altholzanteil mit Urwaldrelikten aus. 18 von 22 in Hessen vorkommenden Fledermausarten, sieben von zehn mitteleuropäischen Spechtarten, Urwaldzeiger wie der Pilz Ästiger Stachelbart sowie der Veilchen blaue Wurzelhalsschnellkäfer und die Pfingstnelke als Eiszeitrelikt belegen den Strukturreichtum dieser alten Wälder. Die Weltnaturerbefläche im Nationalpark Kellerwald-Edersee ist 1.467 Hektar groß.

Weitere Informationen unter www.nationalpark-kellerwald-edersee.de  oder www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de 

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