Betrugsmasche zum Nachteil von Autoverkäufern im Internet
Gießen(ots/od) „Jetzt reicht´s.“ So lautet die SMS eines Betrügers, die er am Samstag einem Mann aus Wettenberg auf sein Handy schickte. Jetzt reicht es denkt sich auch die Kriminalpolizei Gießen, die zurzeit vermehrt Betrügereien zum Nachteil von Kraftfahrzeugverkäufern feststellt und warnen möchte. Anrufer mit der angezeigten Länderkennung „0096“ bzw. „+96“ versuchen Internetverkäufer zu erpressen.
Die Anzahl der verschiedenen Betrugsarten rund um den Autokauf lässt sich kaum mehr an den Händen abzählen. Und obwohl es bereits so viele gibt werden Kriminelle nicht müde sich weitere Tricks einfallen zu lassen oder andere abzuwandeln, um sich finanziell zu bereichern.
12 Uhr 37 war es, als am Samstagmittag das Telefon eines Wettenbergers klingelte. Auf dem Display seines Handys eine ausländische Nummer mit der Länderkennung „+96“. Am anderen Ende meldet sich ein unbekannter und höchst aggressiver Mann. Er spricht deutsch mit einem ausländischen Akzent und gibt sich als Bruder des Autokäufers aus, der Ende Dezember das im Internet annoncierte Auto des Wettenbergers erworben hat. Das Fahrzeug sei kaputt und der Reparaturpreis wäre fast so hoch wie der Kaufpreis, behauptet der Fremde. Der Autokauf soll rückgängig gemacht werden, der Verkäufer sofort das Geld für das Auto überweisen. Die Angaben des Anrufers sind so plausibel, dass der Wettenberger sie zunächst glaubt, obwohl er es kaum fassen kann. Als dann aber die Rede davon ist, dass der Käufer das Auto von einem libanesischen Autotransporter mit zurückbringen lassen möchte, nachdem das Geld an ihn überwiesen wurde, wird der Wettenberger stutzig und der Anrufer bedrohlich. „Überweise das Geld sonst bringe ich dich um.“ So und so ähnlich wiederholt der Täter mehrfach deutlich seine Forderung. Nach ein paar Minuten des hin und her legt der Anrufer auf. Beim Angerufenen bleibt verständlicherweise ein mulmiges Gefühl. Er macht das einzig richtige. Zunächst ruft er den Käufer des Fahrzeuges an. Dieser ist völlig überrascht, denn das erworbene Auto funktioniert einwandfrei und er ist überhaupt nicht interessiert daran den Kauf rückgängig zu machen. Zudem: Einen Bruder hat er gar nicht. Nach dieser ersten Erleichterung informiert der Wettenberger die Polizei und erstattet Anzeige. Versuchte räuberische Erpressung ist der korrekte Begriff für den erfüllten Straftatbestand wegen dessen die Polizei nun ermittelt. Deutschlandweit sind Fälle dieser Art bekannt.
Doch wie kommen die Kriminellen an die Information, dass jemand vor kurzem ein Auto verkauft hat? Die Gemeinsamkeit aller Fälle liegt in der Veräußerung von Fahrzeugen im Internet. In verschiedenen Portalen bieten Privatpersonen und Firmen ihre Fahrzeuge zum Verkauf an bzw. versteigern diese. Die Kriminellen suchen sich gezielt Privatpersonen aus, deren Auktionen vor kurzem ausgelaufen sind. Auf gut Glück wählen sie die vorher im Netz für den Verkauf angegebenen Nummern der Verkäufer. Da sie über die Fahrzeuge bereits einiges wissen, denn die waren für den Verkauf im Internet ausführlich beschrieben, können sie den Verkäufer mit vielen Details konfrontieren und sich so glaubhaft machen.
Grundsätzlich rufen die Täter in den bekannten Fällen dieser Art mit ausländischen Länderkennungen an. Im Fall des Wettenbergers hatte die Telefonnummern der Anrufers eine libanesische Länderkennung „0096“ bzw. „+096“. Die Anrufer geben sich als der Käufer oder Bekannter des Käufers aus und beschweren sich über erhebliche Mängel am Fahrzeug. Sie fordern eine Rücküberweisung des Kaufbetrages oder zumindest eines Teiles davon. Zudem drohen sie dem Angerufenen mit erheblichen Repressalien, wenn er der Forderung nicht nachkommt.
Die Polizei geht davon aus, dass viele Erpressungsversuche der Polizei bislang nicht mitgeteilt wurden und so das Dunkelfeld der tatsächlichen Vorfälle recht groß ist. Verkäufer sollten sich über die Betrugsversuche von Kriminellen im Klaren sein und bei einer erfolgten Bedrohung sofort die Polizei informieren.
Dirk Hintermeier, Spezialist für den sicheren Umgang mit dem Internet beim Polizeipräsidium Mittelhessen, rät zudem:
– Geben sie in Annoncen im Internet nur die notwendigsten Daten
von sich preis.
– Rufen sie keine ihnen fremden Nummern zurück, wenn sie per SMS
benachrichtigt oder um Rückruf gebeten werden. Insbesondere bei
Nummern aus dem Ausland sollten sie skeptisch sein.
– Notieren sie sich die im Display angezeigte Nummer, wenn zu
ihnen Kontakt aufgenommen wird oder sie sogar bedroht werden.
Geben sie auch in einem solchen Telefonat keinerlei persönliche
Daten von sich heraus.
– Lassen sie sich nicht auf ein Gespräch mit dem Anrufer ein.
Legen sie am besten sofort auf.
– Gehen sie niemals auf Forderungen der fremden Anrufer ein.
Tätigen sie vor allem keine Überweisungen oder sonstige
Geldtransfers mit Unbekannten, ohne bereits eine Gegenleistung
erhalten zu haben.
Weitere Informationen zu den Gefahren rund um den Internethandel gibt es unter www.polizei-beratung.de