Kleine Anfrage zu englisch- bzw. zweisprachigen Studiengängen- Hessen auf einem guten Weg
Wiesbaden(nh). Prognosen verweisen darauf, dass Deutsch als Wissenschaftssprache nicht nur in den Natur-, sondern auch Geisteswissenschaften zunehmend an Bedeutung verliert. „Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler publizieren ihre Arbeiten häufig auf Englisch, um ein größeres internationales Publikum anzusprechen“, erläutert Dr. Daniela Neuschäfer(SPD), die sich als stellvertretende hochschulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion mit dem Thema auseinandersetzt. Auch die steigende Anzahl englisch- bzw. zweisprachiger, insbesondere deutsch-englischer Bachelor- und Masterstudiengänge führt dazu, dass die deutsche Sprache – lange Zeit neben Englisch und Französisch eine der drei weltweit vorherrschenden Wissenschaftssprachen – in den Hintergrund tritt.
Im Rahmen einer Kleinen Anfrage erkundigte sich Neuschäfer nach der Situation in Hessen: „Seit zehn Jahren steigt die Anzahl der englisch- bzw. zweisprachigen Bachelor- und Masterstudiengänge an hessischen Hochschulen kontinuierlich. Waren im Jahr 2004 zum Beispiel noch durchschnittlich acht Prozent der Studiengänge an Universitäten englischsprachig ausgerichtet, sind es in 2014 38 Prozent. Die Geistes- und Kulturwissenschaften liegen dabei knapp hinter den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. 37 Prozent der Bachelor- und Masterstudiengänge sind bilingual ausgerichtet.“ Eine solche Entwicklung ist im Allgemeinen zu begrüßen, da Studierende auf ein internationales Arbeitsumfeld in Wissenschaft und Wirtschaft vorbereitet werden, fasst die SPD-Abgeordnete zusammen. Darüber hinaus können Interessierte aus dem Ausland für ein Studium an hessischen Hochschulen gewonnen werden. Die hessische Hochschulbildung kann sich durch das Angebot englisch- bzw. zweisprachiger Studiengänge insgesamt internationaler und somit zeitgemäßer aufstellen. Auch wenn viele den Trend zu einer international ausgerichteten Hochschullandschaft positiv bewerten, betrachten sie andere mit Sorge, da die Mehrsprachigkeit der europäischen Wissenschaft gefährdet wird. „Trotz vieler positiver Aspekte darf nicht vergessen werden, dass sich hinter den sprachlichen Differenzen häufig grundsätzlich unterschiedliche Wissenschaftsverständnisse und -standards verbergen, was eine gute wissenschaftliche Argumentation und Diskussion ausmacht. Die Denkmuster beruhen in der Regel auf der je eigenen Muttersprache“, erläutert Neuschäfer. Zudem müssen die jeweiligen Fachkulturen berücksichtigt werden: Gerade in den Geisteswissenschaften kommt es auf die sprachliche Formulierung an, um Forschungsergebnisse auch gegenüber der Gesellschaft verständlich darzustellen. Eine fremde Sprache begrenzt dabei den Ausdruck. Unbestritten steht fest, dass Englisch als „Lingua Franca“ die weltweit schnelle Kommunikation in Wissenschaft und Wirtschaft fördert. Dies stellt ein Erfordernis der heutigen Zeit dar. Andere europäische Sprachen sind in ihrer Bedeutung für Forschung, Lehre und die berufsqualifizierende Ausbildung an Hochschulen jedoch nicht zu vernachlässigen. Mehrsprachig ausgerichtete Studiengänge sind dabei ein Instrument, den selbstverständlichen Umgang mit unterschiedlichen Sprachen, den Wert der Muttersprache und letztlich ein internationales Miteinander zu befördern. „Diesbezüglich belegen die Zahlen der hessischen Hochschulen einen positiven Trend“, resümiert Dr. Neuschäfer erfreut.