Frankenberg(nh/od). Zu einem informellen Gespräch traf Bürgermeister Rüdiger Heß mit Vertreterinnen der Frankenberger Arbeitsgruppe „terre des hommes“ zusammen. Gabriele Schütz und Susanne Wihl besprachen mit dem Rathauschef Ansätze, wie man fair gehandelte Produkte noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken kann.
Ein besonderes Augenmerk legten die Vertreterinnen der Arbeitsgruppe auf Produkte, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt werden, beispielsweise Steine aus Indien. Dazu konnte Bürgermeister Heß in Bezug auf die Beschaffung von Steinmaterial für Bauprojekte, wie beispielsweise die Neugestaltung des Landratsgartens und die Sanierung der Bahnhoftsraße, Entwarnung geben: „Wir lassen uns bestätigen, dass die von uns gekauften Materialien ohne Kinderarbeit hergestellt werden. Die Lieferanten müssen dazu entsprechende Zertifikate vorlegen.“ Diese Verfahrensweise wird laut Heß auch für die Beschaffung des Steinmaterials für die Fußgängerzone angewendet. „Das funktioniert in Frankenberg bereits sehr gut“, betonte der Rathauschef, der allerdings auch darauf hinwies, dass die Forderung nach fair gehandelten Grabsteinen nicht in die Friedhofsatzung aufgenommen werden kann. Heß: „Dazu gab es erst Ende April ein Urteil des VGH Mannheim, nach dem eine solche Regelung rechtswidrig ist.“ Der Bürgermeister setzte mehr auf die Einsicht und das bewusste Handeln der Konsumenten, die mit ihrer Nachfrage das Angebot steuern. Aufgrund der Hinweise der Frankenberger Arbeitsgruppe von „terre des hommes“ sagte Heß zu, dass das städtische Friedhofsamt dazu – analog dem Beispiel der Stadt Korbach – einen Info-Flyer herausgeben wird, der auf die Problematik von ausbeuterischer Kinderarbeit bei der Herstellung von Grabsteinen hinweisen soll. „Das muss einfach mehr ins Bewusstsein rücken“, waren sich der Bürgermeister und die Vertreterinnen von terre des hommes einig. Heß regte dazu an, dass sich die Frankenberger Arbeitsgruppe bei den Einzelhändlern vor Ort für ein entsprechendes Angebot fair gehandelter Produkte einsetzt. „Bewusstsein schaffen ist nur eine Seite, es muss aber auch ein entsprechendes Angebot in einer Stadt vorhanden sein. Dafür ist die Kaufmannschaft und die Gastronomie zuständig“, betonte Heß. Gabriele Schütz und Susanne Wihl wollen daher in den kommenden Wochen auf den Kaufmännischen Verein zugehen und sich für ein Angebot zertifizierter Produkte aus fairem Handel in der Stadt Frankenberg einsetzen. Der Bürgermeister erläuterte, dass die Stadt Frankenberg schon seit jeher ein besonderes Augenmerk auf die Beschaffung regionaler und fairer Produkte legt: „Wir unterstützen gerne mit unserer Nachfrage die Betriebe vor Ort.“ Beispielsweise werde der Kaffee von einer Frankenberger Firma bezogen, die dafür ein Zertifkat für fairen Handel vorlegen konnte. „Wir werden künftig noch mehr auf fair gehandelte Produkte achten und bei den lokalen Anbietern entsprechend nachfragen, beispielsweise bei Blumen und Lebensmitteln“, sagte der Rathauschef. Heß nannte dazu auch das Ziel einer eventuellen „Fair-Trade-Town“-Zertifizierung für Frankenberg.
Susanne Wihl, Gabriele Schütz und Bürgermeister Rüdiger Heß waren sich einig, dass man sich nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen dürfe, sondern im Sinne einer Chancengleichheit für alle Menschen in unserer globalisierten Welt sich weiter für fairen Handel einsetzen müsse. Susanne Wihl berichtete, dass die Frankenberger Arbeitsgruppe neben der Werbung für den fairen Handel auch immer wieder Spenden für Projekte sammelt, deren Ziel es ist, Kindern in Not eine Zukunft zu geben. Allein im vergangenen Jahr konnte die Arbeitsgruppe Spenden in Höhe von knapp 8.000 € sammeln. In vielen Frankenberger Geschäften stehen die Spendenboxen von terre des hommes, in die man beispielsweise sein Wechselgeld einwerfen kann. „Die Spenden fließen in Projekte, deren Ziel es ist, Kindern in Not eine Zukunft zu geben“, betonte Wihl. Gabriele Schütz ergänzte, dass die Mitglieder der Arbeitsgruppe in zahlreichen Geschäften und auf dem Wochenmarkt der Landfrauen für den fairen Handel werben. „Unser Anliegen ist es, die Menschen in der Region für Produkte des fairen Handels zu gewinnen. Damit wird beispielsweise die ausbeuterische Kinderarbeit zurückgedrängt und die Produzenten in den Anbaugebieten der dritten Welt bekommen ein verlässliches Einkommen, mit dem sie ihre Familien ernähren können“, sagte Schütz. Wenn sich jeder Konsument über die Bedeutung seines Nachfrageverhaltens bewusst werde, könne damit jeder ein Stückweit die Welt verbessern.
Die Frankenberger Arbeitsgruppe von terre des hommes freut sich über weitere MitstreiterInenn. Intessierte Menschen können in der Gruppe mitwirken, oder bei einzelnen Aktionen helfen, beispielsweise an Informationsständen. Als Ansprechpartnerinnen stehen Gabriele Schütz (Telefon: 06455-8374) und Susanne Wihl (Telefon: 0151-70198332) gerne zur Verfügung.
Bürgermeister Rüdiger Heß lobte zum Abschluss der Gesprächsrunde die Initiaven der Frankenberger Abeitsgruppe ausdrücklich: „Das ist beispielgebendes ehrenamtliches Engeagement, das unserer kommunales Gemeinwesen und unsere Gesellschaft insgesamt reicher und menschlicher macht.“