Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
das Jahr 2019 neigt sich nun langsam dem Ende zu. Diese besondere Zeit nach dem Weihnachtsfest und vor Silvester gewährt uns „zwischen den Jahren“ einen kurzen Moment der Ruhe, des Aufschubs und eine Gelegenheit zum Innehalten. Um durchzuatmen. Es ist auch eine Zeit, zurückzuschauen und die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen – aber vor allem: frische Kräfte für die Herausforderungen des neuen Jahres zu schöpfen. Es gibt viele kluge Köpfe, die überzeugt davon sind, dass das kommende Jahrzehnt entscheidend ist für unsere Zukunft – insbesondere die unserer Kinder und unserer Enkelgeneration.
Das birgt nicht nur eine unermessliche Verantwortung – sondern auch ungeahnte Chancen! Was wir 2019 als unwiderrufliche Tatsachen zur Kenntnis genommen haben, muss uns endlich aufrütteln: Deutschland liegt laut Klima-Risiko-Index bei den durch den Klima-wandel verursachten Schäden mittlerweile an dritter Stelle – kurz hinter Japan und den Philippinen. Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass Extremwetterlagen wie Stürme und Unwetter auch bei uns immer häufiger werden. Tief erschüttert hat uns die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke durch rechtsextreme Fanatiker. Dies hat uns gezeigt, wie präsent die Bedrohung durch Neonazis in Deutschland ist. Schockiert hat uns der beispiellose Skandal über die Firma Wilke, deren Vorgänge uns immer noch beschäftigen – mit dem Ziel, das Geschehene weiterhin intensiv aufzuarbeiten und konstruktiv ans Werk zu gehen, um Sorge dafür zu tragen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt.
Diese Ereignisse haben das Jahr 2019 entscheidend geprägt und damit auch uns. Das vergangene Jahr hat aber auch zahlreiche positive Prozesse für unseren Landkreis mit sich gebracht: Ich nenne mit der Ökomodellregion, dem geplanten Grenztrail, der Erweiterung des Nationalparks Kellerwald-Edersee, unserem Beitritt zur „Charta der Vielfalt“ und dem Abschluss des Breitbandausbaus Nordhessen, dem Digitalisierungspakt oder den millionenschweren Investitionen in den Schulbau nur einige Beispiele, die unsere Region weiter nach vorn bringen und stark machen für eine gute Zukunft – insbesondere für unsere Kinder und nachfolgende Generationen. Was mir besondere Zuversicht schenkt, ist, dass die Zahl derer, die sich ehrenamtlich engagieren und Verantwortung übernehmen, wächst. Die Fridays for future-Bewegung ist so ein Beispiel für mich: Aus dem Protest eines Schulmädchens in Schweden erwuchs die inzwischen in nahezu allen Industriestaaten der Welt aktive Klimaschutz-Bewegung. Vor allem junge Menschen wurden dadurch millionenfach mobilisiert, sich aktiv für den Klimaschutz zu engagieren. Das ist für mich ein Zeichen für eine ungebrochene Motivation, sich für eine Sache einzusetzen, für Wertvorstellungen einzustehen und für eigene Ziele zu kämpfen. Auch wir im Landkreis Waldeck-Frankenberg können uns daran ein Beispiel nehmen – uns
zu motivieren für all das, was uns wichtig ist und am Herzen liegt. Ich persönlich gehe die Dinge positiv an und bewahre mir meine Zuversicht. Deshalb werde ich mich, wenn ich an das vergangene Jahr zurückdenke, vor allem daran erinnern, dass die Menschen 2019 weltweit aufgestanden sind und sich vor allem gegen Ungerechtigkeit, Intoleranz, Diskriminierung, Klimawandel und Umweltverschmutzung artikuliert haben. Das sollten wir uns als Vorbild nehmen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wenn wir das neue Jahr beginnen.Ich halte es wie Martin Luther, der sich vorgenommen hatte, auch dann noch ein Bäumchen zu pflanzen, wenn er wüsste, dass am nächsten Tag die Welt unterginge. Mutlosigkeit hilft niemandem. Entschlossenes Handeln ist gefragt. Lassen Sie uns aufmachen und neue Wege beschreiten. Es stehen große Herausforderungen vor uns – in der Welt, aber auch bei uns in unserer Heimat Waldeck-Frankenberg. Es kommt jetzt darauf an, die Überzeugung der Menschen zu stärken: dass wir die Chance haben, etwas zu verändern – und dass wir es müssen… Lassen Sie es uns anpacken! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start in das neue Jahr 2020, in dem wir gemeinsam daran arbeiten wollen, unsere Welt zu einem friedlicheren und ökologisch intakteren Ort zu machen, der unseren Kindern und Kindeskindern auch weiterhin hoffnungsvolle Perspektiven für ein gutes Leben bietet.
Ihr
Reinhard Kubat
-Landrat-
