Preisträger des Architekturwettbewerbs zur Erweiterung des Campus Frankenberg ausgezeichnet

Frankenberg(pm). Im September 2009 startete das duale Studienangebot der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) StudiumPlus am Standort Frankenberg in den eigens hergerichteten Räumen des ehemaligen Gesundheitsamtes hinter der Verwaltungsstelle des Landkreises, dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster St. Georgenberg. 22 Studierende bildeten damals den ersten Jahrgang. Was als Experiment begonnen hatte, konnte sich mittlerweile fest etablieren. Heute sind es mehr als 100 junge Menschen verteilt über drei Jahrgangsstufen, die einen Bachelor- oder Masterabschluss im Bereich der Ingenieurwissenschaften erwerben wollen. Die Partnerunternehmen und -einrichtungen von StudiumPlus sind im CompetenceCenter Duale Hochschulstudien (CCD) organisiert. Dem CCD gehören insgesamt mehr als 800 Unternehmen an, 45 davon in Waldeck-Frankenberg. Da die Mitgliederzahl noch weiter im Steigen begriffen ist, gehen die Verantwortlichen bei THM und Landkreis davon aus, dass sich dieser Trend auch bei den Studierenden bemerkbar machen wird.

Die räumlichen Kapazitäten sind bereits knapp geworden und angesichts dessen gibt es Überlegungen, wie man die Raumnot beheben kann. Verschiedene Möglichkeiten wurden diskutiert, erwiesen sich aber letztlich als nicht umsetzbar. In einem Gespräch zwischen Landrat Dr. Reinhard Kubat und der damaligen Leiterin der StudiumPlus-Außenstellen, Prof. Dr. Anita Röhm, entstand vor rund einem Jahr die Idee, auf internen Sachverstand zurückzugreifen. Das bedeutete in diesem Fall die Einbeziehung des Studiengangs Architektur der THM. 16 Studierende der in Gießen angesiedelten Fachrichtung machten den Umbau bzw. die Erweiterung des Campus Frankenberg zum Thema ihrer Bachelorarbeiten. Gemeinsam mit Fachbereichsleiter Professor Dr. Peter Jahnen besuchten Sie den Standort und entwickelten aus dem städtebaulichen Kontext heraus Ideen für ein erweitertes Raumangebot. Die Modelle wurden im Oktober 2018 bei einer Veranstaltung in der Sparkasse Frankenberg vorgestellt und von einer dreiköpfigen Jury bestehend aus der Leiterin der Bauaufsicht des Landkreises Susanne Paulus, Oswald Staub vom Gebäudemanagement des Kreises, sowie dem Fachbereichsleiter Stadtentwicklung der Stadt Frankenberg, Karsten Dittmar, bewertet. Drei Hauptpreise, ein erster und zwei zweite, wurden jetzt im Rahmen einer Feierstunde im Korbacher Kreishaus vergeben. Dotiert sind die Preise mit 1.500 bzw. jeweils 1.000 Euro.

In seiner Begrüßungsansprache betonte Landrat Dr. Reinhard Kubat, er sei überwältigt gewesen von der Kreativität der Studierenden und der Qualität der eingereichten Beiträge. „Uns wurden vollkommen neue Perspektiven eröffnet, die wir uns zuvor nicht hatten vorstellen können“. Professorin Anita Röhm habe ihm einmal gesagt „Wir sind gekommen, um zu bleiben“. Dies sei mittlerweile so etwas wie das Leitbild von Studium plus in Frankenberg und zugleich ein Ansporn, den Studienstandort noch attraktiver zu gestalten. Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß ging in seinem Grußwort auf die Bedeutung von StudiumPlus für die ehemalige Kreisstadt ein. „Angesichts der 775 Jahre, auf die unsere Stadt zurückblicken kann, sind die 10 Jahre, in denen es StudiumPlus bei uns gibt, ein relativ geringer Zeitraum“. Das Angebot habe der Stadt aber einen enormen Entwicklungsschub und Imagegewinn gebracht.

Prof. Dr. Gerd Manthei vom Fachbereich Maschinenbau und aktuell Leiter der StudiumPlus-Außenstellen freute sich darüber, dass das kreative Potenzial der THM für konkrete Projekte genutzt wird. Er stellte zudem in Aussicht, dass das Studienangebot Architektur schon bald Bestandteil von StudiumPlus werden könnte. Unterstützt wurde der Wettbewerb von der Sparkasse Waldeck-Frankenberg, deren Beweggründe vom stellvertretenden Vorstandsmitglied Jürgen Trumpp erläutert wurden. Finanzwesen und Architektur hätten eine enge Verbindung. Durch die Immobilienfinanzierung der Sparkasse sei es möglich, aus Ideen architektonische Realität werden zu lassen. Vor der Preisverleihung stellten Jury-Sprecherin Susanne Paulus und Prof. Dr. Jahnen, der das Gremium beratend begleitet hatte, die Beurteilungskriterien vor. Man habe drei Kategorien gebildet: „Erweiterung nach unten“, „Erweiterung nach oben“ sowie „Anbauten“ und daraus jeweils die überzeugendste Arbeit herausgefiltert. Susanne Paulus zeigte sich begeistert von der Kreativität der Arbeiten. „Jede einzelne ist es wert, veröffentlicht zu werden“, so ihr Fazit. Positiv hob sie zudem hervor, dass alle Entwürfe auch umsetzungsfähig seien.

Ganz vorne sah die Jury den Entwurf von Emily Hubl, der den ursprünglichen Grundriss des aus den 60er Jahren stammenden Gebäudes bewahrt und durch eine Umbauung ergänzt. Dabei entstehen neue Funktions- und Kommunikationsräume, die den Bedarf für die Zukunft sichern. Für die Außenhülle wählte sie Corten-Stahl als Material, dessen rostbrauner Ton ideal mit der Sandsteinfassade der historischen Klosteranlage korrespondiert. Shannon Haas, der einen der beiden zweiten Preise erhielt, setzt bei seinem Konzept auf eine Erweiterung nach unten, also in die Erde. Dadurch werde die vorhandene Harmonie der Baukörper erhalten, da im oberen Bereich keine grundlegenden baulichen Veränderungen nötig seien. Kernelement des ebenfalls mit einem zweiten Preis ausgezeichneten Entwurfs von Niko Göhler ist eine Loggia bzw. Dachterrasse, die als zentraler Begegnungs- und Kommunikationsort konzipiert ist. Vom Grundsatz her sei eine Erweiterung des Raumangebotes nach oben, also durch Aufstockung geplant, wie Prof. Jahnen erklärte, der den Entwurf für den auf einer Auslandsreise befindlichen Preisträger vorstellte.

Zum Abschluss der Feierstunde bedankte sich Landrat Dr. Reinhard Kubat noch einmal bei allen Teilnehmern des Wettbewerbs. Auch diejenigen, deren Entwürfe nicht ganz vorne gelandet seien, sollen eine Anerkennungsprämie von jeweils 100 Euro erhalten. Zum weiteren Vorgehen sagte der Kreishauschef: „Wir haben im aktuellen Haushalt bereits 150.000 Euro für Planungskosten vorgesehen“. Er werde die Entwürfe schon bald den politischen Gremien vorstellen und eine Beschlusslage herbeiführen, die es gestatte, zeitnah mit dem Ausbau des Campus Frankenberg zu beginnen.

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