Wetzlar(pm). An der Fulda im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wurde kürzlich in einem Biberrevier ein Fischotter gesichtet. „Wir freuen uns darüber, dass der extrem seltene Fischotter in Osthessen jetzt wieder beobachtet werden konnte“, erklärt NABU-Landesvorsitzender Maik Sommerhage. Den letzten Nachweis in der Region gab es vor sechs Jahren. „Es ist sicherlich kein Zufall, dass ein NABU-Biberbotschafter den Fischotter in einem Revier des fleißigen Nagers entdeckt hat. Biber schaffen beste Lebensbedingungen für Otter und andere gefährdete Tiere“, so Sommerhage. Deshalb sei es wichtig, den Biber weiter umfassend zu schützen. „Biber sind außerordentlich nützliche Tiere, denn sie schaffen Lebensraum für viele andere Arten, verringern Überschwemmungen und verbessern die Wasserqualität. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz“, erläutert die NABU-Gewässer-Expertin Dr. Sybille Winkelhaus. Vom sauberen Wasser und Fischreichtum profitiert der gefährdete Otter, von dem es in ganz Hessen nur 20-30 Tiere gibt. Die große Trockenheit der letzten Monate habe gezeigt, wie wichtig es sei, mehr Wasservorräte anzulegen. Biberdämme stauen das Wasser auf und verlangsamen damit seine Fließgeschwindigkeit. Dadurch verweilt das Wasser länger in der Landschaft, kann nach und nach versickern und hilft dabei, die Grundwasservorräte aufzufüllen. „Mit Hilfe des Bibers bleiben die Böden länger feucht und sind in langen Dürreperioden nachhaltiger vor Austrocknung geschützt. Das kommt auch den Landwirten zugute“, so Winkelhaus. Bach- und Flussläufe trocken nicht so schnell aus, denn hinter einem Biberdamm bildet sich ein Wasserreservoir, das bei Regentagen gefüllt wird und dazu beiträgt, den Abfluss des Baches bei trockenem Wetter aufrechtzuerhalten. In solchen Biberseen entwickelt sich ein Fischreichtum, der auch für den Otter von Vorteil ist.
Durch ihre Dammbau- und Nagetätigkeit verändern Biber die Landschaft und tragen dazu bei, Bäche und Flüsse wieder naturnaher zu gestalten. „Biber helfen, unsere Gewässer wieder in einen artenreichen Lebensraum zu verwandeln und sparen dadurch die großen Kosten einer aufwändigen Renaturierung mit dem Bagger“, erläutert Winkelhaus. Wo der Biber wirke, profitieren Insekten, Fische und Amphibien. Auch Vogelarten wie Schwarz- und Weißstorch sowie Eisvogel und Ringelnatter nützt der fleißige Nager.
Hintergrund
Im 16. Jahrhundert wurde der Biber in Hessen ausgerottet. Seit seiner Wiederansiedlung vor rund 40 Jahren im Spessart sucht er sich neue Lebensräume. Für den verbauten Flussauen ist der Auenarchitekt ein Segen, da er die Gewässer wieder naturnah gestaltet. Aus den anfänglichen 18 Pionierbibern im Spessart sind mittlerweile mindestens 1.900 hessische Tiere geworden. Erfolgreich verlief das Projekt vor allem, weil die Biber mit Gewässerentwicklungsstreifen, umgesetzt mit Landankäufen durch das Land Hessen, einen freien Raum zur Gestaltung ihrer Lebensräume bekamen, Behörden das Projekt professionell begleiteten und ein Netz aus ehrenamtlichen NABU-Biberbotschaftern für die Akzeptanz des Rückkehrers warb.

