Jugendwörter des Jahres sind viel: überraschend, befremdlich und trotz allem ein Teil des Alltags Jugendlicher. Dabei sind sie nicht nur bloße Ausdrücke, sondern ein regelrechtes kulturelles Phänomen. Sie spiegeln den gegenwärtigen Sprachgebrauch wider und sind die wahren Zeitgeister jeder Generation. Die Geschichte der bereits jetzt legendären Jugendwörter des Jahres reicht bis in die 2000er Jahre zurück und geben seit jeher einen intimen Einblick in die einzigartige Sprachdynamik junger Menschen. Dabei versuchen sie vor allem einer Frage auf dem Grund zu gehen: Wie wandelt sich der Sprachgebrauch von Jahr zu Jahr?
Die Geburt des Jugendworts des Jahres
Womit beschäftigen sich Jugendliche? Vor welchen Herausforderungen stehen sie, welche Trends gehen gerade um und wie macht sich das im Sprachgebrauch bemerkbar? Um dem einen klaren Namen zu geben, führte der Langenscheidt-Verlag im Jahr 2008 offiziell das erste Jugendwort des Jahres ein. Es hieß „Gammelfleischparty“ und hat einen regelrechten Hype ausgelöst. Plötzlich war die Umgangssprache von Jugendlichen nicht nur ihre Angelegenheit, sondern deutschlandweit ein Thema. Und das diente als Anstoß für Diskussionen: Viele Jugendwörter sind zwar direkt und ungeschönt, transportieren aber eine durchaus kritische Haltung gegenüber bestimmten Lebensstilen und Veranstaltungen. Andererseits sagen sie auch viel über die Philosophie von einigen jungen Menschen aus. Zwei gute Beispiele dafür sind „Swag“ von 2011 und „Yolo“ aus dem Folgejahr. Unter swag wird eine besonders lässige Art verstanden, die auch ins Stolzieren oder ins Angeberische gehen kann. Die Abkürzung Yolo hingegen steht im Übertragenen Sinne für das Motto, so viel Spaß wie möglich in seinem Leben zu haben: You Only Live Once. Beide Begriffe reflektierten eine Zeit, in der Selbstausdruck und Lebensfreude der Jugend statt Gesellschaftskritik im Mittelpunkt standen. Doch in den letzten Jahren tauchen erneut vermehrt Begriffe auf, die für gesellschaftliche Debatten und Veränderungen stehen. Das 2022 gewählte Jugendwort des Jahres hieß „Lost“ und weist auf Gefühle der Orientierungslosigkeit und Unsicherheit in einer sich schnell verändernden Welt hin.
Worin liegen die Unterschiede im Sprachgebrauch?
Zwischen Gammelfleischparty und Lost liegen nicht nur 14 Jahre, sondern sinngemäß ganze Welten. Die Unterschiede zwischen den beiden Jugendwörtern zeigen nicht nur Veränderungen in der Jugendsprache, sondern auch gesellschaftliche Verschiebungen. Während frühere Wörter oft mit Trends oder Modephänomenen verbunden waren, reflektieren neuere Begriffe zunehmend soziale und politische Themen.
Warum wird ein Wort zum Jugendwort des Jahres gekürt?
Die Auswahl des Jugendworts des Jahres hat vorrangig eine symbolische Bedeutung. Es hebt nicht nur bestimmte Ausdrücke hervor, sondern gibt auch Einblicke in die derzeitige kulturelle Dynamik. Als solche ist es nachträglich auch ein verlässlicher Blick in die Vergangenheit. Außerdem dient die Auszeichnung als eine Art Anerkennung für die Sprachkreativität der Jugendlichen. Es macht deutlich, dass ihre Art zu kommunizieren sowohl relevant als auch wichtig für die landesweite Kultur ist.
So sieht die Zukunft des Jugendwortes aus
Mit der ständigen Evolution von Sprache und Gesellschaft bleibt eine Frage besonders interessant: Wie entwickeln sich die Jugendwörter des Jahres in Zukunft? Werden sie weiterhin auf Veränderungen in der Welt reagieren? Werden sie vermehrt politische und soziale Anliegen aufgreifen? Es gibt viele wissenschaftliche Themen zur Entwicklung unserer Sprache, allerdings hebt sich die Jugendsprache ohnehin zumeist von der allgemeinen Sprache in ihrer Ausdrucksweise ab. Deswegen gibt es auf die Frage nur eine Antwort – und die liegt in den Händen der Jugendlichen mit ihrer einmaligen Fähigkeit, ihre Gedanken und Gefühle durch origineller Sprache auszudrücken. Es bleibt daher spannend zu beobachten, wie sich diese lebendige Form der Sprachkultur in den kommenden Jahren entfalten wird.

