Codewort: „Ist Luisa hier?“

Landkreis will Frauen unterstützen, die sich beim Feiern bedrängt fühlen

Korbach(pm). Nachts im Club: Die Musik ist laut, die Luft verbraucht. Dieser eine Typ lässt einfach nicht locker. Er ist immer in ihrer Nähe – und irgendwann spürt sie am Po eine fremde Hand. Viele Frauen kennen solche Situationen. Einige haben die Kraft, die fremde Hand einfach wegzuschlagen und dem Übergriffigen die Meinung zu sagen; andere sind wie gelähmt, es fehlen ihnen die Worte. Um Frauen schnell und unkompliziert aus dieser Situation zu helfen, schließt sich der Landkreis Waldeck-Frankenberg nun als erster in Hessen der Kampagne „Ist Luisa hier?“ an.

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Diese wurde vom Frauen-Notruf Münster e.V. initiiert – andere Städte und Landkreise können sich anschließen. Das Prinzip: Wenn Frauen sich bedrängt, bedroht oder belästigt fühlen, gehen sie zur Bar der Diskothek, Kneipe oder des Restaurants und stellen dem Personal die Frage: „Ist Luisa hier?“ – für das geschulte Personal eine Art Code, Frauen aus der Situation zu helfen, zu unterstützen oder in Sicherheit zu bringen. Dieses Projekt auch in Waldeck-Frankenberg einzuführen, dazu hat sich das Frauenbüro des Landkreises entschieden. „Und zwar nicht, weil die Zahlen sexueller Übergriffe hier besonders hoch sind, sondern um es gar nicht erst so weit kommen zu lassen“, erläutert die Frauenbeauftragte des Landkreises Beate Friedrich die Strategie. „Das Projekt bietet Frauen die Möglichkeit, schnell und unkompliziert um Unterstützung zu bitten – ohne, dass die Situation lang und breit erklärt werden muss.“ Dieses niederschwellige Hilfsangebot sei für viele Frauen in solchen Lagen besonders wichtig und hilfreich. Die Frau entscheidet dann selbst, welche Hilfemöglichkeiten sie in Anspruch nehmen will: so kann zum Beispiel das Barpersonal lediglich ein Auge auf die Situation haben, die Frau kann aber beispielsweise auch ein Taxi bestellen, Freunde bzw. Familie anrufen oder die Bar durch einen Hinterausgang verlassen. Oder sie entscheidet sich dafür, den Vorfall – abhängig vom Geschehnis – zur strafrechtlichen Verfolgung der Polizei zu melden. „Die Möglichkeiten sind hier vielfältig und zielen immer darauf ab, der Frau die sofortige Unterstützung zuzusichern, die sie individuell in dieser Situation braucht“, weiß Beate Friedrich. Oft stehe die Frage im Raum, warum ausgerechnet die Frau in solchen Situationen beispielsweise die Bar verlässt, wenn doch eigentlich der Übergriffige rechtmäßig des Lokals verwiesen werden müsste. „Natürlich sind sexuelle Übergriffe in keinster Weise zu tolerieren – Männer, die Frauen in irgendeiner Form bedrängen, sind eigentlich diejenigen, die die Bar verlassen müssen“, stellt Friedrich klar. „In der Realität sieht das aber leider anders aus, da erstens nicht jede Tat nachgewiesen werden kann und es zweitens vielen Frauen lieber ist, wenn sie schnell und diskret aus der Situation gebracht werden können.“ Um das Projekt im Landkreis Waldeck-Frankenberg auf breite Füße zu stellen, holt sich das Frauenbüro den Landesvorstand des Deutschen Hotellerie- und Gaststättenverbands, kurz DEHOGA, und die Initiative „Runder Tisch gegen häusliche Gewalt“ mit ins Boot. Gemeinsam soll die Kampagne in Waldeck-Frankenberg umgesetzt werden. Dazu gehören unter anderem die Information und die Schulung des Personals in den sich beteiligenden Lokalitäten und die Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt. „Wir als Frauenbüro stellen darüber hinaus als Fachstelle sicher, dass die Frauen auch im Anschluss an so einen Vorfall die Unterstützung und Betreuung bekommen, die sie benötigen“, so Friedrich weiter. „Wir möchten ein Zeichen setzen, dass sexualisierte Gewalt im Landkreis in keinster Weise toleriert wird“, unterstützt auch Landrat Dr. Reinhard Kubat das Projekt. „Die Luisa-Kampagne ist nicht nur ein niederschwelliger Baustein, sondern trägt in hohem Maße dazu bei, dass sich Frauen in Waldeck-Frankenberg sicherer fühlen können.“ Weitere Informationen gibt es unter www.luisa-ist-hier.de 

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