Vöhler Synagoge: Vergangenheit erinnern, Gegenwart verstehen und Zukunft gestalten

Vöhl(pm). Die heimische Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer hatte in ihrem Veranstaltungsformat „Kaffeeplausch mit Tiefgang“ zum Motto „Erinnern statt Vergessen“ in die Synagoge Vöhl eingeladen. Der Förderkreis Synagoge in Vöhl erinnert an die jüdischen Menschen, die früher unter uns gelebt haben, und bewahrt die Geschichte des Gebäudes, das für Gottesdienste, als jüdische Schule und als Versammlungsraum der Gemeinde diente. Der Kaffeeplausch gab einen umfassenden Einblick in die Erinnerungsarbeit vor Ort.

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Zusammen mit den zwei „Landkulturboten“ Henriette Hennig und Ronny Regel erzählten Karl-Heinz Stadtler, Barbara Küpfer, Dorothea und Günter Meyer über ihre Arbeit und die Geschichte der jüdischen Gemeinde. Ronny Regel thematisierte den Gedenkhof hinter der Synagoge: den „Baum der Hoffnung“, den ehemalige Vöhler Juden im September 2000 mit dem Wunsch pflanzten, dass sich die Schrecken des Nationalsozialismus nie wiederholen mögen; das Mahnmal „Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod“, das der Landkreis für alle Deportierten stiftete, und der „Sag-Nein-Stein“, der dazu auffordern soll, früh und zahlreich „Nein“ zu sagen, wenn Demokratie und Freiheit gefährdet sind. Henriette Hennig erläuterte die Bedeutung der Synagogenkuppel mit ihren 300 Sternen und ging auf das Kunstwerk von Kurt-Willi Julius in der Mitte des Synagogen-Fußbodens ein.  Barbara Küpfer berichtete über Konzerte, von denen einige das Leben und die Verfolgung von Juden thematisieren, während andere die Hemmschwelle zum Betreten der Synagoge senken sollen. Günter Maier erzählte über die Flüchtlingsarbeit des Förderkreises und erinnerte an eine große Veranstaltung zu diesem Thema im vorigen Jahr. „Früher“, so sagte er, „teilten jüdische Familien ihre Matzen mit den christlichen Kindern in der Osterzeit. Brot teilen – auch in der heutigen Zeit sollen wir menschlich füreinander da sein, für alle Menschen, denen wir begegnen.“ Dorothea Maier erzählte einige lustige Begebenheiten mit sehr jungen Synagogenbesuchern. Auch Grundschülern könne man lustig, aber auch anschaulich vermitteln, wie wichtig es ist, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Diesen Gedanken griff Karl-Heinz Stadtler auf: „Mensch, achte den Menschen. Wir sollten nie vergessen, dass der andere ein Mensch ist wie Du und ich, mit denselben Empfindungen, denselben Gefühlen. Wenn wir dies alle berücksichtigen, wird sich nicht wiederholen, was geschehen ist.“ Sommer war sich mit Stadler und seinem Team einig: „Man darf nicht vergessen, was in der Vergangenheit passiert ist, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft gestalten zu können.“ Im Gedächtnis bleiben den Teilnehmern die Tugenden, die im Boden der Synagoge fest verankert sind: Glaube, Hoffnung, Liebe, Mäßigung, Gerechtigkeit, Weisheit und Tapferkeit, um zu erinnern, aber auch um nach vorne zu schauen. Besonders freute sich Dr. Sommer über die Mitarbeit der 15/16-jährigen Landkulturboten: „Sie sind jene, die die Zukunft gestalten werden, die sich mit der Geschichte befasst haben und die durch solche Erfahrungen lernen, dort, wo Friede und Freiheit gefährdet werden, zu protestieren, einzugreifen, Zivilcourage und Widerstand zu zeigen, statt wegzuschauen.“ Die Gäste konnten die Synagoge, ihre Geschichte und die Erinnerungsarbeit erleben, neben den Impulsen Kaffee & Kuchen genießen und im Anschluss den Hof der Synagoge besuchen.

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