Austausch über den Nominierungsaufwand zum UNESCO-Weltnaturerbe
Bad Wildungen(nh). Eine iranische Expertengruppe war kürzlich während ihrer Studienreise durch Deutschland im Nationalpark Kellerwald-Edersee zu Gast. Anlass war das Kooperationsprojekt „Unterstützung zur Erstellung eines Nominierungsdossiers für den Hyrcanischen Wald im Iran als UNESCO-Weltnaturerbe“. Achim Frede vom Nationalpark hat über das eigene Welterbe-Nominierungsverfahren berichtet und den Iranern hilfreiche Tipps mit auf den Weg gegeben. Internationale Beziehungen können Gold wert sein – vor allem, wenn die eigenen Erfahrungen anderen helfen können und man selbst künftig von der Beziehung profitieren kann. Deshalb ist ein länderübergreifender Austausch für den Nationalpark Kellerwald-Edersee von enormer Bedeutung und es werden gerne internationale Beziehungen aufgebaut und gepflegt. So war es kürzlich ein Herzensanliegen, eine Gruppe iranischer Experten im Nationalpark begrüßen zu dürfen und ihnen hilfreiche Tipps an die Hand zu geben, damit sie mit ihrem Vorhaben, sich für die Auszeichnung des Hyrcanischen Walds im Iran zum UNESCO-Weltnaturerbe zu bewerben, ein Stück vorankommen. „Auf diese Weise können wir langfristig ein transnationales Expertennetzwerk zur Kooperation und zum Wissenstransfer aufbauen, von dem jeder einzelne Teilnehmer, aber auch die Gemeinschaft enorm profitieren können“, sagt Achim Frede, der die iranische Expertengruppe seitens des Nationalparks gemeinsam mit Katharina Sabry vom hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und Tilman Jaeger von der International Union of Conversation of Nature (IUCN) vor Ort betreut hat. Die Studienreise der iranischen Expertengruppe nach Deutschland ist Teil des Kooperationsprojekts „Unterstützung zur Erstellung eines Nominierungsdossiers für den Hyrcanischen Wald im Iran als UNESCO-Weltnaturerbe“. Das Projekt wird unterstützt von der Michael-Succow-Stiftung und finanziert durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Neben dem Nationalpark Kellerwald-Edersee als einzigem Nationalpark in Hessen besuchte die Gruppe den Nationalpark Hainich in Thüringen und den Nationalpark Jasmund in Mecklenburg-Vorpommern. Damit konnten sich die Experten ein Bild von drei der fünf deutschen Teilgebiete des größten transnationalen, seriellen UNESCO-Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ machen. Erst kürzlich, am 10. Juli 2017, hat das UNESCO-Welterbekomitee in Krakau entschieden, die bisherige Welterbestätte „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“ mit Teilgebieten in der Ukraine, Slowakei und Deutschland um 63 Teilgebiete in zehn Ländern zu erweitern. Neu hinzugekommen sind Teilgebiete in Albanien, Belgien, Bulgarien, Italien, Kroatien, Österreich, Rumänien, Slowenien, Spanien und der Ukraine. Nach 2011, als die fünf deutschen Teilgebiete zu den Buchenurwäldern der Karpaten hinzugekommen sind, war das bereits die zweite Erweiterung der Welterbestätte, die sie zu der größten transnationalen und seriellen unter ihresgleichen macht. Ist die Nominierung der iranischen Expertengruppe von Erfolg gekrönt, wird vielleicht schon bald der Hyrcanische Wald des Irans zur Familie der Welterbestätte hinzukommen und ebenfalls von der UNESCO geadelt.
Hintergrund:Der Hyrcanischen Wald
Uralte Orient-Buchen an der Südküste des Kaspischen Meeres
Der Hyrcanische Wald ist ein uralter Gebirgswald aus Orient-Buchen. Im Iran erstreckt er sich über eine Fläche von rund zwei Millionen Hektar an der Südküste des Kaspischen Meeres sowie den nördlichen Hängen des Elburs-Gebirges. Insgesamt misst er inklusive der Gebiete in Aserbaidschan rund 5,5 Millionen Hektar – und ist somit um ein Vielfaches größer als der Nationalpark Kellerwald-Edersee. Zur besseren Veranschaulichung: Der Nationalpark Kellerwald-Edersee mit seinen 5.738 Hektar passt knapp 960 Mal in die Fläche des Hyrcanischen Waldes – ein wahrhaft unglaubliches Ausmaß an alten Naturrelikten, die es zu schützen gilt.