Konstruktive Auseinandersetzung mit dem Islam

Symbolbild: Koran

150 Besucher diskutierten im Kreishaus beim Infomartionsabend

Korbach(nh).  Mit dem Thema Islam haben sich beim Infoabend des Netzwerks für Toleranz und des Projekts „Wegweisende Integrationsansätze realisieren“, kurz WIR, in der vergangenen Woche im Kreishaus rund 150 Teilnehmer beschäftigt. Ziel der Veranstaltung war es, zu informieren, zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und Vorurteile abzubauen. Einleitend hielt Prof. Dr. Albrecht Fuess von der Universität Marburg einen Impulsvortrag, in dem er zunächst die Entstehungsgeschichte und Entwicklung des Islam durch die Jahrhunderte hinweg nachzeichnete. Dabei erläuterte er auch den Islam aus europäischer Sicht – und legte dabei ein besonderes Augenmerk auf die klare Abtrennung von Islam und Extremismus. Radikale Organisationen seien dementsprechend als Bewegung gegen die Kolonialisierung durch den Westen entstanden. Er zeigte auf, dass in Deutschland bereits seit 40 Jahren etwa 4,5 Millionen Muslime leben, ohne dass dieses Zusammenleben bislang problematisiert worden sei. Sozio-kulturelle Anpassungen ließen sich gut dokumentieren – sei es bei der Geburtenrate oder beim Bau von Moscheen. In einem zweiten Kurzvortrag gab der Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz Robert Schäfer seine Einschätzung zur extremistischen Bedrohungslage in Hessen – und führte aus, dass die Gefährdungslage zwar real sei, man aber eher auf Prävention setzen sollte. Denn Sanktionen und Ermittlungen reichen aus seiner Sicht nicht aus. Ausgrenzung und Rassismus seien Nährboden für Extremisten. Weiterhin hat er herausgestellt, dass das Land Hessen seine Ausgaben für den Bereich Prävention in diesem Jahr mehr als verdoppelt hat. Gefördert werden unter anderem Projekte das Demokratiezentrums des Beratungsnetzwerks Hessen. Darin ist auch der Verfassungsschutz aktiv. „Die Auseinandersetzung mit dem Islam ist derzeit stark in den Fokus gerückt“, sagt die Koordinatorin des Netzwerks für Toleranz Ursula Müller. „Daher ist es sinnvoll, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.“ Aufgrund der aktuellen Lage würden häufig Ängste geschürt, wenn es um das Thema Islam geht. „Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass dieser oft als Bodenbereiter für Radikalisierungen und extremistische Haltungen dargestellt wird und Muslime als rückwärtsgewandte, demokratiefeindliche und gewaltbereite Fanatiker zeigt“, ergänzt der Koordinator des WIR-Projekts Latif Al Homssi. „Dass Extremisten eine Minderheit der Muslime sind, wird dabei oft vergessen. Genau diese Vorurteile sollten durch den Infoabend relativiert werden.“ Das Netzwerk für Toleranz wird als Partnerschaft für Demokratie gefördert aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg ist seit 2014 Teil des Landesprogramms WIR. Im Rahmen einer aktiven Integrationspartnerschaft zwischen dem Landkreis und dem Land Hessen werden die Schwerpunktthemen „Willkommens- und Anerkennungskultur“ und „Interkulturelle Öffnung“ gemeinsam bearbeitet und umgesetzt.

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