Netzwerk für Toleranz: Gute Resonanz auf fünftes Treffen

Korbach(nh). Rund 70 Menschen und Institutionen nahmen am fünften Netzwerktreffen des Netzwerks für Toleranz in der Hans Viessmann Schule in Frankenberg teil. Neben der Rückschau auf das vergangene Jahr gab es einen Vortrag über die Gefahren und Gründe der Radikalisierung Jugendlicher.

 In ihrem Jahresbericht blickte die Koordinatorin des Netzwerks Ursula Müller auf die zahlreichen Aktivitäten der vergangenen 12 Monate zurück. So haben unter anderem drei Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen wie Demokratie- und Toleranzerziehung, Interkulturellem und Interreligiösem Lernen und Jugendbeteiligung gearbeitet. Darüber hinaus ist ein Modul zur Demokratieerziehung von Schülerinnen und Schülern entstanden, welches im kommenden Jahr als Pilotprojekt an der Alten Landesschule erprobt werden soll. Zur Initiierung von Jugendbeteiligung wurden mehrere Workshops veranstaltet, zuletzt zur Flüchtlingsarbeit. Verschiedene Veranstaltungen wurden organisiert, insbesondere zum Thema Willkommenskultur. Es fanden Dialogforen, Vernetzungs- und Qualifizierungsangebote für ehrenamtlich Tätige sowie für die im Rahmen des Netzwerks tätigen ehrenamtlichen Übersetzer statt. Darüber hinaus konnten zahlreiche Projekte und Initiativen gefördert werden, beispielsweise ein Geschichtsprojekt mit polnischen und deutschen Schülern, die Förderung von Begegnung und sprachlicher Unterstützung von Flüchtlingen an verschiedenen Orten. Auch ein Filmprojekt wurde auf den Weg gebracht. Kreisbeigeordnete Hannelore Behle bedankte sich dafür bei allen Beteiligten für das große Engagement. Dr. Reiner Becker, Geschäftsführer des Demokratiezentrums an der Universität Marburg, hielt im Anschluss daran einen Vortrag zur Thematik: „Wie radikalisieren sich Jugendliche und was hat das mit uns zu tun?“ In seinem informativen und zugleich aufrüttelnden Vortrag stellte er heraus, dass es viele Faktoren gibt, warum sich Jugendliche radikalisieren – egal ob rechter, linker oder religiöser Fanatismus. Besonders anfällig für radikale Gruppen seien männliche Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. Häufig suchten diese nach Orientierung und nach einem Sinn im Leben. Bei Eintritt in radikale Gruppen würde das „Wir“-Gefühl gestärkt. Daher ist die Radikalisierung auch eine Gegenreaktion zur Ausgrenzung. Hinzu kommen Gruppenzwang und Jugendbedürfnisse, wie z.B. Protestbedürfnis, Abenteuerlust, Zugehörigkeit zu einer Clique. Radikale Gruppen stillten diese Bedürfnisse. In seinem Vortrag führte Reiner Becker weiterhin aus, dass radikale Haltungen sich vor allem in der Mitte der Gesellschaft bei den Erwachsenen finden. Jugendliche würden diese häufig aufgreifen und diese öffentlich machen. „Nur wenn wir klar formulieren, dass wir für eine demokratische Haltung stehen und dies auch leben, wird dies von Jugendlichen wahr genommen und im eigenen Verhalten reflektiert“, sagt Becker. So entwickelte sich auch im Nachgang des Vortrags ein intensiver Austausch zwischen den Anwesenden. Auch der Leiter des Fachdienstes Regionalentwicklung Dr. Jürgen Römer würdigte die Netzwerkarbeit, die 2015 stattfand und dankte allen Beteiligten für Ihre Mitarbeit. „Auch für 2016 erhoffe ich mir eine weiterhin gute Zusammenarbeit, zahlreiche Projektideen und interessante Veranstaltungen“, so Römer.

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