Buchbestand der Bibliothek Brehm Stiftung ist gesichert

Freude über die Sicherung des Buchbestandes der Bibliothek Brehm Stiftung. Sitzend von links nach rechts: Kreisbeigeordnete Hannelore Behle (in deren Zuständigkeit das Stiftungswesen fällt), Landrat Dr. Reinhard Kubat, Stifter Adolf Brehm und Kerstin Braun (Vorstandsmitglied und wissenschaftliche Mitarbeiterin der BBS). Über den Vertragsabschluss freuten sich (stehend von links nach rechts: Landrat a.D. Dr. Günter Welteke während dessen Amtszeit die ersten Kontakte zum Stifter Adolf Brehm hergestellt worden waren, Thomas Vorneweg (Rechtsamt des Landkreises), Bürgermeister Jürgen van der Horst und Wilhelm Müller (Stadt Bad Arolsen). Foto:nh

 

Bad Arolsen(nh). 1990 wurde die Bibliothek Brehm Stiftung errichtet und im Westflügel des Arolser Residenzschlosses untergebracht. Es handelt sich dabei um eine der profiliertesten Stifterbibliotheken im deutschsprachigen Raum. Sie umfasst rund 42.000 Bände aus Literatur und nahezu allen wissenschaftlichen Disziplinen, die überwiegend in Erstausgaben die deutsche Geistesgeschichte und Kultur von der frühen  Neuzeit bis zur Gegenwart dokumentieren. Zusammengetragen hat sie der Schweizer Jurist und Unternehmer Adolf Brehm, der auch den Aufbau der Bibliothek von Anfang an geleitet und ihr eine inhaltliche Ausrichtung gegeben hat.

 Der Buchbestand hatte sich in den vergangenen mehr als zwanzig Jahren weiter vergrößert, wobei die neu angeschafften Bücher sich noch im Eigentum des Stifters befanden, der sie mit eigenen Mitteln erworben hatte. Da sie aber Lücken des vorhandenen Bestandes schlossen und diesen sinnvoll ergänzten, waren sie bereits mit diesem verbunden und bildeten eine Einheit. Zuletzt machten die neu angeschafften Bücher rund 40 Prozent des Gesamtbestandes aus und es war bei allen Beteiligten, neben dem Vorstand der Stiftung auch dem Landkreis und der Domanialverwaltung, der Wunsch entstanden, die nachträglich angeschafften Bücher ebenfalls in das Eigentum der Stiftung zu überführen. Ein erstes Angebot des Stifters Adolf Brehm, die Bücher als Zustiftung zu übertragen gegen Einlage eines Betrags von 2 Millionen Euro in das Geldvermögen der Stiftung, scheiterte. Zwar hatte der Kreistag im Dezember 2012 mit großer Mehrheit dem Geschäft zugestimmt, die finanziellen Mittel dafür sollten aus den Rücklagebeständen der Waldeckischen Domanialverwaltung entnommen werden. Dagegen erhoben einige der gewinnberechtigten waldeckischen Gemeinden Einspruch, so dass das Vorhaben nicht weiter verfolgt werden konnte. Insbesondere auf Initiative des Bad Arolser Bürgermeisters Jürgen van der Horst wurde dann nach alternativen Lösungen gesucht. Letztlich wurde dahingehend eine Übereinkunft erzielt, dass der Landkreis sich durch einen mit großer Mehrheit gefassten Kreistagsbeschluss verpflichtete, auf die Dauer von 10 Jahren einen jährlichen Betrag in Höhe von 128.000 Euro für den Betrieb der Stiftung bereitzustellen. Zusätzlich erklärten die Domanialverwaltung, die Stiftung Waldeckische Landesbibliothek und die Stadt Bad Arolsen ihre Absicht, die Stiftung im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten materiell oder ideell zu fördern. Im Rahmen einer kleinen Feierstunde in den Räumen der Bibliothek Brehm Stiftung wurde jetzt der Vertrag zwischen dem Landkreis, Herrn Brehm und der Stiftung unterzeichnet. Dies gibt der Stiftung erstmals über einen längeren Zeitraum hinweg Planungssicherheit und der Buchbestand bleibt künftig als Ganzes erhalten, da der Stifter Adolf Brehm im Gegenzug die in seinem Eigentum befindlichen Bücher -mit wenigen genau bezeichneten Ausnahmen- in das Eigentum der Stiftung übertrug. Landrat Dr. Reinhard Kubat freute sich darüber, dass der in seiner Bedeutung, aber auch in seinem Erhaltungszustand einmalige Bestand nun für den Landkreis Waldeck-Frankenberg und die Region Nordhessen gesichert ist, und dankte vor allem Bürgermeister Jürgen van der Horst für seinen Einsatz. „Er hat die Verhandlungen mit dem Stifter, den Kreistagsfraktionen und den Gemeinden offen und vertrauensvoll geführt und ein Ergebnis erzielt, das für alle Beteiligten zufriedenstellend ist“. Auch Bürgermeister van der Horst sieht die Vertragsunterzeichnung als wichtigen Meilenstein zur Festigung des Rufs der ehemaligen Residenzstadt als Standort von Bibliotheken und Museen. „Wir werden Bibliotheken, Museen und Archive fest in unser touristisches Marketingkonzept einbinden und ich bin überzeugt davon, dass wir hier neue Besucherschichten ansprechen können“, so van der Horst. Zudem bedeute der Vertragsabschluss eine weitere Festigung des Rufs der ehemaligen Residenzstadt als „Kulturhauptstadt“ des Kreises. Auch der Stifter Adolf Brehm zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis. Zwar habe er im Laufe der Jahre manche ursprüngliche Planungen zur Präsentation und Nutzung des Buchbestandes aufgeben bzw. ändern müssen, da es an der notwendigen Finanzausstattung gefehlt habe, er freue sich jedoch darüber, dass die Bibliothek nun als Ganzes erhalten bleiben könne. Brehm betonte in diesem Zusammenhang noch einmal, dass es sich bei der Bibliothek vom Konzept her um ein Museum zur deutschen Kultur- und Geistesgeschichte handele. Ergänzt durch Tausende von musealen Einzelstücken stelle diese Schaubibliothek der bedeutendsten Originaldrucke aus 550 Jahren ein Abbild des gemeinsamen kulturellen Erbes des gesamten deutschen Sprachraums dar.“Dies in Führungen und gelegentlichen Sonderausstellungen den Besuchern zu vermitteln, ist neben der Bewahrung und Pflege aller Bücher und sonstigen Exponate unser Hauptanliegen“, erläuterte der Stifter. Die finanzielle Grundsicherung erlaubt es der Stiftung, auch neue Wege bei der öffentlichen Nutzung zu beschreiten und die Bestände einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Im September wird das Spielzeugmuseum Massenhausen in einer Sonderausstellung Kinder- und Jugendbücher aus den Beständen der BBS präsentieren. Auch andere Museen und Einrichtungen in Nordhessen haben bereits Interesse an einer Präsentation von Teilen der Bestände angemeldet. Bereits 2001 hatte eine große und überregional beachtete Ausstellung im Korbacher „Wolfgang Bonhage Museum“ mit über 50 historischen Landkarten und einem Dutzend grundlegender Frühwerke der Kartographie die Aufmerksamkeit der interessierten Öffentlichkeit auf sich gezogen.

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