Ehrensache Natur- Freiwillige in Parks

Die Gewinner des Förderpreises 2014 „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ bei ihrem tatkräftigem Einsatz im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Foto: Nationalpark Kellerwald-Edersee/nh

Nationalpark Kellerwald-Edersee und Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg erhalten Förderpreis für ihr gemeinsames Projekt

Bad Wildungen(nh). Im Rahmen des Freiwilligenprogramms „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ verlieh EUROPARC Deutschland e.V. dem Nationalpark Kellerwald-Edersee und der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg e.V. einen Förderpreis in Höhe von 920 €. Mit diesen Mitteln wurde der Einsatz der Lebenshilfe am vergangenen Samstag, den 18. Oktober, unterstützt.

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EUROPARC Deutschland vereint die deutschen Nationalparks, Naturparkes und Biosphärenreservate als Nationale Naturlandschaften unter einem Dach. Auch der Nationalpark Kellerwald-Edersee gehört zu dieser bundesweiten Familie. Als Dankeschön für ihr ehrenamtliches Engagement im Programm „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“. unterstützt EUROPARC Deutschland mit Förderpreisen gezielt Projekte.

In diesem Jahr gewann der Nationalpark Kellerwald-Edersee einen von insgesamt elf Preisen, da das Projekt vorbildhaft dem Schutz der biologischen Vielfalt als auch der Förderung ehrenamtlichen Engagements dient. Ausgewählt wurde das Projekt Schulung zum Obstbaumschnitt, das gemeinsam mit den Kooperationspartnern der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg und dem Naturschutzgroßprojekt Region Kellerwald am Samstag umgesetzt wurde. Auf über 90 Prozent der Fläche des einzigen Nationalparks Hessens gilt das Motto „Natur Natur sein lassen“. Die Nationalparkverwaltung greift lediglich auf den verbleibenden Prozent noch ein; beispielsweise auf den Trieschern. Triescher sind Dauerpflegeflächen, die als besondere Kulturlandschaft erhalten und für Besucher erlebbar bleiben sollen. Der gemeinsam von Rangern und der Lebenshilfe durchgeführte Obstbaumschnitt auf den historischen Hute- und Streuobstflächen am Fahrentriesch fördert die verbliebenen Apfelbäume, wodurch sowohl die Strukturvielfalt als auch alte Obstsorten erhalten werden.

Die Schulung zum Obstbaumschnitt erfolgte durch Hans-Herwig Holzhauer vom Gartenbaubetrieb Bad Wildungen direkt an den zu pflegenden Bäumen. Es wurden Kleingruppen gebildet, um während der Schulung individuell auf die Lernfähigkeit der Betreuten der Lebenshilfe eingehen zu können. Während die eine Kleingruppe in die Geheimnisse des Obstbaumschnitts eingewiesen wurde, führte das andere Team weitere Pflegearbeiten auf dem Fahrentriesch durch. So wurden beispielsweise Drahtreste eines ehemaligen Zauns aufgesammelt oder kleine Buchensprößlinge ausgezupft, um die Freifläche langfristig zu erhalten. Unterstützt wurden sie dabei von den Rangern Alexander Backhaus und Volker Nagel als auch von Nationalpark-Försterin und Projektbetreuerin Mareike Schulze. Diese ist nicht nur ganz begeistert über das seit Jahren ungebrochene große Engagement der Freiwilligen, sondern freut sich auch sehr über den erstmaligen Einsatz von Hans-Herwig Holzhauer: „Herr Holzhauer hat sich nicht nur intensiv mit der Nationalpark-Philosophie und der Kulturgeschichte des Fahrentrieschs auseinandergesetzt, sondern hat die Schulung mit Herzblut durchgeführt. Er hat die Sachverhalte präzise und einfach dargestellt und ist vor allem sehr gut auf die Freiwilligen der Lebenshilfe eingegangen“.

Die Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg engagiert sich bereits seit fünf Jahren regelmäßig mit jährlich vier bis fünf Arbeitseinsätzen tatkräftig im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Es ist eine feste Gruppe, die größtenteils aus denselben teilnehmenden Freiwilligen besteht. Das Wissen um den Obstbaumschnitt kann somit jährlich angewandt und in den kommenden Jahren alle Apfelbäume auf dem Fahrentriesch sukzessive gepflegt werden. Darüber hinaus erhalten die Freiwilligen durch die Zusammenarbeit mit den Rangern Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Rangers, in die verschiedenen Ökosysteme und die kulturhistorische Nutzungsgeschichte der Region sowie in Flora und Fauna des Nationalparks. Außerdem verbessern sie ihre motorischen Fähigkeiten durch die Arbeit im Gelände und mit Werkzeugen und knüpfen Kontakte durch die Gruppenarbeit. Renate Seifert von der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg greift ein Zitat von Ewald Balser auf: „Alles Schöne in der Welt lebt von Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht“.

Hintergrund:
Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks Die Ehrenamt-Initiative von EUROPARC Deutschland startete zunächst unter dem Namen „Freiwillige in Parks“ und wird seit 2010 unter dem neuen Namen „Ehrensache Natur“ fortgesetzt und ausgebaut. Vorbild für die Initiative ist das Programm „Volunteers in Parks“, das seit 1970 die Freiwilligenarbeit in US-amerikanischen Nationalparks organisiert. Träger und Koordinator ist EUROPARC Deutschland e.V.. Bei der Finanzierung werden die Parks seit 2003 durch Stiftungen, die Europäische Kommission sowie den Bund unterstützt.  Die Freiwilligen helfen den hauptamtlichen Mitarbeitern der Schutzgebiete bei ihren zahlreichen Aufgaben. Gemeinsames Ziel ist, wertvolle Ökosysteme, Pflanzen und Tiere zu erhalten und über die Besonderheiten der jeweiligen Schutzgebiete zu informieren. „Ehrensache Natur“ richtet sich an Einzelpersonen oder Gruppen aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Jährlich sind ca. 3.000 ehrenamtlich Engagierte in Naturschutz- und Umweltbildungsprojekten der Nationalen Naturlandschaften im Einsatz. „Ehrensache Natur – Freiwillige in Parks“ feiert in 2013 sein 10jähriges Jubiläum. Weitere Informationen unter www.freiwillige-in-parks.de 

Freiwillige Arbeitseinsätze der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg
Seit 2009 engagieren sich auch Betreute des Lebenshilfe-Werks Waldeck-Frankenberg e.V. tatkräftig in vier bis fünf Einsätzen pro Jahr im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Die ehrenamtlichen Einsätze von Menschen mit Behinderung und ihren freiwilligen Begleiterinnen und Begleitern finden immer samstags von 10:00 bis 14:00 Uhr statt. Insgesamt gibt es aktuell über 20 betreute Freiwillige und fünf ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer. Das Interesse bei den Menschen mit Behinderung ist ungebrochen groß, so dass zurzeit sogar Interessierte auf der Warteliste stehen. Initiiert wurde die erste Veranstaltung im Rahmen einer Kooperation von EUROPARC Deutschland e.V. und der Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. Gemeinsam bieten sie interessierten Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit, die Arbeit in Nationalen Naturlandschaften ehrenamtlich zu unterstützen. Neben der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg kommen außerdem die Kegelbergschule Frankenberg und das Bergwaldprojekt regelmäßig in das Großschutzgebiet. In den vergangenen Jahren engagierten sich die Kooperationspartner durchschnittlich mit insgesamt 4.000 Stunden pro Jahr im Nationalpark. 2010 entstand die Idee, sich untereinander zu vernetzen und zusätzlich einen großen gemeinsamen Arbeitseinsatz durchzuführen. Dieser wurde erstmalig als „Integrative Waldwoche“ 2011 erstmals realisiert. Alle Beteiligten waren auf die Ergebnisse, die gute Zusammenarbeit und vor allem auf das große Engagement sehr stolz, so dass die „Integrative Waldwoche“ fortan in jedem Jahr durchgeführt werden wird.

Managementmaßnahmen im Nationalpark Kellerwald-Edersee
Auf über 90 Prozent der Fläche des einzigen Nationalparks Hessens gilt das Motto „ Natur Natur sein lassen“. Die Nationalparkverwaltung greift lediglich auf den verbleibenden Prozent noch ein; in den sog. Entwicklungszonen nur unterstützend, gibt sozusagen eine Initialzündung und lässt danach ohne weitere menschliche Eingriffe die dynamischen Entwicklungsprozesse zu. Bei den sog. Trieschern geht die Nationalparkverwaltung Kellerwald-Edersee anders vor. Triescher sind Dauerpflegeflächen, die als besondere Kulturlandschaft erhalten und für Besucher erlebbar bleiben sollen und noch mit Heidschnucken beweidet werden.

Fahrentriesch
Der Fahrentriesch entstand im 12. Jahrhundert als zunächst die ansässigen Waldbauern die Nutzung der Rodungsinsel „Eschebruch“ aufgaben und die Altenlotheimer diese „Lücke“ im dichten Kellerwald nutzten, um dort ihre Schaf- und Rinderherden weiden zu lassen. Heute ziehen wieder Schafe über den Triesch, um seltene Lebensräume und ihre spezifischen und teilweise stark gefährdeten Arten zu erhalten. Eine Besonderheit sind die sog. niedrigen Borstgrasrasen mit Borstgras, Arnika und Katzenpfötchen.

Naturschutzgroßprojekt des Naturparks Kellerwald-Edersee Das Naturschutzgroßprojekt dient zum Erhalt und zur Entwicklung der ausgedehnten Buchenwälder und der vielgestaltigen Kulturlandschaft der Region. Die Naturschutzmaßnahmen sollen zur nachhaltigen Sicherung in einen Kontext zur umweltverträglichen, integrierten Regionalentwicklung und sanften, touristischen Erschließung gestellt werden. Für das Gesamtprojekt stehen rund 6 Millionen € Fördermittel zur Verfügung. Ende 2009 und Anfang 2010 wurden im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes im Bereich des Fahrentrieschs z.B. Fichten von Magerrasen, Zwergstrauchheiden und aus ehemaligen Streuobstwiesen bodenschonend entfernt. Die darauf folgende Beweidung unterschützt die Regeneration dieser alten Hutelandschaft. Weitere Informationen unter: www.naturschutzgrossprojekt-kellerwald.de 

 

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