Altenpflegeschule Ortenberg:Reale Schulgeldkürzung bringt Qualität in Gefahr

 Dr. Daniela Neuschäfer, Tatjana Astachov, Petra Becker, Lisa Gnadl Foto:nh

MdL Dr. Daniela Neuschäfer (SPD) und Lisa Gnadl (SPD) informieren sich Altenpflegeschule Ortenberg über die aktuelle Situation

Ortenberg(nh). Nachdem seit dem Jahr 2002 die Kostenerstattung für die Ausbildungsplätze in der Altenpflege nicht mehr erhöht wurde, nehmen die staatlich anerkannten Altenpflegeschulen in Hessen eine reale Mittelkürzung von etwa 15 Prozent hin. Insbesondere der Wegfall der 90%-Regelung in Hessen, nach der die Altenpflegeschulen bei einem Ausbildungsabbruch eines Schülers/einer Schülerin für diesen Ausbildungsplatz bis zum Ende des Lehrgangs kein Geld mehr bekommen, bringt die hessischen Altenpflegeschulen kurz vor den Ruin. Dies nahmen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lisa Gnadl, und die pflege- und seniorenpolitische Sprecherin, Dr. Daniela Neuschäfer, zum Anlass, sich vor Ort in der Altenpflegeschule in Ortenberg über die aktuelle Situation zu informieren.

 

„Angesichts einer Abbruchquote von circa 30 Prozent in der Altenpflege müssen wir massive Kürzungen hinnehmen. Das bedeutet: Sparen beim Personal, bei der Einrichtung, bei der Schulungstechnik und das geht zulasten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Schülerinnen und Schüler“, so die Schulleiterin der Altenpflegeschule Ortenberg, Tatjana Astachov. Die SPD-Sozialpolitikerinnen Lisa Gnadl und Dr. Daniela Neuschäfer betonten, dass dadurch die Ausbildungsqualität in Gefahr ist: „Die SPD tritt seit Jahren im Hessischen Landtag für eine auskömmliche Schulgeldpauschale ein und wir werden dies weiterhin und erneut mit Nachdruck tun.“
Mit großem Engagement berichteten Schulleiterin Tatjana Astachov und die stellvertretende Schulleiterin Petra Becker über die umfassenden und spezialisierten Rahmenpläne für ihre Absolventinnen und Absolventen: „Altenpflege ist mehr als medizinische Versorgung. Wir lehren auch Lebens- und Wohnungsgestaltung, wir trainieren Kommunikation und soziales Verhalten, Demenzbetreuung, behindertengerechtes Wohnen, Arbeit mit Angehörigen und nicht zuletzt den Umgang mit dem Tod.“ Ziel sei es, den letzten Lebensabschnitt der Menschen so zu gestalten, dass sie sich wohl fühlten.

Die bevorstehende Bundesinitiative der Großen Koalition in Berlin zur Zusammenlegung der Ausbildung in der Altenpflege und Krankenpflege wurde von Schulleiterin Astachov und stellvertretenden Schulleiterin Becker eingehend beleuchtet. Trotz einiger Vorteile im Finanzierungsbereich – wie einer einheitlichen Bezahlung beider Berufszweige in Ausbildung und Berufsleben – stehe man dem bisherigen Ansatz kritisch gegenüber. „Ein einheitlicher Rahmenlehrplan für beide Berufszweige ist praktisch kaum durchführbar, vor allem im ländlichen Raum. Die in der sogenannten Generalistik geforderten Pflicht-Kurzeinsätze von zwei Wochen in den Abteilungen Kinderheilkunde, Psychiatrie, Rehabilitation, Hospiz- und Palliativversorgung, verteilen eine große Anzahl von Auszubildenden auf wenige Krankenhäuser. Die langen Fahrzeiten machen den Beruf nicht attraktiver“, so Becker. Zudem könne in zwei Wochen nicht viel gelernt werden. Hier seien Wege gefordert, die die hohe Spezialisierung in der Altenpflege erhalten.
Dr. Daniela Neuschäfer sagte zu, sich im Bündnis für Altenpflege mit einzubringen und weitere Gespräche mit den Beteiligten zu führen: „Es kann nicht sein, dass wir die heute erreichte hohe Qualität in der Altenpflegeausbildung aufgeben.“ Wichtig sei bei einer Zusammenlegung der Ausbildungsberufe, dass sich beide Berufe angemessen entfalten können und auf die besonderen Belange durch den demografischen Wandel Rücksicht genommen werde.
Lisa Gnadl und Dr. Daniela Neuschäfer bedankten sich bei den Gesprächspartnerinnen für die aufschlussreichen Informationen und für das hohe Engagement. „Wir werden uns weiterhin mit unserer Fraktion für eine kostendeckende Finanzierung der Altenpflegeausbildung in Hessen einsetzen. Nicht zuletzt müssen wir dem Fachkräftemangel durch optimale Ausbildungsstätten entgegenwirken“, so die Abgeordneten abschließend.

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