Fledermausfreundliches Haus wird „UN-Dekadeprojekt“

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Umweltministerin würdigt Einsatz für die Biologische Vielfalt

Seeheim-Jugenheim(nh/od). Am 22. April zeichnete Umweltministerin Priska Hinz das vom Land Hessen unterstützte NABU-Projekt „Fledermausfreundliches Haus“ im Namen der Geschäftsstelle der UN-Dekade als offizielles „UN-Dekadeprojekt Biologische Vielfalt“ aus. Diese Ehrung wird bundesweit an Projekte verliehen, die sich in nachahmenswerter Weise für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzen. „Der Schutz von Tier- und Pflanzenarten, Lebensräumen und genetischer Vielfalt ist eine wichtige Zukunftsaufgabe. Die Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ leistet einen wichtigen Beitrag zur dauerhaften Sicherung der Vielfalt heimischer Fledermäuse“, erklärte Hinz.

 

Mit der Auszeichnung des Gebäudes der Familie Funke in Seeheim-Jugenheim mit der Plakette und Urkunde „Fledermausfreundliches Haus“ unterstrich der Landesvorsitzende des NABU Hessen, Gerhard Eppler, die landesweite Bedeutung des Projektes. „Es freut uns, dass die Familie Funke im Fledermausschutz aktiv ist und den ‚Kobolden der Nacht‘ im Sommer Unterschlupf gewährt“, erklärte Eppler. Umweltministerin Hinz hob die nachhaltige Wirkung des seit acht Jahren gemeinsam vom NABU Hessen, dem Land Hessen und der Stiftung Hessischer Naturschutz durchgeführten Projektes hervor: „Ich finde es toll, dass wir mit der Familie Funke hessenweit schon über 800 Gebäude auszeichnen konnten. Mehr als die Hälfte der hessischen Fledermausarten ist auf Unterschlupfe in Kirchen, Schlössern, Klöstern, Mühlen, aber auch ganz normalen Wohnhäusern angewiesen.“ Die Ehrung wird an Mitbürger und Institutionen verliehen, die Fledermäusen Quartiere an ihren Gebäuden anbieten und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der faszinierenden Flugsäuger leisten.

Eppler und Hinz würdigten den beispielhaften Einsatz der Familie Funke für den Schutz der Fledertiere. In einem Rolladenkasten des Hauses im zweiten Stock befindet sich eine „Wochenstube“ von Zwergfledermäusen, in der die Weibchen im Sommer ihre Jungtiere großziehen. Familie Funke werde dafür ausgezeichnet, dass sie die Fledermäuse an ihrem Gebäude in vorbildlicher Art toleriere und unterstütze. So sei z.B. im Sommer 2013 ein gefundenes Jungtier wieder erfolgreich in die Wochenstube zurückgesetzt worden.

Zwergfledermäuse gehören zu den kleinsten Fledermäusen. Sie sind in Deutschland weit verbreitet, aber stehen unter dem Schutz der europäischen FFH-Richtlinie sowie des Bundesnaturschutzgesetzes als besonders und streng geschützte Art. Projektleiterin Petra Gatz hob hervor, dass schon wenige Maßnahmen ausreichten, um den faszinierenden Flugsäugern zu helfen. Dazu gehöre z.B. das Anbringen von Fledermaus-Quartieren an der Hauswand oder unter dem Dachgiebel. Der NABU bietet interessierten Hausbesitzern Beratung und Unterstützung bei Maßnahmen zum Schutz von Fledermäusen an ihrem Gebäude an.

Hintergrund: Fledermausfreundliches Haus

Mit der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ zeichnen der NABU, das Land Hessen und die Stiftung Hessischer Naturschutz Bürger und Einrichtungen aus, die sich für den Fledermausschutz einsetzen und an ihren Gebäuden Quartiere für die Flugkünstler beherbergen. Da sich die natürlichen Lebensbedingungen – z.B. das Vorhandensein von Baumhöhlen – in den letzten Jahrzehnten drastisch verschlechtert haben, sind die Fledertiere auf Quartiere im menschlichen Umfeld angewiesen. In den letzten Jahren wurden in Hessen schon über 800 fledermausfreundliche Häuser ausgezeichnet.

Fledermäuse sind sehr angenehme Untermieter, machen keinen Lärm und richten keine Schäden an der Bausubstanz an. Lediglich kleine Hinterlassenschaften verraten ihre Anwesenheit am Haus. Diese gelten jedoch als hervorragender Pflanzendünger. Fledermäuse bringen Hausbesitzern einige Vorteile. Sie vertilgen z.B. bis zu 4.000 Insekten pro Nacht.

Der NABU ruft alle Fledermausfreunde und solche die es werden wollen, dazu auf, sich an der Aktion „Fledermausfreundliches Haus“ zu beteiligen und um die Auszeichnung zu bewerben. Neben der Plakette erhalten Hausbesitzer eine Urkunde und ein Fledermausfachbuch. Wer bereits Fledermäuse am Haus beherbergt, Fledermausquartiere kennt oder Rat zum Umgang mit ihnen sucht, kann sich an das „Fledermaus-Telefon“ beim NABU Hessen wenden.

Hintergrund: UN-Dekade Biologische Vielfalt

Die Vereinten Nationen haben das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen. Die Dekade soll die Umsetzung des UN-Übereinkommens von 1992 unterstützen. Ziel ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Dazu soll auch das gesellschaftliche Bewusstsein gefördert werden. Genau hier setzt die deutsche UN-Dekade an: Sie möchte mehr Menschen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt, unserer natürlichen Lebensgrundlage, gewinnen. Ein Schwerpunkt ist daher die Auszeichnung von vorbildlichen Projekten. Die Mitwirkenden setzen sich für die biologische Vielfalt ein, indem sie sie schützen, nachhaltig nutzen oder ihren Wert vermitteln.

Biologische Vielfalt ist alles, was zur Vielfalt der belebten Natur beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen, ihre Wechselwirkungen untereinander und zur Umwelt sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Die natürliche Vielfalt zu schützen bedeutet nicht nur, die Schönheit der Natur zu bewahren. Es bedeutet auch, die Grundlagen des Überlebens von uns allen zu sichern.

Die Auszeichnung dient als Qualitätssiegel und macht den Beteiligten bewusst, dass ihr Einsatz für die lebendige Vielfalt Teil einer weltweiten Strategie ist. Möglichst viele Menschen sollen sich von diesen vorbildlichen Aktivitäten begeistern lassen und die ausgezeichneten Projekte als Beispiel nehmen, selbst im Naturschutz aktiv zu werden. Weitere Informationen zur UN-Dekade finden sich im Internet unter www.un-dekade-biologische-vielfalt.de

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