NABU: Maikäfer-Gifteinsatz im Pfungstädter Wald war unnötig

Rubrikbild: Feld-Maikäfer Foto:Wikipedia/nh

Auch in Wäldern ohne Gifteinsatz ist die Engerlingsdichte stark zurückgegangen

Bensheim/Wetzlar(nh). „Der Gifteinsatz gegen den Maikäfer war unnötig“, freut sich Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen über die vom Landesbetrieb Hessen-Forst vorgestellten Grabungsergebnisse. Diese zeigten einen Rückgang der Engerlingsdichte der Maikäfer in den meisten Riedwäldern – auch ohne einen Gifteinsatz. Mit Befremden reagierte der NABU damit auf die Interpretation des Pfungstädter Bürgermeisters Patrick Koch, der die Auffassung vertrat, dass die Besprühung ein voller Erfolg gewesen sei.

2009 hatte es heftige Auseinandersetzungen um einen großflächigen Gifteinsatz zwischen dem NABU und der Hessischen Landesregierung gegeben. In der Folge hatte das Land auf den Gifteinsatz im Staatswald verzichtet. Die Stadt Pfungstadt hatte hingegen im Stadtwald das Gift „Perfekthion“ mit dem Inhaltsstoff Dimethoat per Hubschrauber ausgebracht. „Alle vier Jahre, immer zur Fußball-Weltmeisterschaft, kommt es im Hessischen Ried zu einem Maikäfer-Jahr“, erläuterte der Biologe. Das hänge mit der etwa vierjährigen Entwicklungszeit der Käferlarven im Waldboden zusammen. Während dieser Entwicklung fräßen die Engerlinge die Feinwurzeln junger Bäume, und machen so dem Wald das Leben schwer. Gleichzeitig bauen sich Maikäferpopulationen über 30-40 Jahre immer weiter auf, bis sie natürlicherweise zusammenbrechen. „Zum Höhepunkt der Entwicklung liegen dann die Nerven blank“, führte Eppler aus. Er hat Verständnis für die Sorge der Förster, dass in solchen Jahren im Wald nur wenige junge Bäume durchkommen. Andererseits sei es aber bei Bäumen, die ein Alter von 200 Jahren erreichen, auch kein Drama, wenn mal ein Jahrzehnt der Nachwuchs aufgrund von Fraßschäden ausbleibe. Das hole die Natur nach, wenn eine Maikäferpopulation zusammenbricht. Dieser Zusammenbruch könne aber nur bei sehr hohen Engerlingsdichten gelingen. Dann würden sich Parasiten wie Pilze, Nematoden oder Rickettsien unter den Larven ausbreiten. Wenn dieser natürliche Zyklus mit Gift gestört werde, breche die Population unter Umständen nie zusammen. So mache man ein periodisches Problem zu einem Dauerproblem, warnt Eppler. Daher hat der NABU in den letzten Jahren immer wieder appelliert, die natürliche Massenentwicklung zu akzeptieren und nicht einzugreifen. Die Alternative, alle vier Jahre großflächig Gift zu spritzen, sei jedenfalls inakzeptabel, so der NABU. Dann würde gegen die Rahmenbedingungen der Natur eine Forstwirtschaft aufrechterhalten, die nicht an die Wälder des Hessischen Rieds angepasst wäre. Viele andere Tiere würden durch das Gift in Mitleidenschaft gezogen. Daher sei die Entscheidung der Landesregierung zum Verzicht auf den Gifteinsatz vor vier Jahren richtig gewesen. Damals hatte lediglich die Stadt Pfungstadt in ihrem Stadtwald per Hubschrauber Gift ausgebracht, was heftige Proteste ausgelöst hatte. „Der natürliche Rückgang hat nun gezeigt, dass etwas Geduld und Gelassenheit beim Maikäfer sinnvoller ist, als gut gemeinter Aktionismus“, so Eppler.

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.