Der Umzug aufs Land ist kein leichter

Warum ziehen nicht mehr junge Menschen aufs Land?

Bad Wildungen(pm). Diese Frage stellt sich das Kompost Ensemble und lädt zu drei öffentlichen Veranstaltungen nach Waldeck-Frankenberg ein. Die Wohnungsnot in Städten ist groß. Deshalb schlägt Bundesbauministerin Klara Geywitz den Umzug in ländliche Regionen vor. Für die Akteure des Kompost Ensembles, die entweder selbst im ländlichen Nordhessen aufgewachsen sind oder den Umzug aus der Stadt aufs Land hinter sich haben, klingt das wie der Sprung ins kalte Wasser. Denn die sozialen und strukturellen Zusammenhänge sind ganz andere als in der Großstadt. Es gibt kaum Mietwohnungen oder leerstehende Wohnimmobilien. Wer mit dem Bus fahren will, muss den Fahrplan genau kennen und die eigene Zeit gut planen. Das Miteinander ist häufig durch traditionelle Familien- und Rollenbilder geprägt. Und eine allgemeine Sensibilität für Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen gibt es nicht. Der Umzug aufs Land sollte also gut überlegt sein und stellt besonders für Menschen mit Ausgrenzungs-Erfahrungen eine besondere Hürde dar. Doch hier ist die Geschichte nicht zu Ende. Denn auch im Landkreis Waldeck-Frankenberg gibt es Menschen und Orte, die zeigen, dass ein anderes Landleben – ein Landleben für Alle – möglich ist. Mit 30 Menschen setzt das Kompost Ensemble hier bei einer „Werkstattwoche für emanzipatorische Ländlichkeiten“ an. Sie wollen herkömmliche Vorstellungen von ländlichen Räumen überwinden und auf das schauen, was ihnen schon heute Hoffnung gibt. So liegen auf dem Land emanzipatorische Kämpfe und Potenziale dicht beieinander.

Zu folgenden Veranstaltungen laden wir herzlich ein:

13.08. – 19 Uhr: Lange Nacht des Bauernfilms mit Antje Schiffers in der Kulturknolle des Weiten Feld e.V. in Strothe, Am Kirchpfad 3 – 34497 Korbach Antje Schiffers geht mit Landwirtinnen und Landwirten einen Deal ein: Sie malt ein Ölgemälde vom Hof und erhält im Gegenzug ein selbstgedrehtes Kurzvideo über den landwirtschaftlichen Alltag auf dem Betrieb. Mittlerweile war die Künstlerin in vielen Ländern unterwegs (Niederlande, England, Österreich, Rumänien, Moldavien und Deutschland) und zeichnet so ein Bild über die Vielfalt der europäischen Landwirtschaft. Wir haben Antje Schiffers zu unserer Werkstattwoche eingeladen und zeigen an diesem Abend so lange Filme bis alle schlafen oder nach Hause gegangen sind.

15.08. – 19 Uhr: Harmonie in ländlicher Gemeinschaft? Eine Podiumsdiskussion der Region Kellerwald Edersee e.V. im Jugendhaus, Kirchplatz 7 – 34537 Bad Wildungen Mahlzeiten an langen Tafeln unter Linden – ausgiebige Feste nach getaner Arbeit – solche Bilder vom guten Leben auf dem Land sind bis heute anschlussfähig. Aber was ist dran an den idyllischen Vorstellungen, die während dem 19. Jahrhundert in Europa geschaffen wurden? Mit welchen Erwartungen ziehen Menschen aufs Land, suchen soziale Bindungen und gründen gemeinschaftliche Wohnprojekte. Und gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Ideal der dörflichen Gemeinschaft und rechten Ideologien? Darüber sprechen wir mit Mona Schwarz von der Mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus Osthessen, mit Carla Wember vom Institut für ländliche Strukturforschung und mit Anglea Odenhardt von einer selbst-organisierten Frauen-Gemeinschaft in Anraff-Edertal. Mehr zur Veranstaltung.

16.08. – 20 Uhr: Emanzipatorische Ländlichkeiten – Ausstellung mit Abendprogramm im Theater am Bunker – Herzog-Georg-Weg 10 – Bad Wildungen Was sind emanzipatorische Ländlichkeiten? Sind sie real oder können sie es werden? Wie hören sie sich an und wie sehen sie aus? Damit befassen wir uns für eine Woche in verschiedenen Bereichen, insbesondere Wohnen, Kunst & Kultur, Queeres Leben und Landwirtschaft. Am Ende der Woche entsteht eine Ausstellung der partizipativ erarbeiten Werke, bei der wir unsere Erkenntnisse mit euch teilen und weiter diskutieren möchten.

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