Ellershausen(pm). Der Vormarsch der Künstlichen Intelligenz wird sich bald auch in den Dörfern und den kleinen Städten bemerkbar machen. „Diese Entwicklung wird mit Sicherheit das Leben jedes Einzelnen beeinflussen, überall in der Welt, auch auf dem Land“, erklärt der Elektrotechnik-Professor Mike Schwarz aus Viermünden. Der Wissenschaftler, der an der Technischen Hochschule Mittelhessen lehrt, gibt am nächsten Wochenende vom 25.-28. Juli bei einem Open-Air-Festival in Ellershausen zu diesem Thema nähere Erläuterungen. Nach seinen Worten kann beispielsweise ein Landwirt mit Hilfe einer Drohne über seinem Maisfeld herausfinden, an welchen Stellen noch gewässert werden muss oder wo ein Pilzbefall vorliegt. „Es tun sich ungeahnte Möglichkeiten und Risiken auf, auch im Vereins- und Alltagsleben.“ Professor Schwarz befasst sich mit „embedded systems“ und Simulation und war früher leitender Ingenieur bei der Robert Bosch GmbH. Er hält am Samstag, dem 27. Juli, um 14 und um 16 Uhr beim „Kuhkraft Open Air“-Festival in Ellershausen einen Workshop über Künstliche Intelligenz ab. Parallel dazu stellt der Soziologe und Politikwissenschaftler Markus Möller aus Volkmarsen das neuerdings vieldiskutierte Modell der Bürgerräte als Möglichkeit einer stärkeren demokratischen Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an politischen Entscheidungen vor. Außerdem ist für Sonntag, 28. Juli, um 11 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Was bietet das Leben auf dem Land?“ vorgesehen, an der unter anderen die Vorsitzende des Jugendclubs Ellershausen, Laura Trollhagen, und der Waldeck-Frankenberger Landrat Jürgen van der Horst teilnehmen.
„Wir setzen mit diesen drei Veranstaltungen ganz bewusst einen politischen Akzent bei unserem Festival der Vielfalt, bei dem es ansonsten auch reichlich gute Musik und gutes Essen gibt“, erklärte dazu der Ellershäuser Tierarzt Franz Josef Zimmer, dessen Unternehmen Kuhkraft das viertägige Festival gemeinsam mit dem Umwelt- und Kulturverein „Weites Feld“ aus Strothe bei Korbach veranstaltet. „Was derzeit im Land und auf dem Land los ist, muss diskutiert werden“, sagte Franz Zimmer.
„Wir wollen von der technischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung nicht überrollt werden, sondern mitreden und mitgestalten und vor allem für die anstehenden Probleme ein Bewusstsein wecken“, erklärte Carolin Weidemann, eine der Vorsitzenden des Vereins „Weites Feld“. Dies betrifft nach ihren Worten auch das Engagement von Frauen in der Politik, das bei der Eröffnung des Festivals am Donnerstag, 25. Juli, ab 20 Uhr auf dem Hof Mielinski in Ellershausen, Ortsausgang Louisendorf das Thema ist. Vorgeführt wird der preisgekrönte Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“. Er zeigt die teils absurden Schwierigkeiten, mit denen Frauen in der „Bonner Republik“ bis 1989 konfrontiert waren, wenn sie sich politisch betätigen wollten. Ruth Piro-Klein, die Vorsitzende des Frankenberger Geschichtsvereins, gibt eine Einführung.

Ansonsten stehen am Freitag- und am Samstagabend jeweils Live-Konzerte im Hof von „Kuhkraft“ (Saalenstr. 2, gegenüber der Dorfkirche) auf dem Programm. Dabei treten bekannte nordhessische Gruppen verschiedenster Stilrichtungen auf, so die Steven Stealer Band aus Bad Wildungen und die Gruppe Dylan’s Dream aus Kassel, die Rock-Formation Better Treatment aus Korbach und das Songwriter-Duo Wuthe & Faust mit Wurzeln in Ellershausen. Erwartet wird ferner die Gruppe Nomadenpuls, die unter anderem Musik der Roma, jiddische Lieder und osteuoropäische Folklore präsentiert. Am Samstag, dem 27. Juli, sind im Hof von „Kuhkraft“ tagsüber Info-Stände rund um die Themen Demokratie und Vielfalt sowie Unterhaltungsprogramme für Kinder, Afro-Zumba und Yoga-Kurse vorgesehen. Die Straßentheater-Truppe Figurenkombinat aus Tübingen präsentiert mit „Hühnchens neue Welt“ eine Parodie auf unsere Leistungsgesellschaft. Außerdem tritt der Bänkel- und Moritatensänger Lutz Götzfried aus Marburg auf. Ganztägig gibt es zudem ein großes Angebot verschiedener Speisen und Getränke, so auch Waldecker Schepperlinge oder arabische Spezialitäten eines Kochs aus Syrien, zudem hessisches Bier und Wein aus der Pfalz. An der Organisation des Festivals wirken zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer und mehrere Ellershäuser Dorfvereine mit, so der Jugend-Club, der Hausfrauenverein, der Sportverein und der Männergesangverein sowie die Ortsvorsteherin Julia Röse und ihr Stellvertreter Karl-Heinz Metz. Finanzielle und inhaltliche Unterstützung erhält die Veranstaltungsreihe vom Netzwerk für Toleranz im Kreis Waldeck-Frankenberg, das im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie dem Landesprogramm „Hessen Aktiv für Demokratie gegen Extremismus“ und dem Landkreis Waldeck-Frankenberg gefördert wird.





