Schutz des Naturschutzgebiet Zechsteinhänge bei Lieschensruh – Bekämpfung der Orientalischen Zackenschote

Edertal(pm). Die Einwanderung einer gebietsfremden Pflanzenart gefährdet die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt des Naturschutzgebietes. Die Orientalische Zackenschote (Bunias orientalis) ist eine ab Mai gelb blühende Pflanze, welche leicht mit Raps verwechselt werden kann. Ursprünglich aus Ost- und Südeuropa stammend, tritt sie seit 1940 vermehrt in Deutschland mit Schwerpunkt in Thüringen auf. Im Buch über die Flora des Landkreises Waldeck-Frankenberg aus dem Jahre 1996 wird sie zwar als selten, aber in Ausbreitung gekennzeichnet.

Ihre Hauptvorkommen liegen im Raum Waldeck, Edertal und Bad Wildungen. Die Orientalische Zackenschote bevorzugt sonniges, warmes Offenland mit kalkhaltigen Böden. Unter diesen Bedingungen breitet sich diese Pflanzenart schnell aus, bildet Reinbestände und kann dabei einheimische Arten verdrängen. Aus diesem Grund wird sie in Thüringen als invasiver Neophyt gekennzeichnet und in den Naturschutzgebieten bekämpft. Nach Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz besteht Handlungsbedarf.

Die Einwanderung der Orientalischen Zackenschote, die deutlich an den Rosetten zu erkennen ist, in das Naturschutzgebiet oberhalb ist deutlich zu sehen. Foto: LPV Wa-Fkb
Tiefe und dicke Pfahlwurzeln erschweren das Entfernen der Orientalischen Zackenschote und kann ein erneutes Austreiben der Pflanze ermöglichen. Foto: LPV Wa-Fkb


Ein einzigartiges, artenreiches Naturschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet „Zechsteinhänge bei Lieschensruh“ ist für den Landkreis Waldeck-Frankenberg einzigartig. Es befindet sich in einem der wärmsten und niederschlagsärmsten Gebiete des Landkreises mit vielen wärmeliebenden und trockentoleranten Arten. Seltene und geschützte Pflanzenarten prägen das Naturschutzgebiet, zum Beispiel Orchideen, Enziane oder der Färber Waid, eine besonders seltene Pflanzenart im Landkreis. Das Naturschutzgebiet bietet neben dieser einzigartigen Pflanzenwelt einer Vielzahl an seltenen und geschützten Schmetterlingen sowie anderen Insekten Lebensraum. Eine regelmäßige, jährliche Schafbeweidung sowie die Entfernung einzelner bedrängender Gehölze tragen zum nachhaltigen Erhalt dieses einzigartigen Biotops bei.

Bekämpfung der Orientalischen Zackenschote seit 2020
Mitte Mai 2020 wurde Wolfgang Lehmann aus Korbach, stellvertretender Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes und Artenschutzbeauftragter des NABU im Landkreis, von der NABU-Gruppe Edertal auf die starke Vermehrung der Orientalischen Zackenschote im Naturschutzgebiet hingewiesen. Sie bildete bereits Reinbestände am Rande und eine Einwanderung in das Naturschutzgebiet war deutlich zu erkennen. Mühevoll bekämpfte er die Pflanzenart, indem er zunächst die unreifen, mit einer Zacke versehenen Früchte von der Pflanze abtrennte, anschließend ihre bis zu 1,50 m lange Pfahlwurzel so tief wie möglich mit der Axt kappte und das anfallende Material entsorgte. Einen Monat später hatten sich bereits wieder neue Rosetten gebildet. „Die Arbeit hält mich fit“, scherzte Lehmann, „jedoch ist die Bekämpfung der weiteren Ausbreitung im Alleingang nicht machbar“. Aus diesem Grund beauftragte der Landschaftspflegeverband in Rücksprache mit der Oberen Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Kassel) die DELTA Waldeck-Frankenberg GmbH mit der Entfernung der Orientalischen Zackenschote.


„Nur die gute Zusammenarbeit des Landschaftspflegeverbandes mit der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Kassel ermöglichte die schnelle Absprache der notwendigen Maßnahmen, sodass die Bekämpfung der Orientalischen Zackenschote sehr schnell beauftragt werden konnte“, erklärt Carsten Müller, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes. In einem mehrtägigen Arbeitseinsatz hackten mehrere Mitarbeiter der DELTA Waldeck-Frankenberg GmbH die frischen Rosetten ab, wobei sich der Einsatz des Wiedehopfes, einer im Forst verwendeten Hacke, bewährte. Anschließend entsorgten sie das dabei anfallende Material. Die robusten Pflanzen können trotz dieser Maßnahme erneut austreiben, außerdem bereits im Boden lagernde Samen keimen. „Nun gilt es dran zu bleiben und die Orientalische Zackenschote über mehrere Jahre zu bekämpfen, bis diese verschwunden ist, ohne dabei das Naturschutzgebiet zu beeinträchtigen“, betonte Jaqueline Bienhaus, Mitarbeiterin des Landschaftspflegeverbandes. Nach den Erfahrungen in Thüringen kann dies 6 bis 8 Jahre dauern.

Hintergrund
Invasive Neophyten sind gebietsfremde Pflanzenarten, welche durch menschlichen Einfluss in ein neues Gebiet gelangen, sich dort ausbreiten und dabei einheimische Arten verdrängen. Sie können für die menschliche Gesundheit problematisch (beispielsweise Beifuß-Ambrosie und Riesenbärenklau) oder aber unbedenklich (wie die Orientalische Zackenschote) sein.

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