Film und Diskussion zum Thema Pflege in Frankenberg

Frankenberg(pm). Zu einer Film- und Diskussionsveranstaltung unter dem Titel „Who cares? Die Pflege wertschätzen – welche politischen Maßnahmen sind erforderlich?“ hatte die Friedrich-Ebert-Stiftung Hessen nach Frankenberg (Eder) ins Philipp-Soldan-Forum eingeladen. Büroleiter Simon Schüler-Klöckner führte zum Einstieg aus, dass das Thema Pflege nicht aus dem Fokus geraten dürfe und kündigte den anschließend gezeigten Dokumentarfilm „Who cares? Wen kümmert’s, dass wir uns kümmern?“ an. Der Film zeigte einfühlsam die Probleme und Ambivalenzen eines Systems auf, in dem diejenigen, die sich im Gesundheits- und Pflegesystem um uns kümmern, oft weit über die Belastungsgrenzen gehen, und in dem essentielle Pflege- und Behandlungsfaktoren wie Zeit und Würde seit Längerem Kategorien
wie Kostendeckung, Fallpauschalen und Auslastung unterworfen sind.


In der anschließenden Diskussion mit Elke Marcattili, Schulleiterin der Werner-Wicker-Kliniken Bad Wildungen, Dr. Daniela Sommer, Landtagsabgeordnete und dort gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, und den kompetenten Teilnehmenden wurde herausgehoben, dass Pflege vor Ort stattfinde, in den Städten und Gemeinden. „Doch gerade auf dem Land dünnen die Versorgungsstrukturen für ältere und pflegebedürftige Menschen immer mehr aus. Das Ziel muss daher sein, die Versorgungsstrukturen zu stärken und aufrechtzuerhalten.“ Wichtig sei im Zuge des demografischen Wandels, dass mehr Fachkräfte in der Pflege ausgebildet werden, denn die Pflege- und Betreuungsqualität hänge im Wesentlichen von der Qualität des Personals und dessen Ausbildung ab. In Deutschland würden dem Personal im
pflegerischen Bereich Leistungen abverlangt, die eine umfangreiche und qualifizierte Ausbildung erforderlich machten. Der in einer älter werdenden Gesellschaft steigenden Zahl an Pflegebedürftigen stehe immer weniger Pflegepersonal gegenüber.


Elke Marcatilli beleuchtete den Pflegealltag und wurde durch Kolleginnen aus dem Publikum bekräftigt: „Der Alltag in vielen Pflegeheimen und Krankenhäusern ist durch lange Wartezeiten für Patientinnen und Patienten, viel zu geringe Behandlungskapazitäten in der Kinder- und Jugendmedizin und einen gefährlichen Personalmangel gekennzeichnet. Die Lage in der Pflege ist dramatisch und das System stößt an seine Grenzen. Die aktuelle Situation der Gesundheitsberufe ist herausfordernd und viele arbeiten an der Belastungsgrenze.“ Oftmals würden Beschäftigte aus dem gesetzlich verankerten „Frei“ geholt, machten Überstunden und seien überlastet. Hoher Arbeitsdruck und fehlende Erholung seien die Konsequenzen hieraus und nachvollziehbare Gründe, warum Menschen den Beruf verlassen
oder gar nicht erst anstreben würden. Insgesamt entstehe so ein negatives Bild der vielseitigen, durchlässigen Berufe im Gesundheitswesen, welches dringend korrigiert werden müsse. Dr. Daniela Sommer forderte: „Pflegebedürftige Menschen haben eine gute Versorgung verdient und Pflegende haben mehr Anerkennung, Respekt und vor allem Wertschätzung verdient. Das bedeutet für uns, dass sich einiges ändern muss: Die Ausbildung muss attraktiver und bekannter gemacht werden. Wir brauchen außerdem ein Sozialpraktikum, genügend Plätze und Schulen sowie die Weiterqualifizierung bis hin zum Studium.“ Die Anerkennung müsse zudem beschleunigt und der sozialpädagogische Mehraufwand berücksichtigt werden. Auch könnten Bildungsgutscheine sowie der Einsatz von Sozialarbeit helfen. „Aber vor allem müssen sich die Arbeitsbedingungen dringend verbessern. Das Personal braucht wieder mehr Zeit, um sich um die Bedürfnisse der zu Pflegenden zu kümmern“, so Sommer.
Die Teilnehmenden waren sich einig: Nur mit genügend Personal und genügend Zeit wird auch in Zukunft eine gute Versorgung und Patientenbetreuung möglich sein.

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