Depressionen und kein Arzttermin – Wartezeiten sind oftmals katastrophal

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Die SPD-Landtagsfraktion hat die Landesregierung angefragt, wie sich die Situation im Bereich der Psychotherapie in Hessen gestaltet.

Wiesbaden(nh). Betroffenen Menschen fällt es schwer, professionelle Hilfe in der Psychotherapie bzw. einen Platz in einer stationären Einrichtung zu bekommen. Die Wartezeit ist lang – manchmal zu lang. Gerade auf dem Land warten Betroffene bis zu 15 Wochen, denn die Anzahl der Psychotherapeuten-Sitze ist begrenzt. Ihre Anzahl erfolgt durch eine statistische Aufstellung, bei der Wartezeiten und Patientenzahlen nicht berücksichtigt werden. Ein Betroffener äußerte in persönlichen Gesprächen zum Beispiel: „Ich mache gerade die Erfahrung, dass es wohl leichter ist, eine Audienz beim Papst zu bekommen, als einen Termin beim Psychologen.“

Die Zahl der Hilfesuchenden sowie die Fallzahl nehmen zu. Oftmals werden potenzielle Patienten vertröstet: „Die Warteliste ist voll, wir können Ihnen einen Termin in sechs Monaten anbieten“, heißt es oftmals. „Doch wenn jemand akut krank ist, braucht er schnellstmöglich Hilfe von einem Experten“, sagt die gesundheits- und pflegepolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Dr. Daniela Sommer. Eine rechtzeitige Aufnahme der Therapie, so erläutert sie, können bessere Ansprechraten bewirken: Je früher eine psychische Störung erkannt und behandelt wird, so gilt als Faustregel, desto eher und leichter kann man sie in den Griff bekommen. Wie körperliche Krankheiten sind auch psychische Störungen gut behandelbar und teilweise heilbar. Bei vielen Menschen tritt eine solche Störung nur einmal im Leben auf, oft verläuft die Krankheit auch nicht chronisch, denn es gibt Hilfe: Mit Psychotherapien und Medikamenten kann man psychischen Störungen gut begegnen. Doch die Wartezeiten sind katastrophal. Dr. Daniela Sommer fordert daher, dass die Bedarfsplanung für die Psychotherapie dringend reformiert und der Realität sowie den Patientenbedürfnissen angepasst werden muss. Studien zeigen schließlich, dass Krankheitsbilder wie Depressionen oder akute Erschöpfungssyndrome ansteigen. Die Nachfrage nach Beratungsinformationen und weitergehenden Hilfen steigt kontinuierlich. Die Landesregierung will nicht dafür Sorge aktiv tragen, dass die Angebote ausgeweitet werden, will aber die vorhandenen Angebote besser miteinander vernetzen, resümiert Sommer in der Anfrage an die Landesregierung, in der sie Fragen zur Versorgung in diesem Bereich gestellt hatte. Sommer ist das zu wenig initiativ und kritisiert darüber hinaus, dass die Landesregierung keine Mittel zur Förderung der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstellen im Landeshaushalt eingestellt hat: „Gerade diese Beratungsangebote sind oftmals die erste Anlaufstelle für Betroffene und bieten schnell eine erste Hilfe. Sie sind aber oftmals an ihrem existenziellen Limit“, weiß Sommer aus Gesprächen mit diesen.  Depressionen sind nicht zu unterschätzen. Die Ärzte Zeitung prognostiziert, dass im Jahr 2030 Depressionen die häufigste Krankheit der Industrienationen sein wird. Jeder Fünfte erkrankt bereits heute an einer Depression, deswegen ist Handeln gefragt: „Menschen, die psychisch erkrankt sind, dürfen nicht länger mit ihrem Leiden allein gelassen werden! Sie brauchen Hilfe und das Land muss dafür Sorge tragen, dass sie diese finden können und genügend Angebote flächendeckend zur Verfügung gestellt werden“, so Sommer abschließend. Hinweis: http://www.zeit.de/2014/13/psychisch-krank-therapie-umfrage

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