Cannabis als Medizin – Die aktuelle Rechtslage

Mainz(pm). Obwohl Cannabis in vielen Ländern noch immer als illegale Substanz gilt und der Besitz strafrechtliche Konsequenzen haben kann, wird ihm mittlerweile auch ein therapeutischer Wert zugeschrieben. Früher war es für deutsche Patienten nahezu unmöglich, eine Ausnahmegenehmigung für den legalen Erwerb von Cannabis zu erhalten. Seit 2017 hat sich die Gesetzeslage jedoch geändert. Ein Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht sogar vor, dass medizinisches Cannabis künftig nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz fallen soll.

Die Anwendungsfelder im Überblick

Cannabis hat ein breites Spektrum medizinischer Anwendungen. Es kann Übelkeit lindern und den Appetit anregen, was besonders für Krebspatienten von Vorteil ist, die aufgrund einer Chemotherapie unter ständiger Übelkeit leiden und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme haben. Cannabis wird auch in der Schmerztherapie eingesetzt, unter anderem bei chronischen Schmerzen oder wenn andere Schmerzmittel nicht mehr vertragen werden. Besonders wirksam ist Cannabis bei Schmerzen, die vom Nervensystem ausgehen, wie zum Beispiel Schmerzen nach einer Strahlentherapie bei Krebspatienten oder Phantomschmerzen nach einer Amputation. Bei Krankheiten wie Multipler Sklerose kann Cannabis aufgrund seiner entzündungshemmenden und muskelentspannenden Eigenschaften helfen, Spasmen, Lähmungen und Krämpfe zu lindern.

Ärzte verschreiben Cannabis in verschiedenen Formen, darunter Hanfblüten, Kapseln, Tropfen, Öl und Mundspray. Zu den Wirkstoffen, die aus Cannabis gewonnen werden, gehören Dronabinol und Nabilon. Derartige Produkte können heutzutage auch über eine Cannabis Apotheke im Internet bezogen werden. Nach der Auswahl des Cannabis-Arzneimittels und dem Hochladen des Rezepts erfolgt die Lieferung nach Hause.

Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen

Am 10. März 2017 trat das „Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften“ in Kraft. Im Zuge dieses Gesetzes wurde auch die Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung modifiziert. Seit dieser Änderung haben Ärzte die Möglichkeit, Cannabis zu medizinischen Zwecken zu verschreiben. Um für eine Behandlung mit medizinischem Cannabis in Frage zu kommen, müssen Patienten bestimmte Kriterien erfüllen. Es muss eine schwere Erkrankung diagnostiziert werden, die den Einsatz von medizinischem Cannabis rechtfertigt. Außerdem darf die Erkrankung mit herkömmlichen Therapien nicht ausreichend behandelt werden können oder diese Therapien müssen für den Patienten unzumutbar sein.

Für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist ein gesonderter Antrag erforderlich. Dieser Antrag muss ausführlich begründet werden. Sowohl der behandelnde Arzt als auch der Patient selbst sind aufgefordert, den Antrag entsprechend auszufüllen. Vor einer Kostenzusage kann eine Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) erforderlich sein. Der MD beurteilt die medizinische Notwendigkeit der Behandlung und entscheidet über die Kostenübernahme.

Medizinalcannabis – hohe Qualitätsanforderungen

Medizinalcannabis besteht aus Cannabinoiden, wobei delta-9-tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) die bekanntesten sind. Obwohl es über 100 verschiedene Cannabinoide in der Cannabispflanze gibt, ist THC das am intensivsten untersuchte. Es ist hauptsächlich für die typischen Wirkungen von Cannabis verantwortlich. CBD hingegen hat, selbst in hohen Dosen, keine psychoaktiven Effekte. Die Wirkung pflanzlicher Cannabinoide (Phytocannabinoide) auf den menschlichen Körper ist auf ihre strukturelle Ähnlichkeit zu körpereigenen Molekülen, den Endocannabinoiden, zurückzuführen. Diese interagieren mit dem körpereigenen Endocannabinoidsystem (ECS). Vereinfacht ausgedrückt, reguliert das ECS viele andere Systeme und physiologische Prozesse im Körper. Da Komponenten des ECS im gesamten Körper verteilt sind, beeinflusst es eine Vielzahl von Funktionen. Dazu gehören die Verdauung, das psychische Gleichgewicht, das Immunsystem und der Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Qualität der medizinischen Cannabissorten spielt eine entscheidende Rolle für die Effektivität und Sicherheit der Therapie. In Deutschland sind die Qualitätsstandards für Cannabis als Medikament besonders hoch. Die Pflanzen müssen unter streng überwachten Bedingungen kultiviert und verarbeitet werden, um eine konstante Qualität und therapeutische Wirkung sicherzustellen.

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