Armut trotz Wirtschaftsboom – Warum die soziale Spaltung tiefer wird

Prof. Dr. Rudolf Hickel – Bekannter kritischer Wirtschaftswissenschaftler in Korbach

Korbach(pm). Wie ist es möglich, dass die soziale Spaltung zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst, obwohl wir einen wirtschaftlichen Boom erleben? Das Lesebändchen freut sich, zu dieser Frage den renommierten Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Rudolf Hickel in Korbach begrüßen zu können. Am 18.September wird er um 19:30 Uhr im Bürgerhaus dazu einen Vortrag halten und sich anschließend der Diskussion stellen.  Hickel ist bekannt für seine kritischen Analysen des Wirtschaftsgeschehens. Seit 1975 war er Mitglied in der „Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik“, die das jährliche Gegengutachten zum „Rat der fünf Weisen“ herausgibt. Er lehrte an den Universitäten Tübingen und Bremen und war dort von 2001 bis 2009 Direktor des Instituts Arbeit und Wirtschaft (IAW) und seit 2010 Forschungsleiter für „Wirtschaft und Finanzen“ am selben Institut.

{loadmodule mod_tcvn_banner_slider,Werbung 380 250 aktuell}

Rudolf Hickel hält die seit Jahren zu beobachtenden Entwicklungen für problematisch und gefährlich. Obwohl die Beschäftigungszahlen stiegen, die internationale Wettbewerbsfähigkeit groß sei und die Wirtschaft seit Jahren wachse, nehme auch die soziale Ungleichheit zu. Dazu trügen die Zunahme der prekären Beschäftigungsverhältnisse und die Konzentration der Vermögen bei. Die Folgen könnten langfristig nicht nur in wirtschaftlichen Wachstumsverlusten bestehen, sondern sich auch politisch auswirken. „Die soziale Spaltung hat längst schon Einfluss auf das Wahlverhalten“, so Hickel. Vor allem die Ängste der Mittelschicht vor einem künftigen Abstieg führten dazu, dass die Demokratie an Akzeptanz verliere. Was ist zu tun?  Im Mittelpunkt des Vortrags soll der Versuch stehen, ein Konzept zum Abbau der sozialen Ungerechtigkeit für Deutschland im EU-Kontext zu präsentierten. Dazu gehören Programme gegen Kinderarmut, die Stär­kung der Bildungsteilhabe, der Abbau prekärer Arbeitsplätze durch Reregu­lierungen und Mindestlöhne, ein armutsvermeidendes, zukunftsfestes Renten­system sowie eine Reform der Einkommensbesteuerung zusammen mit einer angemesse­nen Besteuerung der Vermögenstitel, vor allem der Erbschaft- und Schenkungssteuer sowie die Wiederbelebung einer Vermögensteuer. Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Vorverkauf in der Stadtbücherei, Tel: 05631/53246.