50 Jahre Gebietsreform – Frankenberg feiert seine 13 Stadtteile

Frankenberg(pm). Zum Jahreswechsel trat vor 50 Jahren im Frankenberger Land die hessische Gebietsreform in Kraft: Ab dem Stichtag 1. Januar 1971 gehörten die zwölf Ortschaften im direkten Umland als Stadtteile zur Stadt Frankenberg, damals noch Kreisstadt. „Viele Frankenberger kennen es gar nicht anders. Die zwölf Außenstadtteile gehören nach einem halben Jahrhundert gefühlt schon immer zu Frankenberg“, kommentierte Bürgermeister Rüdiger Heß das Jubiläum. „An gemeinsame Feierlichkeiten zu diesem Anlass ist derzeit leider nicht zu denken“, räumte Heß allerdings aufgrund der gegenwärtigen Pandemie-Situation ein. Umso wichtiger sei es, in anderer Form auf das Jubiläum aufmerksam zu machen. Die Überlegungen dazu laufen.


„Die Entwicklung der gesamten Stadt in den letzten 50 Jahren ist bemerkenswert und Frankenberg ist in vielen Bereichen zu einer Stadt zusammengewachsen“, betonte der Bürgermeister. „Es ist wichtig, immer wieder die Verbindung zwischen den 13 Stadtteilen zu stärken – die gedankliche, die gefühlte und auch die infrastrukturelle. Schließlich geht es um die Lebensqualität in der gesamten Stadt.“ Erst 2019 sei man durch das gemeinsam gefeierte Stadtjubiläum „enger zusammengerückt“. Unter anderem die 13 Intarsien in der neugestalteten Fußgängerzone zeigten diese Verbundenheit. Möglichst schnell sollten auch die noch fehlenden Radwegeverbindungen in die Stadtteile umgesetzt werden.

Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß. Foto: K. Jäger für die Stadt Frankenberg (Eder)


Einen Vorteil der zentralen Verwaltung sieht Heß in der Bündelung der Zuständigkeiten. „Das oberste Ziel der Gebietsreform, eine effizientere Verwaltung, ist aus meiner Sicht in Frankenberg erreicht worden. Probleme und Herausforderungen müssen auf diese Weise nicht mehr 13-mal gelöst werden, sondern nur einmal. Von Erfolgen profitiert die Stadt als Ganzes.“ Sowohl auf politischer wie auch auf Verwaltungsebene haben die zwölf Stadtteile auch nach der Gebietsreform 1971 ein Stück Selbstbestimmung bewahrt. Zusätzlich zur zentralen Verwaltung am Obermarkt gibt es in elf der zwölf Stadtteile eine extra Verwaltungsstelle. Verwaltungsstellenleiter ist in den meisten Fällen der Ortsvorsteher. Er ist als wohnortnaher Ansprechpartner erster Anlaufpunkt für unterschiedlichste Anliegen aus der Bevölkerung, nimmt Anträge entgegen und bildet die direkte Verbindung zur Stadtverwaltung.
Auch politisch wird 50 Jahre nach der Gebietsreform weiter in den Stadtteilen gearbeitet. Während die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat zu jeder Zeit das Wohl der gesamten Stadt im Blick haben, vertreten die zwölf gewählten Ortsbeiräte mit ihren Ortsvorstehern die Interessen ihres jeweiligen Stadtteils und tragen durch ihr Engagement zu dessen Entwicklung bei. Sie treten als Sprachrohr und Vermittler für die Belange „ihrer“ Einwohner auf. Lediglich in der Kernstadt gibt es keinen eigenen Ortsbeirat.


„Moderne Verwaltungsarbeit muss heute zwangsläufig breiter in den Themenbereichen und vor allem auch digitaler und damit bürgerfreundlicher aufgestellt sein“, stellte Bürgermeister Rüdiger Heß fest. Kleinere Verwaltungseinheiten könnten die aktuellen Themenspektren nur mit sehr großem eigenen Aufwand effizient bearbeiten. Daher sei in den vergangenen Jahrzehnten nach der kommunalen Gebietsreform immer mehr Wert auf interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) gelegt worden. „Die Stadt Frankenberg bietet in Verbindung mit den umliegenden Partnerkommunen im Rahmen der IKZ eine Reihe von Dienstleistungen an, beispielsweise im Bereich Personal und Lohnbuchhaltung, Tourismus, Standesamt, Gefahrgutüberwachung und Arbeitsschutz sowie ganz aktuell auch im Bereich der Digitalisierung in Bezug auf das Online-Zugangsgesetz“, berichtete der Frankenberger Rathauschef.


Die Gebietsreform in Hessen wurde zwischen 1969 und 1979 in mehreren Phasen durchgeführt, um mit größeren Verwaltungseinheiten leistungsfähigere Kommunen und Landkreise zu schaffen. Im Februar 1969 gab es in Hessen noch 2.642 Gemeinden, 39 Landkreise und 9 kreisfreie Städte. Aktuell sind es fünf kreisfreie Städte und 217 kreisangehörige Kommunen in 20 Landkreisen. Die letzte Änderung war 2018 der Zusammenschluss von vier Kommunen im Odenwaldkreis zur Stadt Oberzent. Auch in der direkten Nachbarschaft tut sich etwas: Der Zusammenschluss der Gemeinden Allendorf und Bromskirchen steht nach der Abstimmung im März 2021 schon bald bevor.

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