Einen igelfreundlichen Lebensraum schaffen

Kassel(pm). Obwohl man in Deutschland derzeit insgesamt noch von einem hinreichenden Igelbestand ausgehen kann, kumulieren sich seit Jahrzehnten verschiedene Faktoren, die für die Igelpopulationen zunehmend zum Problem werden und letztlich schon dazu geführt haben, dass die durchschnittliche Lebenserwartung des Igels innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit von ca. 6 auf ca. 4 Jahre gesunken ist. Sollte diese Entwicklung fortschreiten, läuft der Igel Gefahr, in wenigen weiteren Jahrzehnten bedroht oder gar ausgestorben zu sein.


Wesentliche Verluste fordert seit vielen Jahren neben dem Verlust von Lebensräumen und Biotopverbundstrukturen in ausgeräumten Agrarlandschaften sowie einer fortschreitenden Überbauung durch die Siedlungsentwicklung der Straßenverkehr. Jedes Jahr werden ca. 500.000 Igel auf den Straßen von Autos überfahren bzw. schwer verletzt, dass sie meist am Straßenrand sterben. Diese Zahl berücksichtigt nicht die damit verbundenen weiteren Verluste von Igelbabys, die im Nest sterben, weil die Mutter getötet wurde. Zwei neue fortschreitende Faktoren sind nun seit wenigen Jahren hinzugekommen: Zum einen macht ihnen der Klimawandel zu schaffen, denn immer früher erwachen Igel wegen der steigenden Temperaturen aus dem Winterschlaf, finden dann aber noch keine Nahrung. Zum anderen ist diese bereits, bedingt durch den gravierenden Rückgang von Insekten, ohnehin zunehmend knapp. Diese Situation zwingt die Igel, auf andere Nahrung wie z.B. Schnecken auszuweichen. Speziell von diesen bekommen Igel Lungenwürmer und andere Innenparasiten.

Das unzureichende Nahrungsangebot und die zunehmende Parasitenbelastung (auch Zecken) führt dazu, dass Igel weniger widerstandsfähig werden und letztlich, dadurch geschwächt, den Winterschlaf nicht mehr überstehen. Mit dieser düsteren Prognose hat es der Igel, eigentlich eine Allerweltsart, bereits in vielen Bundesländern auf die Vorwarnliste der Roten Liste der bedrohten Tierarten geschafft. In dieser Kategorie versammeln sich immer mehr Arten, die merklich zurückgegangen sind, aber aktuell noch nicht gefährdet sind. Bei Fortbestehen von bestandsreduzierenden Einwirkungen ist in naher Zukunft allerdings eine Einstufung in die Kategorie „Gefährdet“ wahrscheinlich.

Wie kann man als Gartenbesitzer dem Igel helfen?
Mit der folgenden Checkliste gibt die Hessische Gartenakademie Hinweise, wie dem Igel geholfen und der Garten in einen igelfreundlichen Lebensraum verwandeln wird:
• Zunächst einmal muss der Garten überhaupt für Igel erreichbar sein. Mauern und bis herunter gezogene Zäune verhindern dies. Durchlassmöglichkeiten sollten geschaffen bzw. bei Neueinfriedung berücksichtigt werden (ca. 10 x 10 cm).
• Beseitigen oder entschärfen von potenzielle Fallen. So sollten Gartenteiche flache Stellen oder Ausstiegshilfen haben, damit der Igel mit eigener Kraft hinausklettern kann. Ebenso stellen wenig begangene Kellertreppen oder unabgedeckte Schächte eine Falle dar, aus der Igel nicht mehr alleine heraus gelangen.
• Rattenschlagfallen sollten für Igel – aber auch für andere Gartenbewohner (Vögel, Eichhörnchen, Gartenschläfer, etc.) unzugänglich aufgestellt werden.
• Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglichst vermeiden.
• Jeder Garten sollte eine „wilde Ecke“ besitzen, in der heimische Pflanzen wachsen dürfen. Hier können Laub-, Holz und Reisig lagern, welches auch, zumindest während der Wintermonate nicht entfernt werden sollte.
• Anstelle von Laub- und Reisighaufen kann man Igeln auch ein Igelhaus als Quartier anbieten.
• Während der Sommermonate Igeln und anderen Gartentieren bitte regelmäßig frisches Wasser anbieten, am besten in einer Insekten- und Vogeltränke oder einfach einer flachen Tonschale.
• Niemals Milch füttern! Stattdessen eignet sich spezielles Igelfutter, Katzenfutter, gekochtes oder rohes Ei sowie kurz angebratenes, ungewürztes Hack- oder Geflügelfleisch. Das Futter sollte stets Zimmertemperatur haben.

Hintergrund: Am 2. Februar ist der Tag des Igels. Insgesamt werden Igel in zwei Unterfamilien mit insgesamt 10 Gattungen und 24 Arten unterteilt. Die in Deutschland vorherrschende Igelart ist der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus). Von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild wurde der Igel im Jahr 2009 zum „Tier des Jahres“ gewählt.

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