Digitalisierung: Teilhabe ermöglichen

Waldeck-Frankenberg/Wiesbaden(pm). Schutzmaßnahmen, Vorsichtsregeln, Besuchsverbote – in Corona-Zeiten sind Kontakte beschränkt, so gab es lange Zeit keinen normalen Präsenzunterricht an Schulen oder Universitäten, noch war es möglich, Familienmitglieder in Einrichtungen zu besuchen. Das blieb nicht ohne positiven Nebeneffekt: Die Nutzung digitaler Medien hat einen Riesensatz gemacht. Dr. Daniela Sommer, die gesundheits- und wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion sagt dazu: „Das digitale Miteinander und die digitale Lehre wurde von heute auf morgen ein wichtiges Instrument, um Kontakt zu haben und sich austauschen zu können.“


Die heimische Abgeordnete regt an: „Es müssen neue Wege beschritten, neue Projekte angestoßen und gefördert werden, welche Menschen zum einen Bildung ermöglichen, aber auch beispielsweise den Senioren die Teilhabe im Alltag, besonders in solch schwierigen Zeiten erlauben.“
Deswegen sei, so die Sozialdemokratin, die Ausstattung mit Technik wichtig. Es müsse in Hard- und Software investiert werden. Dies reiche aber nicht, da es auch Zugänge brauche. Nicht jede Schülerin, nicht jeder Schüler, nicht jeder Studierende oder jede Seniorin oder Senior verfüge über einen PC oder ein Tablet.

Digitalisierung könne daher schnell zu Ausgrenzung führen. Gerade die Ausgrenzung dürfe nicht in Ungerechtigkeiten und Chancenungleichheiten enden: „Es ist erforderlich, Schulen, Universitäten, aber auch Senioreneinrichtungen umfänglich mit Technik auszustatten.“ Sommer kritisiert, dass dies derzeit vom Land Hessen nicht ambitioniert genug durchgeführt werde und dem Bedarf nicht gerecht werde.
Im Landkreis Waldeck-Frankenberg erhalten Seniorenheime 386 Tablets, bei den vielen Einrichtungen im Kreis ist Sommer auf die Verteilung gespannt, denn bei der großen Platzanzahl wird nicht jeder die Möglichkeit zur digitalen Beschäftigung erhalten, zumal diese zunächst betreuungsintensiv sein wird.

Die Sozialpolitikerin hätte sich gerade für Senioren eine Beteiligung bei der digitalen Ausstattung gewünscht, denn in den Niederlanden bspw. gebe es überdimensionale, bedarfs- und seniorengerechte Tablets mit dem Namen „DeBeleefTV“ (Erfahrungsfernsehen), die auf die Bedürfnisse der Senioren eingehen: „Geräte sind das eine, aber die didaktische Begleitung und Gestaltung wird in Schulen, Universitäten und erst recht in Senioreneinrichtungen völlig außer Acht gelassen. Es braucht nicht nur Technik, sondern auch Didaktik und digitale (Medien-)Kompetenz. Es braucht personelle Kapazitäten und Qualifizierung in diesen Bereichen!“ Denn nicht nur Senioren brauchen eine Begleitung, um digital aktiv sein zu können, sondern auch Schüler sowie Studierende.


„Die Annahme, dass die heutige Schülerschaft oder Studierendenschaft generell digital affin lernen oder studieren, ist durchweg nicht stimmig. Studien stellten fest, dass gerade viele Jugendliche nicht in der Lage sind, vertrauenswürdige Quellen auszuwählen. Zudem übersetzt sich die private Nutzung digitaler Medien nicht zwangsläufig in den Schul- oder Hochschulalltag.“


Sommer fordert daher mehr in digitale Lerninfrastrukturen, vor allem aber in die digitale Medienkompetenz aller Beteiligten zu investieren: den Lehrenden, den Betreuern, aber auch all jener, die die digitalen Medien nutzen wollen. Jedoch sagt die heimische Abgeordnete, dass digitale Kommunikationsstrukturen nicht als längerfristiges Substitut zu Präsenzformaten sinnvoll seien: „Digitale Medien sind Unterstützungsleistung oder Ergänzung, können aber weder den Unterricht noch den direkten Austausch ersetzen. Denn Präsenzlehre, aber auch der Austausch von Senioren mit Familienmitgliedern ist an bestimmte Emotionen, an Begegnungen, an ein Miteinander gekoppelt, die im Bildungsbereich für den Lernerfolg sowie für den schulischen und privaten Austausch und für das Wohlbefinden eine wichtige Rolle spielen. Der persönliche und regelmäßige Austausch ist sehr wichtig.


„Derzeit bieten digitale Formate eine Möglichkeit zu lernen und mit den Liebsten auch in Zeiten von Zugangsbeschränkungen in Kontakt zu bleiben“, erklärt Dr. Daniela Sommer und fügt hinzu, dass es mehr brauche als nur die Technik. Neben der Förderung der digitalen Kompetenz, müssen Serverüberlastungen, Datenschutzprobleme und der Ausbau des Breitbandes fokussiert werden. „Keine Frage: Corona hat die Entwicklung forciert, Berührungsängste zu überwinden und Schwellen zu überschreiten. Die Digitalisierung beeinflusst heute fast alle Bereiche des Lebens. Sie birgt Chancen und Risiken, für jüngere sowie für ältere Menschen – von Lern- und Bildungsmöglichkeiten, der privaten Kommunikation bis hin zur Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit. Digitale Technologien und Medien müssen daher gut handhabbar, möglichst selbsterklärend und sicher sein. Zudem müssen sie für alle verfügbar und bezahlbar sein. Auch braucht es ein Recht auf technische und didaktische Unterstützung, wenn sie erforderlich ist! Das Land Hessen, dass die Digitalisierung vorantreiben will, muss daher Zugänge durch verfügbare Ausstauung und WLAN, aber auch Strukturen schaffen, die eine Begleitung und digitale (Medien-)Kompetenz ermöglichen! Es geht darum Ausgrenzung zu vermeiden und Teilhabe zu ermöglichen“, sagt Dr. Sommer abschließend.

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