Bereit für den Turbo: Frankenberg hat die Landesgartenschau 2027 fest im Blick

Frankenberg(Florian Held). Das Jahr 2027 scheint noch weit weg – in der Philipp-Soldan-Stadt Frankenberg (Eder) ist es bereits heute Thema: Die Stadt hat sich für die Landesgartenschau in sieben Jahren beworben. Nach der formalen Bewerbung wird jetzt – trotz Corona – mit Hochdruck an der Erstellung einer Machbarkeitsstudie gearbeitet. Die Machbarkeitsstudie ist Pflicht für alle fünf Bewerber und soll ein tragfähiges Konzept für die Landesgartenschau liefern. Deren Ergebnisse bilden die Grundlage, auf der das hessische Kabinett 2021 über den Zuschlag entscheidet.

Turbo für die Stadtentwicklung
„Besonders für ein Mittelzentrum wie Frankenberg kann die Landesgartenschau zum echten Turbo in Sachen Stadtentwicklung werden“, weiß Frankenbergs Bürgermeister Rüdiger Heß. Die Landesgartenschau verknüpfe Themen wie Besiedlung, Naturraum, Mobilität und Tourismus miteinander und erziele in der Regel viele langfristige Effekte – für das Stadtklima, für den Tourismus, für die Wirtschaft und die Infrastruktur. „Die Landesgartenschau wäre nicht nur eine Chance für die Frankenberger Entwicklung. Die ganze Region wird von einer Gartenschau in Frankenberg profitieren – touristisch, wirtschaftlich und imagemäßig“, ist er sich sicher. Zu den Erfolgsaussichten der Frankenberger Bewerbung sagt Heß: „Wir müssen einfach gut sein!“

Machbarkeitsstudie beauftragt
Für die Machbarkeitsstudie konnte Frankenberg zwei renommierten Partner gewinnen, mit denen die Stadt seit Februar eng zusammenarbeitet: das bundesweit tätige Planungsbüro RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten sowie die ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH mit Büros in Köln und Potsdam. Beide sind auf Landes- und Bundesgartenschauen spezialisiert und haben eine lange Liste erfolgreicher Projekte vorzuweisen. „Wenn wir antreten, dann wollen wir auch gewinnen“, zeigt sich Christian Rast von ift selbstbewusst. „Frankenberg hat auf jeden Fall das Zeug dazu.“ Die Machbarkeitsstudie befasst sich in zahlreichen Analysen mit den Potenzial- und Defizitflächen vor Ort und zeigt auf, was im Zuge einer Landesgartenschau in Frankenberg (Eder) möglich ist. „Da geht es um Flächen, zukünftige Siedlung und Stadtentwicklung, mögliche Kosten, Besuchsprognosen und vieles mehr“, sagt Landschaftsarchitekt Clas Scheele. „Am Ende steht ein rundes Konzept, das zeigt, wie die Landesgartenschau in Frankenberg aussehen könnte.“ Vor allem die Innenstadt ist im Fokus der Planungen. Vorhandene Wasserflächen und Gewässer sollen einbezogen werden. Städtischer Grünraum wie das Teichgelände, der Burgberg und die Ederauen könnten, miteinander verbunden, das Hauptgelände der Gartenschau bilden.


„Wie auch immer die Entscheidung des hessischen Kabinetts am Ende ausfällt – bereits die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind für die zukünftige Stadtplanung wichtig und wertvoll. Ein Gewinn ist das für Frankenberg also in jedem Fall“, sieht Karsten Dittmar, Leiter des städtischen Fachbereichs Stadtentwicklung, Umwelt und Finanzen schon jetzt positive Effekte für die Stadt.

Bürgerbeteiligung erwünscht
Die Stadt will die Gartenschau nicht nur am Schreibtisch planen. Bereits jetzt gibt es die einfache Möglichkeit, Ideen, Wünsche und Gedanken zur Landesgartenschau per E-Mail an landesgartenschau@frankenberg.de zu schicken. Um im Vorfeld eine breite Unterstützung und möglichst viele Ideen von außerhalb zu bekommen, werden sogenannte Expertenrunden durchgeführt, mit verschiedensten Interessenvertretern aus Politik, Wirtschaft, Naturschutz und Tourismus sowie Vertretern der Nachbarkommunen. Der Zeitplan sieht außerdem vor, alle Bürgerinnen und Bürger an der Machbarkeitsstudie zu beteiligen. Ob, in welcher Form, oder wann es in der aktuellen Situation dazu kommt, ist noch unklar. „Sicher ist aber, dass wir die Menschen hier vor Ort einbeziehen wollen. Wir erhoffen uns viele gute und spannende Ideen für die Landesgartenschau“, stellt Bürgermeister Heß klar.

Solider Finanzierungsplan
Wenn sie den Zuschlag erhält, muss die Stadt für die Infrastrukturinvestitionen wie auch für die Durchführung der Landesgartenschau Geld in die Hand nehmen. Auch eine seriöse Finanzplanung ist deshalb wichtiger Teil der Machbarkeitsstudie. Das Land fördert die durchführende Kommune anteilig mit bis zu 60% der investiven Maßnahmen, zusätzlich fließt meistens weiteres Geld aus verschiedenen Fördertöpfen. Den Höchstbetrag der Zuwendung beschließt das Kabinett.
„Wir haben hier in Frankenberg in den letzten Jahren immer wieder gezeigt, dass wir mit Geld umgehen können und vor allem auch Fördermittel gezielt und erfolgreich einsetzen“, ist Heß überzeugt. „Erfahrungsgemäß bringt jeder investierte Euro zudem rund drei bis fünf Euro zurück in die Region.“

Entscheidung frühestens zum Jahresbeginn
Schon im Juni 2017 hatte das Frankenberger Parlament einstimmig für die Bewerbung gestimmt. Die Unterlagen aus Frankenberg waren entsprechend auch die ersten von insgesamt fünf Bewerbern, die beim Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz eingegangen waren. Ende der Bewerbungsfrist war Ende März 2020. Aufgrund der Corona-Pandemie hat das Ministerium die Einreichungsfrist für die Machbarkeitsstudie auf Mitte Dezember verlegt. Eine Entscheidung wird für 2021 erwartet.

Hintergrund – Landesgartenschauen in Hessen:
Landesgartenschauen werden alle zwei Jahre im Wechsel in Hessen und Thüringen veranstaltet. Sie haben zum Ziel, dauerhafte und vorbildliche Grünzonen zu schaffen, die die Lebensbedingungen für Menschen sowie die heimische Tier- und Pflanzenwelt verbessern. Die Dauer einer Landesgartenschau beträgt zwischen zwölf und 26 Wochen. Neben den wechselnden Bepflanzungen werden in der Regel zahlreiche Ausstellungen sowie größere und kleinere Veranstaltungen auf dem Gartenschaugelände durchgeführt. Die die letzte Landesgartenschau in Hessen fand 2018 in Bad Schwalbach statt, die nächste findet 2023 in Fulda statt.
Bis Ende März mussten sich alle interessierten Kommunen in Hessen bewerben. Dem Aufruf sind fünf Kommen gefolgt, Ministerin Priska Hinz zufolge so viele wie noch nie. Bis 15. Dezember 2020 haben die Bewerber Zeit für den zweiten Schritt der Bewerbung, die Machbarkeitsstudie.

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