„Schreib‘ mal wieder…“

Briefe als besonderes Zeichen der Wertschätzung

Korbach(pm). Es ist im gesamt historischen Zusammenhang noch gar nicht so lange her, dass die Postkästen an den Häusern täglich mit mehreren handgeschriebenen Briefen gefüllt wurden. Die Empfänger freuten sich nicht nur deshalb darüber, weil es einmal keine Rechnung oder Reklame war, mit der sie postalisch eingedeckt wurden. Vor allem die Wertschätzung, die
der Briefschreiber durch sein handschriftliches Dokument zum Ausdruck brachte, und das Gefühl, hier hat jemand an mich gedacht, trug zur Freude bei. In unseren digitalen Zeiten gerät das Briefschreiben nun langsam in Vergessenheit, bedauert Landrat Dr. Reinhard Kubat. Er regt an, die in gewissem Sinne durch die Corona- Krise auch geschenkte Zeit zu nutzen, Papier und Schreibutensil zur Hand zu nehmen und tatsächlich wieder einmal einen Brief zu schreiben.


„Unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe hat eine schöne Aussage über die Briefkultur getroffen“, erläutert der Landrat, besser lasse sich die Bedeutung des Briefschreibens kaum wiedergeben. Goethe sei überzeugt gewesen, dass Briefe unter die wichtigsten Denkmäler gehörten, die der einzelne Mensch hinterlassen könne.E-Mails und vor allem WhatsApps, die heute übliche Form der Kommunikation, seien vergänglich und würden häufig über eine Kontaktgruppe an unzählige Empfänger verteilt, würden oft als beliebig empfunden. Ein handgeschriebener Brief dagegen sei eine höchst
persönliche Korrespondenz, vom Absender einzig und allein für den Empfänger verfasst.


„Wer sich die Zeit für einen handgeschriebenen Brief nimmt, bringt damit auch eine besondere Wertschätzung zum Ausdruck und zeigt, dass er wirklich am Briefempfänger interessiert ist“, hebt Dr. Kubat das Besondere dieser Kommunikation noch einmal hervor. Bei der Rückbesinnung auf handschriftliche Briefe sollten wir uns auch bewusst machen, dass es früher keinesfalls selbstverständlich war, so miteinander in Kontakt treten zu können. Erst ab dem 13. Jahrhundert lernte das Bürgertum nach und nach überhaupt das

Schreiben, Briefe wurden damals allerdings noch von professionellen Schreibern in vorgegebenen Formulierungen verfasst. Vor allem durch Martin Luther fand schließlich im 16.Jahrhundert der Privatbrief Verbreitung, überbracht durch Boten, gefolgt vom Aufbau eines Postwesens. Papier und Porto waren jedoch teuer, Adel und Bürgertum die einzigen, die sich dies leisten konnten. Die Möglichkeit, per handgeschriebenem Brief zu kommunizieren, ist tatsächlich erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts kein Privileg mehr – umso höher sollten wir sie schätzen. Landrat Dr. Kubat: „Briefeschreiben ist eine Kunst, die nicht in Vergessenheit geraten
sollte. Ich kenne viele Menschen, die ihre erhaltenen handgeschriebenen Briefe aus den vergangenen Jahren, teilweise sogar Jahrzehnten sorgfältig aufheben.“

Erinnerungen an die Großeltern, damals unerreichbar weit entfernt lebende Verwandte, Schulfreundschaften, Bekanntschaften aus dem ersten größeren Urlaub… all das werde in den Briefen festgehalten, sei von unschätzbarem Wert. Und auch er selbst gehöre zu denjenigen, die noch regelmäßig zu „Feder und Tinte“ griffen, denn: „Der gute alte Brief lässt sich durch keine
der modernen Kommunikationsformen ersetzen.“ Daher wiederholt der Landrat seinen Appell: „Schreiben Sie mal wieder einen richtigen, per Post zugestellten Brief mit der Hand – es wird Ihnen Freude machen und noch größere Freude beim Empfänger hervorrufen.“

Leave a Comment

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.