Insekten effektiv schützen

NABU Hessen setzt sich für umfassendes Landeskonzept ein

Wetzlar(pm). Um die gefährdete Insektenvielfalt effektiv zu schützen, fordert der NABU Hessen die Landesregierung auf, ein umfassendes Konzept vorzulegen und zügig umzusetzen. Hierbei spielt die Landwirtschaft eine herausragende Rolle. „Für den Insektenschutz in der Feldflur sind drei Faktoren von großer Wichtigkeit: Eine deutliche Reduktion von Pestiziden und Düngereinsatz, mehr Strukturvielfalt in der Feldflur und eine Ausweitung der ökologischen Landwirtschaft“, erklärte die Stellv. NABU-Landesvorsitzende Stefanie Stüber auf dem Naturschutzforum 2019 in Wetzlar. Als großes Defizit sieht der NABU Hessen an, dass bestehende Förderinstrumente des Naturschutzes für Landwirte zu kompliziert und bei ihnen kaum bekannt seien. „Die Förderung des Insekten- und Vogelschutzes muss so einfach gestrickt sein, dass man einen Antrag in einer Stunde ausfüllen kann“, führte NABU-Landesgeschäftsführer Hartmut Mai aus. Naturschutz- und Landwirtschaftsverwaltung müssten ihre Arbeit künftig besser koordinieren.

Für die Reduktion von Pestiziden legt der NABU einen Fünf-Punkte-Plan vor, der zeitnah umzusetzen sei. „Das grassierende Insekten- und Vogelsterben in der freien Feldflur zeigt, dass wir eine drastische Verringerung von Giften auf Feld und Acker benötigen“, so Stüber. Um das Artensterben zu stoppen, müssten klare Ziele für eine zukunftsfähige Landwirtschaft ohne Gifteinsatz formuliert und in den kommenden Jahren Schritt für Schritt umgesetzt werden. „Eine Erfolgskontrolle durch die jährliche Erhebung der Mengen, Wirkstoffe und Flächen, auf denen Pestizide in Hessen eingesetzt werden, ist deshalb unerlässlich“, erklärte Stüber. Zudem müsse es ein zeitnahes Verbot für den Einsatz der Gifte in besonders sensiblen Gebieten wie Natur- und Wasserschutzgebieten geben. Auch die europäischen Schutzgebiete Natura 2000 seien in diese Regelung einzubeziehen.

Neben der Verringerung von Pestiziden und Dünger spielt auch die Vielfalt an Lebensräumen in der freien Landschaft eine wichtige Rolle beim Insektenschutz. „Das Land muss dafür sorgen, dass wertvolle Biotope wie Hecken, Feldrandstreifen, Wiesenwege, Streuobstwiesen und Gebüsche nicht nur dauerhaft erhalten, sondern in ausgeräumten Feldfluren auch neu geschaffen werden“, erläuterte Naturschutzexperte Mai. Mit wenigen Maßnahmen könne hier viel erreicht werden. Dazu gehöre etwa eine landesweit wirksame Einschränkung des unsinnigen Mulchens von Wegrändern. Wichtiger als aufwändige Blühstreifenprogramme sei zudem der Erhalt von blütenreichen Mähwiesen und extensiv genutzten Weiden in ganz Hessen. „Blühstreifen helfen meist nur häufigen Arten. Auf artenreichen Wiesen finden hingegen auch gefährdete Insekten wie Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge zuverlässig Nahrung“, so Mai. Freiwillige Förderprogramme reichten als Instrument des Naturschutzes nicht mehr aus. „Wir brauchen klarere gesetzliche Vorgaben. Hier ist die Landesregierung gefragt“.

Beim dritten wichtigen Faktor für einen besseren Insektenschutz, der Förderung einer ökologischen Landwirtschaft, sei Umweltministerin Priska Hinz auf einem guten Weg. „Beim Ökoaktionsplan gilt es, das ehrgeizige Ziel von 25 Prozent Ökolandbau bis 2025 in konkrete jährliche Teilziele zu untergliedern, die dann jährlich überprüft werden“, erklärte Stüber. Bei ehrgeizigen Zukunftszielen bestehe sonst die Gefahr, dass sie nicht fristgerecht umgesetzt werden.

Hintergrund: 5-Punkte-Plan zur Pestizidreduktion

Der vom NABU Hessen vorgeschlagene Landesplan zur Pestizidreduktion umfasst fünf Punkte, die einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz und zu einer nachhaltigen Landwirtschaft leisten können.

  1. Reduktion: Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft wird in Hessen bis zum Jahr 2025 um 50 Prozent reduziert.
  2. Monitoring: Effektive Erfolgskontrolle durch jährliche Erhebung der Mengen, Wirkstoffe und Flächen, auf denen Pflanzenschutzmittel in Hessen eingesetzt werden.
  3. Verbot: In ökologisch besonders sensiblen Gebieten wie Natur- und Wasserschutz-gebieten sowie in den europäischen Schutzgebieten Natura 2000 werden Pestizide spätestens ab dem Jahr 2022 verboten.
  4. Vorbildfunktion: Das Land verzichtet auf seinen eigenen und verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen ab sofort komplett auf Pestizide.
  5. Unterstützung: Landwirtschaftliche Betriebe werden bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln umfassend unterstützt und beraten.

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