Ökomodellregion Waldeck-Frankenberg

Auftaktveranstaltung in der Bauernmolkerei Usseln

Usseln(pm). Die Bauernmolkerei in Usseln gehört neben dem Hofgut Rocklinghausen zu den ältesten nach ökologischen Prinzipien wirtschaftenden Betrieben in Waldeck-Frankenberg. Beide Betriebe fungierten daher auch als wichtige Ankerpunkte innerhalb der Bewerbung des Landkreises als Ökomodellregion. Die Bewerbungsphase konnte mittlerweile abgeschlossen werden; der Landkreis ist nun eine von acht Modellregionen in Hessen. Die Auftaktveranstaltung fand jetzt im Milchmu(h)seum in Usseln statt, das angesichts der Bedeutung der Bauernmolkerei für das Gesamtprojekt ein von den Veranstaltern bewusst gewählter Ort mit Symbolkraft war.

Neben Vertretern der Politik, der Landwirtschaft und ihrer Dachverbände waren auch Repräsentanten aus dem verarbeitenden Bereich und dem Tourismus der Einladung gefolgt. Projektmanagerin Jessica Albers vom Fachdienst Landwirtschaft des Landkreises wies in ihrer Begrüßung noch einmal darauf hin, dass das Land laut Ökoaktionsplan beabsichtige, mit den Ökomodellregionen den Anteil ökologischer Landwirtschaft bis 2025 auf 25 Prozent zu erhöhen. Auch der Landkreis hat sich ähnliche Ziele gesteckt. Hier soll sich die nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftete Fläche innerhalb der nächsten 10 Jahre von derzeit 7.700 Hektar auf rund 15.000 Hektar verdoppeln.

„Ziel ist überdies eine enge Verknüpfung zwischen den handelnden Akteuren in den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz und Tourismus über ein verbessertes Marketing der hier produzierten bio- und regionalen Produkte“, betonte Jessica Albers. Die Auftaktveranstaltung diene dazu, Kooperationen anzustoßen und Netzwerke aufzubauen. Auch Landrat Dr. Reinhard Kubat sieht in dem Projekt eine große Zukunftschance. Selbstkritisch merkte der Kreishauschef an, dass seine Generation mit großen, hoch gesteckten Zielen in die Zukunft gestartet sei, nun aber vor einem Scherbenhaufen stehe. „Wir hinterlassen die Welt in einem schlechteren Zustand als wir sie von unseren Eltern übernommen haben“, so Kubat. Man müsse sich dessen bewusst werden und gegensteuern so lange dies noch möglich sei. Der Klimawandel müsse gestoppt, die Biodiversität gestärkt und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden.

Der Landrat sieht in dem Projekt Ökomodellregion eine große Chance auch jenseits der Fragen von landwirtschaftlicher Produktion, regionaler Verarbeitungs- und Vertriebswege und touristischer Kooperation. Mit einer konsequenten Zukunftspolitik könne man den Menschen zeigen, dass man etwas bewirken und verändern und dass jeder einzelne seinen Beitrag dazu leisten könne. Über die Schwierigkeiten, einen ökologisch arbeitenden Betrieb aufzubauen, der gleichermaßen Qualität für den Verbraucher und faire Preise für die Erzeuger garantiere, berichtete die Geschäftsführerin der Bauernmolkerei Karin Artzt-Steinbrink in ihrem Referat. Vor 33 Jahren habe es die erste Kooperation mit ökologisch wirtschaftenden landwirtschaftlichen Betrieben gegeben, die Bauernmolkerei wurde 1996 etabliert. „Man hat uns keine großen Chancen eingeräumt“, erinnerte sich Artzt-Steinbrink. „Die Prognosen lagen zwischen zwei Monaten und vier Jahren“. Aber das Konzept habe sich durchgesetzt und während man anfangs mit der Milch von ca. 30 Kühen habe wirtschaften müssen, seien es inzwischen 7.000. Stolz war die Geschäftsführerin der Bauernmolkerei auch darauf, dass ihr Unternehmen als erste Molkerei den Hinweis „Ohne Gentechnik“ auf ihren Verpackungen geführt habe. Dafür habe man sich gegen viele Widerstände durchsetzen müssen. Mittlerweile hat die Bauernmolkerei ihren Platz gefunden und muss sich sogar vergrößern, um der wachsenden Nachfrage nachzukommen. Ein Neubau der Produktionsanlagen am Ortsrand von Usseln ist bereits im konkreten Planungsstadium.

In einem dritten Impulsvortrag berichtete Landwirt Stefan Itter, der seit 2002 einen Biohof in Kirchberg in der Nähe von Kassel bewirtschaftet, von seinen Erfahrungen. Nordosthessen ist bereits seit 4 Jahren Öko- Modell-Region und hat in dieser Zeit Strukturen entwickelt, die auch Vorbildcharakter für Waldeck-Frankenberg haben könnten. Itter selbst kooperiert mit weiterverarbeitenden Betrieben, u.a. einer Biometzgerei und einer Biobäckerei, und hat mit diesen zum Teil neue und gut nachgefragte Produktpaletten entwickelt. In einem Biorestaurant in Kassel wird qualitativ hochwertiges Essen aus der Region angeboten. Projektmanagerin Jessica Albers zeigte sich zufrieden mit der Auftaktveranstaltung, zumal sie schon eine ganze Reihe konkreter Nachfragen und Angebote registrieren konnte. „Ich hoffe, dass wir den Schwung nutzen und schnell in konkrete so ihr Wunsch. Die Menschen sollen sehen, dass etwas passiert. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 05631 – 954 806 oder E-Mail: jessica.albers@lkwafkb.de.

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