Russland – Ukraine: Großes Interesse am Vortrag über den Konflikt

Frankenberg(Manfred Weider). Die Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V., Sektion Waldeck-Frankenberg (GSP) hatte am Mittwoch, 22. Mai in das Burgwaldkasino eingeladen. Sektionsleiter Kai-Alexander Hoberg konnte im vollbesetzten Saal vor 85 Gäste den Referenten Hans Werner Patzki begrüßen. Das große Interesse zeigt, dass die GSP mit ihrem Ziel Hintergrundinformationen zur sicherheitspolitische Politik zu präsentieren angenommen wird.

Hans Werner Patzki, Oberst a.D., absolvierte nach der Pensionierung ein Studium der Geschichte und ist Berater, speziell in der Sicherheitspolitik. Unter dem Thema „Russland und die Ukraine – eine Bestandsaufnahme“ stellte der Referent die Grundlagen dar, die zu der heutigen Situation zwischen beiden Staaten führte. Mit wenigen aber notwendigen Geschichtsdaten und –ereignissen begann sein Vortrag. Die Ukraine ist seit vielen Jahrhunderten Durchgangsland von Ost nach West und umgekehrt, bewohnt von Ukrainern, Russen, Ruthenen, Kosaken, Tartaren, Polen und Juden, regiert aus Moskau, Warschau, Wien und der Hohen Pforte (Istanbul). Russland sieht im Kiewer Rus seine Wurzeln, Sewastopol auf der Krim ist seit jeher russischer Kriegshafen und wer den Westen der Ukraine, das alte Gallizien, bereist, erkennt, dass dies früher KuK-Kronland war.

Interessant waren die kaum bekannten Verbindungen zu Deutschland. So bildete die Reichswehr 1923 im Geheimen Mitglieder der Organisation Ukrainischer Nationalisten (UVO) aus. Die 1919/21 gegründete ukrainische Exiluniversität floh von Prag nach München, wo sie bis heute als Privatuniversität existiert. Die Ukraine war wichtiges Mitglied der Sowjetunion. Rüstungsindustrie, Flugzeugbau waren hier u.a. beheimatet. 1991 wurde die Ukraine unabhängig von der Sowjetunion. Mehrfach verwies Patzki auf die sprachlichen Verhältnisse hin. Der wesentlich größere Westteil spricht ukrainisch, die Ostukraine russisch. Fakt sei auch, dass die Annektion der Krim durch Russland völkerrechtswidrig ist. Nach dem faktisch dargestellten Werdegang zur heutigen Ukraine ging Patzki kurz auf die aktuelle Situation ein.

U.a. erwähnte er die Auflösung des Parlaments durch den neuen Präsident Wolodymyr Selenskyi, der gefördert wird von dem Oligarchen und Medienmogul Ihor Kolomojskyj. Die friedliche Erreichung der Ziele des Präsidenten – Rückgewinnung des Donpass und Rückgabe der Krim, hier mit Hilfe des Westens – sieht Patzki kritisch, weil Selenskyi fordert, dass er erst mit Putin verhandelt, wenn die Gebiete zurückgegeben wurden. Als aussichtsreichste Lösung, dauerhaft friedliche Verhältnisse zu erreichen, sieht Patzki im Schweizer Modell – teilsouveräne Kantone –. In der Diskussion wurde deutlich, dass die dargestellte Entwicklung des Konflikts Ukraine – Russland bei vielen Zuhörern diese Krise in ihrer Komplexität etwas mehr begreiflich machte, sie nun die Medienberichte besser analysieren können. Die Zuhörer bedankten sich bei Hans Werner Patzki mit anhaltendem Applaus für die große Kompetenz und den sehr übersichtlich klar strukturierten Vortrag.

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