Die Probleme der Schäfer sind andere

NABU legt Zahlen zu Tierverlusten in der Schafhaltung vor

Wetzlar(pm). Angesichts der aktuellen gesetzlichen Erleichterung des Abschusses von Wölfen betont der NABU, dass damit den Schafhaltern wenig geholfen sei. „Um den Schäfern zu helfen, muss man eigentlich an ganz anderen Stellschrauben drehen“, so der Landesvorsitzende Gerhard Eppler. „Die Verluste durch den Wolf sind für sie nicht die eigentlichen existenzgefährdenden Faktoren.“

Während die Zahl gehaltener Schafe in Hessen von 2007 bis 2017 von 194.148 auf 165.178 Tiere zurückgegangen ist, hat die Zahl von Betrieben von 5.717 auf 5.894 zugenommen. Die Rahmenbedingungen für die Vermarktung von Schaffleisch und Wolle sind schwierig. Auf Grund des oft nicht kostendeckenden Preisniveaus für diese Produkte sind die Betriebe auf öffentliche Zuwendungen und Vergütungen für Landschaftspflegeleistungen angewiesen. Gleichzeitig übernehmen die Betriebe eine wichtige Funktion für Naturschutz und Landschaftspflege. Daher wären höhere Fördersätze bei der Agrarförderung oder Maßnahmen zur Vernetzung der Weideflächen für erleichterte Wanderungen der Tiere eine größere Hilfe für die Schafhalter.

Denn tatsächlich fallen die Verluste durch den Wolf gegenüber der normalen Sterblichkeit innerhalb einer Schafhaltung nicht so dramatisch ins Gewicht, wie das die medialen Berichte zum Teil vermuten lassen. So kommen bei der ganz normalen Schafhaltung ohne besondere Vorfälle allein in Hessen jährlich rund 15.000 Schafe zu Tode. Diese Zahl gibt die Hessische Tierseuchenkasse an, wie aus einer „nicht öffentlichen“ Vorlage des Umweltausschusses des Hessischen Landtages vom 23. April 2018 hervorgeht. Im Jahr 2017 kam es in Hessen durch den Wolf hingegen nur zu 13 gerissenen Schafen bzw. Ziegen. Angesichts dieser Zahlen stellen einzelne Tierverluste durch Wölfe nicht die „ernsten Schäden“ dar, die eine der Voraussetzungen für einen Abschuss wären. Daher setzt sich der NABU ausdrücklich für verbesserten Herdenschutz und präventive Maßnahmen ein, um so die Schafhalter beim Schutz ihrer Tiere zu unterstützen. Vorbeugende Herdenschutzmaßnahmen, wie etwa spezielle Schutzhunde oder Zäune sollten zukünftig über eine Agrarförderung finanziert werden. Diese Maßnahmen schützen die Schafe gleichzeitig auch vor wildernden Hunden, die häufiger für Angriffe auf Schafe verantwortlich sind, als dies bei Wölfen der Fall ist. „Für den NABU steht ganz klar fest: – Das Ziel muss sein, die Schäfer zu unterstützen und nicht den Wölfen zu schaden“, so Eppler.

Die Zahlen zu den normalen Verlusten in der Schafhaltung nochmal im Detail:

„Im Zeitraum von 2015 bis 2017 lag der durchschnittliche prozentuale Verlust in Hessen in der Schafhaltung bei 8,9 % der bei der Tierseuchenkasse gemeldeten Tiere, in der Ziegenhaltung bei 10,8 % und in der Rinderhaltung bei 7,9 %“, gibt die Umweltministerin Priska Hinz in dieser Ausschuss-Vorlage an. Die Kosten der Entsorgung dieser Tiere übernimmt zu einem Drittel das Land Hessen, einem Drittel die Landkreise und einem Drittel der Tierhalter.

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