Musiker aus 18 Vereinen bilden Orchester

70-köpfiger Klangkörper probt für Konzert in Frankenberg und Teilnahme am Deutschen Musikfest

Frankenberg(Mark Adel). „Das war schon sehr gut. Bitte noch mal ab Takt 20. Danach machen wir eine kurze Pause.“ Björn Zimmermann hebt den Taktstock, rund 70 Bläser und Schlagwerker setzen auf sein Dirigat ein. Die Bläserphilharmonie Nordhessen ist ein neues, großes sinfonisches Blasorchester, das seine ersten Probenwochenenden absolviert hat. Es gehört zum Hessischen Musikverband (HMV) und bildet für den Bereich Nord das Bezirksorchester. Die Mitglieder kommen aus insgesamt 18 Musikvereinen, überwiegend aus Waldeck-Frankenberg, zudem auch aus Kassel, Schwalm-Eder und Marburg-Biedenkopf.

In diesem Orchester können die Musiker Literatur spielen, die in den oftmals kleineren Vereinsorchestern nicht umsetzbar ist. Darin sieht der Bezirksmusikbeauftragte des Hessischen Musikverbands Jürgen Klingelhöfer auch das Potenzial. „Ziel ist, ein zusätzliches Angebot zu bieten, zur Weiterbildung neben dem eigenen Verein und damit die Vereine zu stärken“, sagt er. Der Hessische Musikverband e.V. (HMV) ist mit 350 Orchestern und über 50.000 aktiven und passiven Musikern einer der größten Musikverbände Hessens und bietet eine stilistische Bandbreite von sinfonischer Blasmusik über Jazz bis zum Spielmannszug. Neben der Aus- und Weiterbildung unterstützt der Verband seine Mitgliedsvereine durch Fördermittel, Rahmenverträge und kompetente Beratung bei Fragen im Konzert- und Vereinsbetrieb.

Die Musiker können in der Bläserphilharmonie somit Stücke spielen, deren Anforderungen sie zur Verbesserung der Musik im eigenen Verein anspornen sollen. Auch die Besetzung mit komplettem Schlagwerk, Kontrabass und Doppelrohr-Blasinstrumenten ist in dieser Form nur selten in den Orchestern vorhanden und bietet dadurch sowohl für die Musiker als auch das Publikum ein neues Klangerlebnis. Dirigent Björn Zimmermann gefällt dieses Aufeinandertreffen von Musikern aus ganz unterschiedlichen Vereinen. „Netzwerke werden immer wichtiger“, sagt er. „Man lernt sich kennen, hilft sich auch mal gegenseitig in den Vereinen aus. Viele neue Kontakte sind durch dieses Projektorchester schon entstanden.“ Die Teilnahme stehe jedem interessierten Musiker offen, „es ist kein Auswahl-Orchester“, betont Björn Zimmermann. Ambitionierte Hobby-Instrumentalisten sind ebenso dabei wie Musiklehrer, Dirigenten und Berufsmusiker. Wie groß die Begeisterung sei, sehe man nicht nur an den konzentrierten Probenphasen. „Fast alle Musiker treffen sich auch immer wieder registerweise zu gemeinsamen Proben.“ Das kommt nicht von ungefähr, Stücke wie „Imagasy“ des Arnsberger Komponisten Thiemo Kraas oder „Music for a festival“ von Philip Sparke verlangen den Instrumentalisten einiges ab, versprechen aber auch einen besonderen Hörgenuss.

Mit „Of castles and legends“ des Österreichers Thomas Doss probt das Orchester auch ein Werk mit regionalem Bezug: Es behandelt die Legende von der weißen Jungfrau zur Volkmarsener Kugelsburg.
Ganz neu ist die Netzwerk-Idee nicht. Schon seit drei Jahren treffen sich Vertreter von Musikvereinen aus der Region regelmäßig, und dort entstand auch der Wunsch zur Teilnahme eines Projektorchesters am Musikfest in Osnabrück. Björn Zimmermann erklärte sich bereit, die Leitung eines solchen Orchesters zu übernehmen. Zimmermann ist seit vergangenem Jahr Leiter des Bottendorfer Musikzugs und lebt in Allendorf (Eder). Hauptberuflich ist er Saxophonist im Heeresmusikkorps in Kassel, neben seinem Beruf studiert er derzeit an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mannheim im Fach Blasorchesterleitung in der Klasse von Prof. Hermann Pallhuber. Der österreichische Komponist hat auch die Schirmherrschaft über das Orchester übernommen.
Björn Zimmermann leitet das Orchester ehrenamtlich. Dennoch sind die Musiker auf finanzielle Unterstützung angewiesen, beispielsweise für den Kauf von Noten. Der Landkreis Waldeck-Frankenberg stellt für die Probenphasen die Kulturhalle kostenlos zur Verfügung und hat auch einen Zuschuss in Aussicht gestellt.

Ebenso als feste Einrichtung soll das schon seit vier Jahren bestehende Jugendprojektorchester an das Bezirksorchester angegliedert werden. „Ziel ist, ein dauerhaftes Angebot für interessierte Musiker jedes Alters zu schaffen“, sagt Jürgen Klingelhöfer. Das erste Konzert der Bläserphilharmonie Nordhessen findet am Sonntag, 26. Mai, um 14 Uhr in der Frankenberger Kulturhalle statt. Sechs Tage später, am 1. Juni, stellen sich die Musiker dann beim deutschen Musikfest in Osnabrück dem Urteil der Jury.

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