Hohe Zahl der Kaiserschnitt-Geburten in Hessen ist medizinisch nicht begründbar

Sommer(SPD) fordert: Natürliche Geburt stärken

Wiesbaden(pm). In Hessen kommt ein Drittel der Neugeborenen per Kaiserschnitt zu Welt. Das ist das Ergebnis einer Kleinen Anfrage der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag an die Landesregierung. Nach Auskunft des hessischen Sozialministeriums liegt die Kaiserschnittrate bei 33 Prozent und damit deutlich über dem, was medizinisch erwartbar und erforderlich wäre. „Die eltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass nur bei zehn Prozent der Geburten ein Kaiserschnitt aus medizinischer Sicht notwendig ist“, erläuterte die gesundheitspolitische Sprecherin und stellvertretenden Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer. Sie forderte die Landesregierung auf, sich nach dem Vorbild anderer Bundesländer für eine verstärkte Aufklärung über die Vorteile der natürlichen Geburt stark zu machen.

Sommer sagte: „In Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen haben die Landesregierungen gemeinsam mit den Hebammenverbänden Programme aufgelegt, um die physiologischen, also natürlichen Geburten ohne chirurgische Eingriffe zu fördern. Ein Kaiserschnitt ist eine große Operation mit deutlichen medizinischen Risiken. Für die Kinder besteht beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Asthma, Diabetes, Allergien und anderer Autoimmunerkrankungen. Deswegen sollten Kaiserschnitt-Geburten auf die medizinisch begründbaren Fälle beschränkt bleiben.“

Dass rund die Hälfte (47 Prozent) der Kaiserschnitt-Geburten in Hessen als solche geplant seien, erkläre sich auch aus dem Personalmangel in den Geburtskliniken, so Dr. Daniela Sommer: „Natürliche Geburten können viele Stunden dauern, in denen die Gebärende von Fachpersonal betreut werden muss. Sie stellen also im Klinikalltag eine unkalkulierbare Größe dar. Der Kaiserschnitt hingegen macht den Personaleinsatz planbar, was Klinikmanager freut. Die organisatorischen Vorteile für die Krankenhäuser dürfen aber nicht wichtiger sein als die Gesundheit der Gebärenden und ihrer Kinder“, so Sommer.

Die SPD-Fachpolitikerin kritisierte, dass sich das Sozialministerium in seiner Antwort auf die Kleine Anfrage nicht dazu äußere, ob und in welcher Form es die natürliche Geburt fördern wolle. „Was unter Sozialminister Kai Klose von den Grünen als gute Versorgung im Kreißsaal gilt, kann oder will sein Ministerium leider nicht erläutern. Die SPD ist dagegen in dieser Frage klar: Der Kaiserschnitt soll nur vorgenommen werden, wenn eine entsprechende medizinische Indikation vorliegt. Dafür zu werben und über die Vorteile der natürlichen Geburt umfassend aufzuklären, wäre eine Aufgabe, der sich das Sozialministerium im Sinne der Gebärenden und ihrer Kinder mit mehr Engagement als bisher widmen muss“, sagte Dr. Daniela Sommer.

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