Wälder leiden unter Jahrhundertsommer

HessenForst: Im Wald wird 2019 viel Betrieb sein – und er wird sich verändern

Kassel(pm). Der Klimawandel ist da – das hat der Dürresommer 2018 noch einmal verdeutlicht. Neben
Sturm „Friederike“ im Januar setzten Dürre und Hitze den Bäumen zu. Auch die Massenvermehrung des Borkenkäfers hat bereits in 2018 enorme Schäden am Wald verursacht – weitere Folgeschäden sind in 2019 sowie den Folgejahren zu erwarten. Die Auswirkungen werden für alle, die im Wald unterwegs sind, sichtbar sein und spürbar bleiben.

Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst, macht deutlich, was im Wald zu erwarten
ist: „Um den Wald zu schützen und die Schäden zu begrenzen, müssen wir vom Borkenkäfer
befallene Bäume fällen. Deshalb werden verstärkt Holzerntemaßnahmen stattfinden, Wege
zeitweise gesperrt sein und viele LKW das Holz abtransportieren. Wir bitten alle Sportler und
Erholungssuchenden um Verständnis für diese Schutzmaßnahmen“. Wegen des Ausmaßes der
erwarteten Borkenkäfer-Massenvermehrung rechnen die Forstleute damit, dass sich das gewohnte
Bild des Waldes verändert. Allein in 2018 musste HessenForst im Landeswald über zwei Millionen
Kubikmeter Fichtenholz wegen Sturmwurf und Borkenkäferbefall ernten. Fast dreimal soviel wie in
Normaljahren. Auch in 2019 wird mit einem erheblichen Schadholzanfall gerechnet.

Unter der Rinde fressen die Borkenkäfer-Larven zahlreiche Gänge, sodass der
Baum abstirbt. (Foto: H. Schneider, HessenForst)


Wald vor Käfern schützen

Dort wo Borkenkäfer Nadelwälder befallen, werden künftig auch abgestorbene Bäume stehen
bleiben müssen. Denn Fichten ohne Nadeln und Rinde können den Borkenkäfern nicht mehr als
Brutraum dienen. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, frisch befallene Bäume konsequent zu
ernten. Das erfordert unsere ganze Einsatzkraft. Nur so können wir den weiteren Befall
vermindern“, beschreibt Gerst die Lage. Die Brut der Käfer entwickelt sich unter der Rinde – die Larven sollen mit dem gefällten Holz aus dem Wald herausgefahren werden, bevor sie ausschlüpfen.
Die Försterinnen und Förster müssen den Befall frühzeitig erkennen, denn die Massenvermehrung
der nur 4 mm großen Schädlinge läuft rasant. Aus einem Käferweibchen können über den
Sommer hinweg bei trockener und warmer Witterung bis zu 30.000 neue Käfer entstehen. „Die
Bäume sind vom letzten Jahr geschwächt und der Wasserspeicher im Boden hat sich noch nicht
ausreichend gefüllt. Wenn noch ein trocken-heißer Sommer folgt, wäre das für den Wald eine
Katastrophe“, so Gerst.

Viele Baumarten leiden unter Dürre
Nicht nur die Fichte kämpft mit den Witterungsextremen. In Süd- und Mittelhessen sind viele
Kiefern von einem Pilz befallen, der die Triebe und später auch den ganzen Baum absterben lässt.
Buchen besiedeln den größten Teil des hessischen Waldes. Sie zeigen nach Erfahrungen der
Waldexperten die Folgen erst ein bis zwei Jahre nach der Trockenheit. Auch viele junge Bäume der nächsten Waldgeneration hat es getroffen. Sie konnten mit ihren kleinen Wurzeln schon früh kein Wasser mehr erreichen. Wenn im Frühjahr das Laub austreibt, wird sich zeigen, wie viele Jungpflanzen vertrocknet sind.

Mischwald gegen Klimaextreme
Für die Forstleute ist diese Situation eine große Herausforderung. „Wir unternehmen alles, um die
Schäden am Wald in Grenzen zu halten und hoffen, dass uns viel Regen dabei unterstützt“, richtet
Michael Gerst den Blick in die Zukunft. Denn der Jahrhundertsommer 2018 hinterlässt den
Försterinnen und Förstern auch für die nächsten Jahre zukunftsweisende Aufgaben: Auf
entstandenen Kahlflächen werden sie dafür sorgen, dass artenreiche Mischwälder die kommende
Waldgeneration bilden. „Seit rund 30 Jahren fördern wir Mischwälder“, betont Gerst. „Wir sind
davon überzeugt, dass ein Mix aus verschiedenen klimarobusten Nadel- und Laubbäumen den
Wald am besten auf die Risiken des Klimawandels vorbereitet“. Große personelle, organisatorische und finanzielle Anstrengungen seien notwendig, um den Wald fit zu machen für die zu erwartenden Klimaänderungen. „Bei der Wiederbewaldung kommt der Jagd eine besondere Bedeutung zu“, betont Gerst, „denn nur bei angepassten Wildbeständen können sich artenreiche, klimarobuste Mischwälder entwickeln“.

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