„Gastarbeiter“ museumsreif – Kabinett für Halit Yozgat im Stadtmuseum

Kassel(pm). „Der Begriff ‚Gastarbeiter‘ ist heute ein Fall für das Stadtmuseum, ähnlich wie ‚Spätaussiedler‘. Diese Begriffe bezeichnen historische Situationen, die heute abgeschlossen sind.“ sagt Boris Mijatovic, Sprecher der Kasseler Grünen. Beide Begriffe hätten die Stadt geprägt, spielten heute jedoch keine Rolle mehr. „Aus ‚Gastarbeitern‘ und ‚Spätaussiedlern‘ sind schon lange Mitbürger*innen, Nachbar*innen und Freund*innen geworden. Dennoch verdient ihre Geschichte Beachtung, denn sie ist Teil der Stadtgeschichte.“ In eine museale Präsentation gehörten typische Alltagsherausforderungen der Familien, aber auch die Darstellung der Arbeitsplätze, Wohnsituationen und ehrenamtliche Aktivitäten, zum Beispiel in Sportvereinen.

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Im Zuge der Debatte um die Gedenkkultur zum NSU-Mord an Halit Yozgat in Kassel vor 12 Jahren sei eine umfassende Darstellung der Einwanderungsgeschichte seit den 1950ern von besonderer Bedeutung. „Als Kinder von ‚Gastarbeitern‘ haben wir mitunter besondere Anforderungen für Akzeptanz erlebt.“, erinnert sich Mijatovic, dessen Vater Ende der 1960er aus Jugoslawien kam. „Vorurteile waren gängig und sind leider auch heute wieder verstärkt zu hören. Allein die Probleme mit dem Namen haben für viele spöttische Kommentare gesorgt. Das darf nicht wiederkommen.“ Aus Fremdenhass und Rassismus sind brutale Morde durch Rechtsextreme hervorgegangen. Daher fordert Mijatovic: „In einem Sonderkabinett muss Fremdenhass und der Mord an Halit Yozgat beschrieben werden.“ Dazu biete sich die Anschaffung des documenta-Kunstwerkes „77sqm_9:26min“ des Forensic Architecture London an, schlägt Mijatovic vor.

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