Bundestagswahlkampf: viral ist nicht alles

Olaf Dudek(EDR). Heute in vier Wochen wird der neue Bundestag gewählt. Aber wer im Landkreis Waldeck-Frankenberg antritt, für was die Kandidaten stehen und was sie für die Region erreichen wollen, so genau weiß man das eigentlich nicht, denn im Wahlkampf, selbst die sogenannte heiße Phase, setzen die Kandidaten auf Facebook, Instagram, Twitter & Co. Das mag den Parteien und Kandidaten Geld sparen, ob es Wähler außerhalb der eigenen Gefolgschaft bringt, darf man getrost bezweifeln, denn man erreicht eigentlich in der Hauptsache seine Follower. Und es kostet den geneigten Wähler nur ein Klick, um vor Wahlkampf-Bildchen in den sozialen Netzwerken verschont zu bleiben. Der Eindruck ist eher, man will sich gar nicht um Wähler wirklich bemühen.

Der Landkreis Waldeck-Frankenberg ist auf zwei Wahlkreise aufgeteilt:

Wahlkreis 167
Der Wahlkreis Waldeck (Wahlkreis 167): Der Wahlkreis umfasst die Städte und Gemeinden Bad Emstal, Bad Karlshafen, Baunatal, Breuna, Calden, Grebenstein, Habichtswald, Hofgeismar, Immenhausen, Liebenau, Naumburg, Oberweser, Reinhardshagen, Schauenburg, Trendelburg, Wahlsburg, Wolfhagen, Zierenberg und den Gutsbezirk Reinhardswald aus dem Landkreis Kassel sowie die Städte und Gemeinden Bad Arolsen, Bad Wildungen, Diemelsee, Diemelstadt, Edertal, Korbach, Lichtenfels, Twistetal, Volkmarsen, Waldeck und Willingen (Upland) aus dem Landkreis Waldeck-Frankenberg. Der Wahlkreis galt bisher als SPD-Hochburg und wurde von 1957 bis 2009 stets von den Direktkandidaten der SPD gewonnen. Bei der Bundestagswahl 2013 gewann die CDU mit ihrem Kandidaten Thomas Viesehon erstmals den Wahlkreis.

Für diesen Wahlkreis kandidieren:

Thomas Viesehon (CDU), der den Wahlkreis 2013 direkt gewann. Ab und zu tauchen bei Facebook gut gemacht, kleine Videos aus verschiedenen Orten des Wahlkreises auf, Allerdings nervt die Mickey Maus ähnliche Stimme etwas bei den Videos, man schaltet doch schnell ab.

Esther Dilcher(SPD), eine 52jährige Rechtsanwältin. Mehr erfährt man in Waldeck-Frankenberg eigentlich nicht.

Jürgen Frömmrich(Bündnis 90/Grüne), Frömmrich hat ist als Landtagsabgeordneter im Kreis bekannt, für was er im Bund stehen will, erfährt der Wähler auch nicht.

Jochen Rube(FDP), der 32jähriger Lehrer tritt zum ersten Mal an, hat einen aussichtsreichen Listenplatz, wenn sich die Prognosen bestätigen. Rube steht laut seiner Facebookseite für Freiheit und Bildung

Regina Preysing(Die Linke), Ingenieurin und Heilpraktikerin stammt ursprünglich aus dem Saarland, Sie ist Kreisvorsitzende der Linke in Waldeck-Frankenberg und Mitglied des Landesvorstandes Hessen.

Jan Ralf Nolte(AfD), der Soldat ist Fraktionsvorsitzender der AfD-Kreistagsfraktion, Landesvorsitzender der jungen Alternativen Hessen und im Bundesvorstand der jungen Alternativen. Die Positionen sind hinlänglich bekannt, Die AfD setzt auf die klassischen Wahlkampfstände in den Orten. Im Netz werden eher die üblichen Bildchen verteilt.

Vera Gleuel(freie Wähler), 65 Rentnerin.

Karin Puppel(Internationale Liste), 61, aktives Mitglied der IG Metall und kandidiert eigenständig.

zu den letzen beiden Kandidatinnen kann man nicht viel sagen, man kennt sie nicht.

Wahlkreis 170
Der Wahlkreis Schwalm-Eder (Wahlkreis 170): Der Wahlkreis umfasst den Schwalm-Eder-Kreis und den südlichen Teil des Landkreises Waldeck-Frankenberg mit den Gemeinden Allendorf (Eder), Battenberg (Eder), Bromskirchen, Burgwald, Frankenau, Frankenberg (Eder), Gemünden (Wohra), Haina (Kloster), Hatzfeld (Eder), Rosenthal und Vöhl. Der Wahlkreis gilt als SPD-Hochburg und wurde von Dr. Edgar Franke (SPD) direkt gewonnen.

Für diesen Wahlkreis kandidieren:

Dr. Edgar Franke (SPD), Franke hat hatte den Wahlkreis 2013 direkt geholt, ist als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses parteiübergreifend anerkannt. Hat bis den besten Wahlkampf abgeliefert, generalstabsmäßig geplant mit einer Mischung aus viral und Präsenz sowie vielen Veranstaltungen in seinem Wahlkreis.

Bernd Siebert (CDU), gehört dem Bundestag seit 1994 an, allerdings mit kurzer Unterbrechung. Bei der letzten Wahl als Nachrücker in den Bundestag gekommen. Tourt zwar durch den Wahlkreis, aber auch die Präsenz in den sozialen Medien ist eher mittelmäßig.

Dr. Bettina Hoffmann (Bündnis 90/Grüne), die 57 Dipl. Biologin ist Geschäftsführerin der Agentur Cognitio und ist sehr gut in der Region vernetzt, hauptsächlich über ihre Agentur mit dem Nationalpark, dem Umweltministerium und dem Naturpark Kellerwald. In Erscheinung getreten als Kandidatin ist sie bis nicht.

Heidemarie Scheuch-Paschkewitz(Die Linke), Dipl. Sozialpädagogin, eine von zwei Vorsitzenden der hessischen Linken.

Matthias Köhler(Freie Wähler), 36, Disponent.

Um ehrlich zu sein, von diesen beiden Kandidaten, also der Linken und der freien Wähler haben die meisten im Wahlkreis wohl noch nie gehört.

Albrecht Glaser(AfD), 75 und Stadtkämmerer a.D. Auch noch nie im Wahlkreis in Erscheinung getreten. Vielleicht ist es auch nur der Gnaden-Wahlkreis, um Glaser als Alterspräsident in den Bundestags zu hieven. 2017 hatte Glaser um das Amt des Bundespräsidenten kandidiert.

Elias Knell(FDP),28, Assistent der Geschäftsführung im Versandhandel, setzt seine politischen Schwerpunkt auf die Landwirtschaft, Jagd und Nordhessen, einer Region die nach Aussage auf der Facebookseite alle Chancen hat.

Tatsache ist nun mal, dass die größte Wählergruppe die Menschen 60+ ist, gefolgt von den 18-30jährigen. Die sind zwar politisch interessiert, aber nicht sonderlich wahlfreudig. Und die größte Teil der Wähler entscheidet sich erst in der Wahlkabine, die klassische Parteientreue gibt es nicht mehr, die Wahlumfragen „wenn.. wäre“ taugen noch nicht mal als Trend, eher als Meinungsmache. Das haben alle Wahlen der letzten Zeit,national und international, gezeigt. Die Prognose nach Schließung der Wahllokale ist die einzige Vorhersage, die man ernst nehmen kann. Und da wird es für manche Parteien und Kandidaten lange Gesichter oder freudige Überraschung geben, auch in den beiden Wahlkreisen in Waldeck-Frankenberg.

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